Erster Erfolg in der Liga

3:2 in Osnabrück: Der 1. FC Nürnberg überzeugt erst und zittert sich dann zum Sieg

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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20.8.2023, 15:45 Uhr
Der Club oben auf: Der 3:2-Erfolg in Osnabrück war allerdings ein am Ende unnötig hartes Stück Arbeit für den 1. FC Nürnberg.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Der Club oben auf: Der 3:2-Erfolg in Osnabrück war allerdings ein am Ende unnötig hartes Stück Arbeit für den 1. FC Nürnberg.

In den Tagen zuvor hatte Cristian Fiél immer wieder angemahnt, diesen 9:1-Erfolg im DFB-Pokal nicht zu überbewerten. Eine echte Herausforderung waren die tapferen Amateure aus Oberneuland nicht, großen Anlass, seine Startformation zu verändern, spürte Nürnbergs Trainer allerdings auch nicht. Die elf Fußballer, die eine Woche zuvor den Club in der ersten Halbzeit sehr seriös auf einen sehr guten Weg Richtung zweite Pokalrunde gebracht hatten, durften auch diesmal von Beginn an ran.

Auch diesmal hatten sie den 1. FC Nürnberg in der ersten Halbzeit auf einen guten Weg gebracht, allerdings leuchtete auf der Anzeigetafel an der Bremer Brücke nur ein 0:1, es blieb also auch nach dem Seitenwechsel noch viel Arbeit zu verrichten. Und zwar bis zur letzten Sekunde, obwohl die Gäste zwischenzeitlich 3:0 geführt hatten. Am Ende feierte der Club zitternd einen 3:2-Erfolg.

In der Liga hatten sowohl die Nürnberger als auch die Osnabrücker bisher nur einen Punkt gesammelt, es ging bei sommerlichen 26 Grad also für beide um den ersten Sieg und darum, dass sich das Wort "Fehlstart" möglichst nicht in die Schlagzeilen einschleichen konnte. Einen persönlichen Fehlstart erlebte der zuletzt schon beim 2:2 gegen Hannover 96 so unglückliche James Lawrence. In der dritten Minute wehrte Nürnbergs Innenverteidiger einen Schuss von Noel Niemann mit dem Kopf ab, blieb benommen liegen und wurde 17 Minuten später für Jannes Horn ausgewechselt. Auch Lawrence' Nebenmann, Ahmet Gürleyen, wirkte zu Beginn nicht ganz auf der Höhe. In der zwölften Minute ließ er den früheren Nürnberger Erik Engelhardt entwischen, dessen Abschluss nur knapp über Christian Mathenia und die Latte strich.

Can Uzun erneut im Mittelpunkt

Bei den Gästen stand erneut vor allem Can Uzun im Mittelpunkt. In der neunten Minute war er in aussichtsreicher Position nur durch ein Foul zu stoppen - und musste später in der Pause aufgrund dieses Schlags gegen das Knie in der Kabine bleiben. Nach 28 Minuten gab er einen zunächst harmlosen Versuch aus der Distanz ab, drei Minuten später eroberte er stark den Ball, geriet vor dem Abschluss aber etwas ins Straucheln (31.), wieder drei Minuten später wurde er im Strafraum geblockt und konnte Kanji Okunuki im Nachschuss nicht vollstrecken (34.), nach der daraus folgenden Ecke zappelte der Ball im Netz, Torschütze, natürlich: Can Uzun (35.).

Als wenig später Pause war, stand es wieder 9:1 für den 1. FC Nürnberg - allerdings nur nach Ecken, ansonsten begegneten sich beide Mannschaften auf Augenhöhe.

Die Befürchtung lag aus Nürnberger Sicht nahe, der ehemalige Nürnberger Co-Trainer Tobias Schweinsteiger könnte bestens vorbereitet sein auf seinen ehemaligen Arbeitgeber, wobei der Osnabrücker Chef im Vorfeld betont hatte, dass sich seit seinem Wechsel viel verändert hat beim Club. Dies schien sich vor allem in der zweiten Halbzeit zu bestätigen, in der die Gäste die Räume gut zu nutzen wussten. Obwohl Uzun dick bandagiert auf der Bank Platz nahm, wurde der Auftritt nicht schlechter. Nachdem die Gastgeber noch einen Warnschuss abgegeben hatten (52.) kamen erst einmal nur noch Nürnbergs Fußballer zu Chancen. Nathaniel Brown hätte nach einer schönen Kombination mit den auffälligen Okunuki und Schleimer durchaus das 2:0 erzielen können, anschließend jubelten seine beiden Vorarbeiter.

Zunächst durfte sich der Japaner über einen Aussetzer von VfL-Torhüter Lennart Grill freuen, weil er vor seinem Abstauber aber im Abseits stand, wurde sein Premierentor schnell wieder aberkannt (61.). Lukas Schleimers Freude wurde dagegen nicht vom Video-Schiedsrichter kassiert, nach 70 Minuten drosch er den Ball unter die Latte.

Gedanklich schon unter der Dusche

Die Partie schien jetzt entschieden zu sein, erst recht nachdem der für Uzun eingewechselte Benjamin Goller erst mutterseelenallein den dritten Treffer vergab (80.) und dann doch noch zum 3:0 traf, weil die Osnabrücker erneut bei einer Ecke in Tiefschlaf verfallen waren (84.). Gürleyen und Horn hatten ihre Kopfballduelle gewonnen, Goller brachte den Ball gedankenschnell über die Linie.

Wie angekratzt das Selbstvertrauen der Mannschaft immer noch ist, zeigte sich dann im Anschluss. Direkt im Anschluss an das dritte Nürnberger Tor durfte Christian Conteh den Anschlusstreffer erzielen (86.) und weil die Gäste nun trotzdem gedanklich offenbar schon unter der Dusche waren, verkürzte Conteh nur zwei Minuten später sogar noch auf 2:3 (88.).

Im Vorfeld hatte Fiél vor der Atmosphäre an der Bremer Brücke gewarnt, erst jetzt zeigte sich aber, wie laut dieses enge Stadion mitten in der Stadt sein kann. Sieben Minuten Nachspielzeit gönnte Schiedsrichter Sascha Stegemann dem VfL und seinen Fans und tatsächlich musste der 1. FC Nürnberg nun alles aufbieten, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Vor allem der Zusammenprall von Torhüter Christian Mathenia mit Brown und dem Osnabrücker Bashkim Ajdini (90.+7) sah übel aus, eine Riesenchance später war aus Nürnberger Sicht endlich Schluss.

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