Immer wieder Darmstadt: Club-Kapitän sieht Parallelen

17.9.2019, 06:00 Uhr
Der Gesichtsausdruck von Hanno Behrens verrät es schnell: Ein Punkt in Darmstadt war am Ende für den Club enttäuschend.

© Sportfoto Zink Der Gesichtsausdruck von Hanno Behrens verrät es schnell: Ein Punkt in Darmstadt war am Ende für den Club enttäuschend.

Hanno Behrens fühlte sich spontan an das letzte Zusammentreffen am Böllenfalltor erinnert. "Vor zwei Jahren war es auch ein wildes Spiel in Darmstadt – scheinbar gehört das für uns hier dazu", befand der Kapitän des 1. FC Nürnberg nach dem spektakulären 3:3 schmunzelnd.

Überhaupt wies das Gastspiel in Südhessen erstaunliche Parallelen zu jener nicht minder denkwürdigen Partie vom 16. Oktober 2017 auf. Auch damals waren die Lilien nach exakt sechs Minuten in Führung gegangen, auch damals hatte der Club relativ schnell ausgeglichen und – allerdings kurz nach statt kurz vor der Pause – etwas schmeichelhaft auf 2:1 erhöht. Der gravierende Unterschied: Mikael Ishak legte das wichtige 3:1 nach, es war die Basis eines 4:3-Erfolgs.

Die Abgebrühtheit fehlt

Weil vor allem Robin Hack und Nikola Dovedan reizvolle Chancen, "die man schon finalisieren kann", wie Trainer Damir Canadi anmerkte, liegen ließen, mussten sich die Franken diesmal am Ende mit einem Remis begnügen. Bereits zuvor im Heimspiel gegen Heidenheim (2:2) hatte eine fahrlässige Chancenverwertung die späte Aufholjagd der Gäste erst ermöglicht. "Wir müssen einfach wie schon gegen Heidenheim das dritte Tor machen. Da fehlt uns momentan noch die Abgebrühtheit", räumte Behrens ein.

Die Chancenverwertung war freilich nicht das einzige Nürnberger Manko an diesem Tag. Einmal mehr hatte sich der Bundesliga-Absteiger in der ersten Halbzeit seltsam träge und fahrig präsentiert. "Wir waren nicht so frisch und haben etwas müde gewirkt", gestand Canadi. Warum das – wohlgemerkt nach einer Länderspielpause – so war, vermochte der Österreicher auch nicht zu sagen: "Vielleicht wollten sie es ein wenig abwartender angehen." Was keineswegs der Plan gewesen sei. "Wir wollen schon aktiv sein, sonst kommt man in die Rückwärtsbewegung und muss mehr verteidigen als nach vorne spielen", betonte Canadi.

Mit Slapstick und Hack

Und das mit dem Verteidigen klappte eben gar nicht gut, weil vor allem Fabian Nürnberger und Lukas Mühl auf der linken Abwehrseite immer wieder vom pfeilschnellen Marcel Heller überlaufen wurden und zentral Patrick Erras einen gebrauchten Tag erwischt hatte. Negativer Höhepunkt die Slapstickeinlage zum 2:3, als Erras den Ball über den ebeso unnötig wie ungestüm heranrauschenden Torhüter Christian Mathenia geköpft und Serdar Dursun so das 3:2 aufgelegt hatte. "Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Torhüter und Innenverteidiger", hatte Canadi ausgemacht, beide Beteiligten hätten die Situation "nicht optimal gelöst".

Dass der krasse Fauxpas nicht die dritte Saisonniederlage nach sich zog, war Robin Hack zu verdanken. Mit seinem zweiten Tor an diesem Tag rettete der Neuzugang aus Hoffenheim dem Club zumindest noch einen Punkt und ließ erahnen, welches Juwel der Club da womöglich an Land gezogen hat. Mit dem quirligen Hack, dem robusten Michael Frey und dem schlitzohrigen Dovedan verfügt der Club in der Offensive über viel individuelle Qualität, zudem hat Canadi mit den eingewechselten Felix Lohkemper und Sebastian Kerk sowie dem derzeit verletzten Iuri Medeiros weitere reizvolle Optionen in der Hinterhand. Und irgendwann dürfte ja auch noch Fabian Schleusener seinen Schienbeinbruch auskuriert haben.

Defensiv allerdings besteht angesichts der Bilanz von zwölf Gegentore in sechs Spielen Optimierungsbedarf – nur bei Schlusslicht Wehen Wiesbaden (18) und dem Tabellenvorletzten Bochum (14) schlug es noch öfter ein. Sollte Canadi diese Schwächen nicht in den Griff bekommen und sein Team weiter Konstanz vermissen lassen, droht dem Tabellenzehnten eine Saison im grauen Mittelmaß.

 

 

 

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