Schönes Jubiläum

Der Club feiert den Sankt-Schleusener-Tag

Fadi Keblawi

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11.7.2022, 12:44 Uhr
Schöner war es nie: Fabian Schleusener hat sich gerade zu einer Nürnberger Legende gemacht.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN Schöner war es nie: Fabian Schleusener hat sich gerade zu einer Nürnberger Legende gemacht.

Das schönste Club-Tor der mindestens letzten zehn Jahre kommt in Sachen Ästhetik eher kümmerlich daher. Es beginnt bei Christian Mathenia. Der Torwart verzichtet auf den Spielaufbau und schlägt den Ball einfach weit nach vorne. Er findet: Fabian Schleusener, der als Hoffnungsträger des 1. FC Nürnberg verpflichtet worden war, dann aber einfach nie ins Tor getroffen hat.

Die Rettung im Relegationsrückspiel

Schleusener macht das, was man leider von ihm erwarten muss: Er köpfelt den Ball aus der Gefahrenzone. Der Ball landet beim eher schlaksigen Patrick Erras, dem auch nicht viel mehr einfällt als hoch und weit.

Am Ende der Bogenlampe steht wieder Schleusener. Am Ende der Bogenlampe steht vor allem auch Schleuseners Fußspitze und von der hoppelt der Ball in unverschämter Gemütlichkeit ins Tor. Der Rest ist Geschichte und seit diesem 11. Juli 2020 in Ingolstadt darf rund um den Club einmal im Jahr der Sankt-Schleusener-Tag gefeiert werden. Dieses wirklich bemerkenswert hässliche Tor rettete den Club in der 96. Minute des Relegationsrückspiels vor dem Abstieg in die dritte Liga.

Heilig gesprochen wurde Schleusener danach nicht wirklich. Es hätte sich in Nürnberg aber sicherlich ein Weg gefunden, hätte er an diesem Abend der 96. Minute direkt darum gebeten. Schleusener aber ist einfach Angreifer geblieben, ein glückloser bis zum Ende seiner Zeit am Valznerweiher. Wirklich böse war ihm deswegen in Nürnberg aber niemand. Nie zuvor ist ein Spieler mit seiner Bilanz so gut in Erinnerung geblieben.

Dass sie beim Club inzwischen wieder ganz andere Dinge planen können, als darüber nachzudenken, wie man ein Jahr in der dritten Liga finanziell überlebt, das haben sie in letzter Konsequenz Schleuseners Fußspitze zu verdanken (und dem armen Ingolstädter Verteidiger, der ein paar Zentimeter vor der Torlinie noch sehr formschön am trudelnden Ball vorbeigegrätscht ist).

Erstmals nach dem Abstieg wirkt der Club stabil

Seitdem ist dem Club einiges gelungen, was in der schrecklichen Spielzeit 2019/20 noch schief gegangen wäre. Von Fußspitzen in Relegationsrückspielen scheint der 1. FC Nürnberg des Jahrgangs 2022/23 nicht mehr abhängig zu sein. Erstmals nach dem Abstieg 2019 wirkt der Club in sportlicher Hinsicht stabil, woran auch das ein oder andere misslungene Testspiel in der Sommervorbereitung nichts ändert.

Mit etwas Glück dürfen sie sich ob der konzentrierten Aufbauarbeit nach dem Beinahe-Zusammenbruch im kommenden Sommer wieder Erstligist nennen. Die Tore auf dem Weg dahin sollen andere schießen, Schleusener sucht sein Glück längst in Karlsruhe. Dort trifft er sogar wieder häufiger ins Tor. Aber keines seiner Tore für den KSC war so hässlichschön wie das von Ingolstadt in der 96. Minute. Der Sankt-Schleusener-Tag bleibt auf alle Zeit ein rein Nürnberger Feiertag.

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