Kommentar

Aufstieg verpasst, Saisonziel erreicht: Der Club steht da, wo er hingehört

Uli Digmayer

Sportredaktion

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30.4.2022, 22:25 Uhr

Der Traum vom großen Coup platzte für die Profis des 1. FC Nürnberg am Samstagabend sozusagen auf der heimischen Couch. Dass es das wohl war mit der eh nur noch minimalen Aufstiegschance, hatten sie bereits am Freitag nach dem 1:1 beim FC St Pauli geahnt. Durch den 6:0-Heimsieg des SV Darmstadt 98 gegen Erzgebirge Aue am Samstagabend steht nun auch rechnerisch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass der Club in seine vierte Zweitliga-Saison in Folge gehen wird.

Die Enttäuschung darüber dürfte sich allerdings in Grenzen halten. Weil man gefühlt ja schon nach dem ernüchternden 2:4 gegen den SV Sandhausen aus dem Rennen war, aber auch, weil es eigentlich keinen Grund gibt, mit einer durchaus respektablen Saison zu hadern.

Auch wenn der große Coup nicht gelang, kann Trainer Robert Klauß mit seiner zweiten Saison durchaus zufrieden sein.

Auch wenn der große Coup nicht gelang, kann Trainer Robert Klauß mit seiner zweiten Saison durchaus zufrieden sein. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Nach dem traumatischen Fast-Absturz in die 3. Liga folgte unter dem neuen Trainer Robert Klauß mit einem elften Tabellenrang zunächst das erhoffte, wenn auch mitunter noch etwas holprige Jahr der sportlichen Stabilisierung, an das sich nun eine sorgenfreie Spielzeit anschloss, die phasenweise sogar richtig Spaß gemacht hat, Emotionen auslöste und die Fans nach langer pandemiebedingter Absenz zurück ins Max-Morlock-Stadion lockte. Mit der offiziellen Zielsetzung, auf einem Platz zwischen fünf und acht einzulaufen, hatten die Verantwortlichen am Valznerweiher das Leistungsvermögen ihrer dezent, aber sinnvoll verstärkten Mannschaft im Sommer durchaus realistisch eingeschätzt. Das Plansoll war trotz der bitteren Heimniederlage gegen Sandhausen bereits am 31. Spieltag erfüllt worden, der nächste kleine Entwicklungsschritt ist vollzogen.

Die Tabelle lügt nicht

Dass der Club fast bis zuletzt Kontakt zu den Aufstiegsrängen hielt und sogar ein bisschen vom großen Glück träumen durfte, muss als netter Bonus gewertet werden. Die Tabelle lügt nicht, heißt es, nüchtern betrachtet steht Klauß‘ Elf aktuell da, wo sie ungefähr hingehört. Mehr war in dieser ja gern als stärkste Zweite Liga aller Zeiten gehypten Ansammlung prominenter Ex-Bundesligisten mit dem vorhandenen Personal, das eben nur zum Teil höheren Ansprüchen genügte und doch sehr konstant die nötige Konstanz vermissen ließ, kaum drin.

Dass rückblickend wohl vermeidbare Punktverluste gegen Kellerkinder wie Ingolstadt, Dresden oder Sandhausen eine bessere Platzierung kosteten, ist ärgerlich, war aber eben auch kein Zufall. An guten Tagen konnte dieses grundsympathische Team nahezu jeden Gegner schlagen, an schlechten aber auch gegen jeden verlieren.

Auf Sportvorstand Dieter Hecking wartet nun der knifflige Spagat, zum einen die gestiegene Erwartungshaltung im Umfeld, das sich auf Dauer wohl kaum mit einem Status als solider Zweitligist zufriedengeben mag, zu bedienen, dabei aber nicht die Bodenhaftung und das Gespür für die Realitäten zu verlieren. Denn auch in der kommenden Saison wird der Altmeister kein logischer Aufstiegskandidat sein.

Zwar dürfte das Fußball-Unterhaus ohne Schwergewichte wie Schalke, Bremen oder vielleicht sogar auch den HSV auf den ersten Blick etwas weniger furchteinflößend wirken, doch bleiben noch genügend ambitionierte Konkurrenten, die dem Club von den finanziellen Rahmenbedingungen her mindestens ebenbürtig oder sogar überlegen sind. Auch wenn das viele Traditionalisten nicht gerne hören mögen.

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