1:2 gegen Schalke

Achter statt Sechster: Warum Club-Trainer Klauß keinen Bock auf Party hatte

Uli Digmayer

Sportredaktion

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15.5.2022, 22:58 Uhr
Keine Lust auf Party: Club-Trainer Robert Klauß konnte mit den kollektiven Feierlichkeiten nicht viel anfangen.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Keine Lust auf Party: Club-Trainer Robert Klauß konnte mit den kollektiven Feierlichkeiten nicht viel anfangen.

Als die euphorisierten Fans des FC Schalke 04 gemeinsam mit ihren Freunden vom 1. FC Nürnberg den Rasen des Max-Morlock-Stadions geflutet hatten und Knappen-Kapitän Danny Latza unter tosendem Jubel die gern als "Radkappe" verspottete Trophäe des Zweitliga-Meisters in die Höhe stemmte, war Robert Klauß längst in der Kabine verschwunden. Mit der kollektiven königsblauen und rot-schwarzen Glückseligkeit konnte der Club-Trainer in diesem Moment nicht wirklich viel anfangen.

"Anderen beim Feiern zusehen ist immer frustrierend und macht auch keinen Spaß", gestand Klauß, der sich zudem maßlos über die noch nicht näher diagnostizierte Bänderverletzung von Lino Tempelmann ärgerte und deshalb auch lieber Schiedsrichter Sascha Stegemann aus dem Weg gegangen war. "Aus reinem Selbstschutz", wie der bereits während des Spiels verwarnte Trainer betonte. Seiner Meinung nach hätte der Referee das mehrfach gelbwürdige Einsteigen des Japaners Ko Itakura nämlich viel früher unterbinden müssen.

Das 0:1? Schwer zu verhindern

Natürlich gratulierte Klauß seinem Kollegen Mike Büskens in der Pressekonferenz artig zum verdienten Aufstieg und würdigte auch die imponierende Erfolgsserie, die die Gäste aus Gelsenkirchen in der Rückrunde hingelegt hatte. "Aber für mich war das heute kein Fest. Wir wollten gewinnen und selbst jubeln. Aber wir haben 1:2 verloren, deshalb bin ich enttäuscht."

Dabei war Klauß generell mit der Leistung seiner Elf an diesem 34. Spieltag durchaus "sehr einverstanden" gewesen. Das frühe 0:1 durch Rodrigo Zalazars Sensationstor aus 59 Metern (15.) sei eben ein "kompletter Geniestreich" gewesen - und somit schwer zu verhindern. Simon Teroddes 30. Saisontreffer aber, den der Zweitliga-Rekordtorjäger nur zwei Minuten nach Lukas Schleimers 1:1 (86.) hatte folgen lassen, "dürfen wir so nie kassieren".

In der Tat konnte die letzte Aktion dieser Saison, die vom Club in Erinnerung bleiben wird, fast ein bisschen symbolisch stehen für den Verlauf der gesamten Spielzeit. In der entscheidenden Situation hatten sie ein bisschen die Orientierung verloren, weil offenbar keiner so recht wusste, wo man denn eigentlich hinwollte.

Zumindest konnte man das so verstehen, als Florian Hübner den späten Genickschlag zu schildern versuchte. "Ein bisschen wild" habe man da verteidigt, gestand der erfahrene Innenverteidiger mit Blick auf die entblößte, völlig unsortierte Nürnberger Deckung und fügte erklärend an: "Da hat die Kommunikation nicht ganz gestimmt, ob wir noch den Dreier brauchen, um eine bessere Platzierung zu erzielen." Weshalb die Mannschaft offenbar noch einmal alles nach vorne werfen wollte und dem renitenten Aufsteiger prompt ins offene Messer lief.

Auf der Suche nach der Balance

"Ganz bitter" sei diese Niederlage, befand Hübner, in der Kabine sei die Stimmung "nicht ganz so gut" gewesen. Vermutlich hatte sich dort dann auch herumgesprochen, dass ein Remis gegen den Spitzenreiter durchaus gereicht hätte, um die Saison auf einem respektablen sechsten Platz abzuschließen. "Schade, das wäre ein Erfolg gewesen", ärgerte sich Klauß, nachdem man nach Paderborn auf der Zielgeraden auch noch Heidenheim in der Tabelle vorbeiziehen lassen musste: "Sechster hört sich einfach besser an als Achter."

Da aber auch mit Platz acht gerade noch das im Sommer von Sportvorstand Dieter Hecking offiziell proklamierte Plansoll als erfüllt gilt, mochte der Trainer mit seiner Mannschaft, die von den letzten acht Partien nur eines gewinnen konnte und in der Rückrunde drei Punkte weniger holte als in der Vorrunde (27), nicht allzu hart ins Gericht gehen. "Gut ist, dass wir unser Saisonziel relativ zeitig erreicht haben", befand Klauß.

Der 37-Jährige räumte aber auch ein, dass nach der unerwarteten 2:4-Heimpleite gegen Sandhausen am 31. Spieltag "ein klarer Bruch" zu erkennen gewesen sei. "Da hat man gemerkt, dass wir aus diesem Traum, der kurzzeitig gelebt werden konnte, in die Realität zurückgeholt wurden." Als die kleine Euphorie verflogen war, habe "die letzte Überzeugung" gefehlt - und mitunter auch "ein bisschen Qualität, um enge Spiele auf unsere Seite zu ziehen".

Die finale Niederlage gegen Schalke könne sogar sinnbildlich stehen für eine Saison, in der es der Club gerade in dominanten Phasen an Effizienz missen ließ, während dem Gegner oft eine oder zwei Situationen reichten, um ein Tor zu erzielen. "Da müssen wir eine bessere Balance finden in der neuen Saison", mahnte Klauß. Zumindest, wenn man am Ende im eigenen Stadion nicht wieder nur den anderen beim Feiern zusehen möchte.

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