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0:3 in Hannover: Der Club bleibt ein Abstiegskandidat

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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29.4.2023, 22:30 Uhr
Kampf um den Ball: Nathaniel Brown (li.) gegen den Ex-Nürnberger Cedric Teuchert.

© Gregor Fischer, dpa Kampf um den Ball: Nathaniel Brown (li.) gegen den Ex-Nürnberger Cedric Teuchert.

Seine Reise in die Vergangenheit schien ihm anfangs sehr zu gefallen. Sein Wohnort Bad Nenndorf ist nicht weit entfernt von Hannover, als Spieler und Trainer hat Dieter Hecking bei 96 durchaus Spuren hinterlassen. Deshalb ist er nach wie vor ein gern gesehener Gast und musste am Samstagabend viele Hände schütteln im Niedersachsenstadion.

Ein gern gesehener Gast ist auch sein im bisherigen Rundenverlauf ziemlich auswärtsschwacher 1. FC Nürnberg, den er auch deswegen seit Ende Februar höchstpersönlich vor dem Abstieg in die dritte Liga bewahren soll, irgendwie. In der neuen Saison, das stellte Hecking vorab bei "Sport 1" aber klar, wird er definitiv nicht mehr Trainer sein.

"Das schließe ich aus", sagte er, "ich habe ab 1. Juli wieder einen Vertrag als Sportvorstand." In welcher Spielklasse seine Nürnberger Mannschaft künftig antreten wird, ist allerdings weiter offen; mit der happigen 0:3 (0:1)-Niederlage bei Hannover 96 ist der Vorsprung auf die hintersten Plätze wieder etwas zusammengeschmolzen.

Club mit gutem Beginn

Vier Punkte sind es noch bis Rang 16 und fünf bis Rang 17, was sich am Sonntag, wenn der Letzte SV Sandhausen auf den Vorletzten Jahn Regensburg trifft, allerdings noch zum Nachteil des zunächst ordentlich mithaltenden 1. FC Nürnberg verändern kann; erst kurz vor der Pause erzielte Julian Börner per Kopf nach einem Freistoß die Führung für die Niedersachsen.

Weil Derrick Köhn in der 49. Minute mit einem sehenswerten Linksschuss gleich den zweiten Treffer nachlegte, lag der Club beizeiten doch relativ aussichtslos zurück, Maximilian Beier machte 20 Minuten vor Schluss alles klar. 0:3 - der 1. FC Nürnberg ist seit dem späten Samstagabend wieder ein ernstzunehmender Abstiegskandidat.

Hannover hatte von den sechs Heimspielen zuvor lediglich eins gewinnen können und hätte sich auch über einen Rückstand nicht beschweren können. Felix Lohkemper (5./34.) ließ die besten Möglichkeiten im ersten Durchgang aus, der auffällige Lino Tempelmann prüfte Ron-Robert Zieler früh aus der Distanz.

Zentimeter-Entscheidung

Der Club war richtig gut drin im Spiel, musste hinten aber vor allem Beier im Auge behalten, der gleich an zwei Hereingaben knapp vorbeirutschte (7./11.), der Ex-Nürnberger Cedric Teuchert prüfte Peter Vindahl (31.). Auch einen Beier-Kopfball parierte der Däne mühelos, war in der 43. Minute aber machtlos.

Börner musste eine Freistoß-Flanke aus wenigen Metern und stark abseitsverdächtiger Position nur noch einnicken, der VAR gab kurz drauf sein Okay. Zentimeter entschieden gegen den lange mutig anlaufenden Club, dessen Probleme in der Rückwärtsbewegung aber nicht zu übersehen waren.

Verschärfte 96 das Tempo, liefen die Nürnberger oft bloß hinterher, Louis Schaub scheiterte mit seinem Abschluss nach flotter Kombination am Außenpfosten; auch vor Köhns 0:2, erzielt aus hablinker Position, verhielt sich der Defensivverbund zu passiv und wich zurück, anstatt den Schützen energisch zu attackieren.

Geis' ungenauer Pass

"Ein Gegner, den wir schlagen können, vielleicht sogar schlagen müssen", so hatte Hannovers Trainer Stefan Leitl den Ex-Verein vorab eingestuft, sein Kollege sah das mit umgekehrten Vorzeichen sehr ähnlich. Hecking hatte die selbe Elf wie beim 2:0 gegen Düsseldorf beginnen lassen, erst nach knapp einer Stunde brachte er Kwadwo Duah.

Der Club betrieb weiter einen hohen Aufwand, stieß in der verbleibenden Spielzeit aber nur noch selten gefährlich ins letzte Platzdrittel vor. Hannover nutzte die sich bietenden Räume eiskalt, wenngleich Beiers 3:0 (70.) ein ungenauer Pass von Johannes Geis im Zentrum vorausging, Teuchert und Schaub bereiteten danach glänzend vor.

Duah verpasste per Hacke den Ehrentreffer, Havard Nielsens 4:0 in der Nachspielzeit kassierte der VAR wieder ein. Außen versank Dieter Hecking trotzdem in seinem Trainer-Stuhl - sein letzter Besuch im Niedersachsenstadion hätte deprimierender nicht sein können.

Hannover: Zieler; Neumann, Börner, Arrey-Mbi - Dehm, Besuschkow, Kunze (87. Leopold), Köhn (88. Celebi) - Schaub (71. Ernst) - Beier (82. Foti), Teuchert (71. Nielsen).

Nürnberg: Vindahl; Valentini, Schindler, Horn, Brown - Flick (68. Geis) - Goller (58. Duah), Tempelmann, Möller Daehli, Schleimer (68. Köpke) - Lohkemper.

Schiedsrichter: Hempel (Großnaundorf). - Zuschauer: 28.500. - Tore: 1:0 Börner (43.), 2:0 Köhn (49.), 3:0 Beier (70.), - Gelbe Karten: Kunze (11) / Horn.

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