Torreiche Vergangenheit

Der Club gegen Darmstadt: Ein Spiel mit Wildheits-Garantie

Fadi Keblawi

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30.3.2023, 05:55 Uhr
Manchmal werden auch Tore verhindert, wenn der Club gegen Darmstadt spielt: Enrico Valentini foult Braydon Manu.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN Manchmal werden auch Tore verhindert, wenn der Club gegen Darmstadt spielt: Enrico Valentini foult Braydon Manu.

Als sich der SV Darmstadt 98 und der 1. FC Nürnberg am 2. Juni 1985 zu einem Zweitligaspiel trafen, ahnte wohl keiner der Beteiligten, dass es das letzte Mal für sehr lange Zeit sein würde. Der Club verabschiedete sich kurz nach dem 4:0-Erfolg am Böllenfalltor in Richtung erste Liga und Darmstadt bleib Zweitligist - vorerst zumindest, die Lilien stürzten danach noch weiter in die Untiefen des deutschen Ligafußballs. Erst 10739 Tage später stand man sich wieder in einem Pflichtspiel gegenüber.

In den elf Pflichtspielen seitdem scheinen sich die beiden Vereine immer wieder an die gegenseitige Verbindung erinnern zu wollen. Wenn der Club gegen Darmstadt spielt, ist auf jeden Fall fast immer Spektakel. 37 Tore sind in diesen elf Spielen gefallen - mehr sind es in einem vergleichbaren Zeitraum mit Blick auf die aktuelle Zweitligakonkurrenz aus Nürnberger Sicht nur gegen den 1. FC Heidenheim (41), den Hamburger SV (39) und Eintracht Braunschweig (40).

Ein paar dieser Spiele zwischen Nürnberg und Darmstadt lohnen noch einmal einen intensiveren Blick zurück.

Das Wiedersehen

Am 27. Oktober 2014 war das Böllenfalltor ausverkauft. Das lag allerdings weniger daran, dass sich beim 1. FC Nürnberg der Trainer Valerien Ismael gerade um die Geburt einer neuen Mannschaft nach dem Erstliga-Aufstieg kümmerte. Der wirkliche Aufreger war der SV Darmstadt, der gerade mit dem Torwart Christian Mathenia und dem Mittelfeldspieler Hanno Behrens in zwei spektakulären Relegationsspielen gegen Arminia Bielefeld die Rückkehr in die zweite Liga geschafft hatte und dort einfach erfolgreich blieb.

Das bekam auch der Club zu spüren, der nach einem weitestgehend uninspirierten Auftritt 0:3 verlor und spätestens zu diesem Zeitpunkt der Saison eine Ahnung davon bekam, dass der direkte Wiederaufstieg erst einmal vertagt werden muss. Stattdessen war am Saisonende Darmstadt Erstligist und Nürnberg wurde nicht mehr von Ismael trainiert.

Definition der Wildheit

Tatsächlich ließ der Nürnberger Aufstieg noch knapp vier Jahre auf sich warten. Auf dem Weg dahin spielte wieder ein Auftritt in Darmstadt eine Rolle. Beteiligt war erneut Hanno Behrens - allerdings jetzt im Trikot des Clubs. Nicht nur Behrens sah an diesem Abend im Oktober 2017: ein Spektakel. "Scheinbar gehört das hier für uns dazu", sagte Behrens im Rückblick auf dieses 4:3, das den Club auf Platz drei beförderte.

Nach der frühen Darmstädter Führung kam der Club eindrucksvoll zurück, führte 3:1 und 4:2, musste nach einem Eigentor von Eduard Löwen am Ende doch noch einmal seriös verteidigen. Es gelang, weshalb der Trainer Michael Köllner hinterher wieder einmal schwärmen durfte: "Uns war bewusst, was uns hier erwartet. Umso glücklicher bin ich, dass unsere jungen Burschen dem Druck standgehalten haben, vor allem nach dem frühen 0:1." Dem Druck hielten sie bis zum Ende stand und Köllner wurde ein Aufstiegstrainer.

Der letzte Heimsieg

Das hätte auch Robert Klauß werden können. Köllners Nach-Nach-Nachfolger hatten in Nürnberg schon schnell festgestellt, dass "der Club Drama gut kann". Er sagte das nach einem Spiel gegen: Darmstadt. Und auch beim letzten Heimsieg am 29. Spieltag der Vorsaison gab es Drama und Spektakel. Am Ende hatte sich der Club 3:1 durchgesetzt, stieg aber trotzdem nicht auf. So kommt es jetzt am Freitag (18.30 Uhr) zum schnellen Wiedersehen mit den Lilien - 365 Tage nach dem letzten Treffen im Max-Morlock-Stadion.

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