Lehre aus dem Heidenheimspiel

Der Club auf der Suche nach dem neuen Tom Krauß

Fadi Keblawi

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16.8.2022, 15:00 Uhr
Alle mit sich selbst beschäftigt: Der Club nach dem 0:3 gegen Heidenheim.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Alle mit sich selbst beschäftigt: Der Club nach dem 0:3 gegen Heidenheim.

Tom Krauß hatte ein sehr schönes Wochenende und schrieb darüber. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter konnte man also von Krauß lesen: "Das erste Heimspiel und dann auch noch diese wahnsinnige Stimmung." Dazu stellte Krauß noch zwei Herzen, eines in blau und eines in weiß - die Vereinsfarben des FC Schalke 04. Erst seit dem Sommer spielt Krauß in Gelsenkirchen Fußball. Welche Wucht sich dort entwickeln kann, erlebte er am Samstag erstmals hautnah.

Spät und mit viel Leidenschaft hatte sich der Aufsteiger da ein 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach erkämpft und die Arena bebte. An seinem alten Arbeitsort ging es etwas trauriger zu. Sie hätten Krauß ja gerne beim 1. FC Nürnberg behalten, das hätte aber wohl nur bei einem Aufstieg in die erste Liga geklappt. Das hatte nicht funktioniert und so ging Krauß.

Ein Thema war er am Wochenende am Valznerweiher aber auch. Ohne Krauß und vor allem ohne allzu große Leidenschaft hatte der Club ja gegen den 1. FC Heidenheim 0:3 verloren. Auf der Suche nach den Ursachen kam unter anderem Trainer Robert Klauß irgendwann auch bei Krauß an.

Sie waren ja nicht gut in dieses Spiel gestartet am Freitag. Klauß sah das, die Zuschauer sahen das, und die Spieler merkten das. Trotzdem stand es zur Trinkpause nach 20 Minuten immer noch nur 0:0. Klauß sagte das auch seinen Spielern, dass da jetzt durchaus die Gelegenheit bestünde, die schlechten 20 mit guten 70 Minuten vergessen machen zu lassen.

Der Kapitän mahnt

Nur fehlte seiner Mannschaft der Glaube daran, es wurde dann alles nur schlechter. Es fehlte der Glaube - und es fehlte einer wie Krauß, einer der anführt. Bei dieser Führung geht es Klauß gar nicht darum, dass einer durch Worte aufrüttelt. Er hat solche Spieler schon auch, aber der vielleicht wichtigste von ihnen saß am Freitag nur auf der Tribüne: Kapitän Christopher Schindler.

Es wäre aber auch anders gegangen, sagte Klauß: "Tom Krauß hat nicht geführt mit Lautstärke, sondern mit Aktionen. Der hat dann mal ein Foul gemacht, mal enge Zweikämpfe gewonnen hat - so etwas hat uns am Freitag gefehlt. Dabei haben wir Spieler, die so etwas können. Die waren aber zu sehr mit sich selbst beschäftigt."

Ein kleiner Trost

So ähnlich hat das Schindler beobachtet - und in der neuen Ausgabe des Podcasts "Ka Depp" auch darüber gesprochen. "Heidenheim hat uns sehr oft in unangenehme Situationen gebracht auf dem Platz", sagt Schindler da, "manchmal kann man das Momentum drehen, wenn man so eine Phase übersteht." Manchmal aber auch nicht, wie am Freitag gesehen.

"Wir brauchen mehr Spieler, die Verantwortung übernehmen", sagt auch Schindler. Und einen kleinen Trost hat er in dieser Hinsicht auch noch. Man kann so etwas lernen, glaubt er. Am besten für den Club wäre es, wenn das während dieser Saison noch klappt.

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