Topspiel gegen Darmstadt

Emotionaler 3:1-Erfolg: Schleimer lässt den Club weiter vom Aufstieg träumen

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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9.4.2022, 22:55 Uhr
Die Vorentscheidung im Max-Morlock-Stadion: Lukas Schleimer köpft das 2:1 für den 1. FC Nürnberg.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Die Vorentscheidung im Max-Morlock-Stadion: Lukas Schleimer köpft das 2:1 für den 1. FC Nürnberg.

Auch in Nürnberg feierten sie ihre uneingeschränkte Rückkehr. Bereits eine Stunde vor dem Anpfiff hatten sich die Club-Fans zum Einsingen hinter der Nordkurve verabredet, um schnell wieder in Form zu kommen; wenig später zogen die Ultras, eindeckt mit Liedern und Pyrotechnik für eine ganze Saison, hell umleuchtet in ihre Blöcke ein.

Wahrscheinlich eine teure Inszenierung für ihren Verein, der sechs Runden vor Schluss noch vom Aufstieg träumen durfte und fünf Runden vor Schluss weiter vom Aufstieg träumen darf. Im ersten Heimspiel ohne Corona-Schutzmaßnahmen seit über zwei Jahren sollte die lautstarke Unterstützung der über 30.000 Zuschauer zusätzlich motivieren beim Versuch, die vielleicht schon letzte Chance zu nutzen.

Der Club, so viel stand schon vorher fest, musste unbedingt gewinnen und hat nach dem 3:1-Erfolg gegen den SV Darmstadt wieder Kontakt nach oben. Nikola Dovedan köpfte seinen 1. FC Nürnberg in der 43. Minute in Führung, die Luca Pfeiffer nach knapp einer Stunde egalisierte. Der eingewechselte Lukas Schleimer sorgte in der 83. Minute ebenfalls per Kopf für das vielumjubelte 2:1, dem Darmstädter Leipold unterlief in der Nachspielzeit nach Flanke von Schleimer noch ein Eigentor.

Drei Änderungen

Am Nachmittag war selbst der Relegationslatz in ziemlich weite Ferne gerückt; sechs Punkte trennten den 1. FC Nürnberg vor dem Heimspiel am Abend von Rang drei, sieben von den Rängen zwei und eins. Die Gäste konnten sogar Erster werden, es ging also um sehr viel, wenngleich Robert Klauß nicht viel anfangen konnte mit dem angeblich schon finalen Charakter der Begegnung.

Stattdessen baute er seine Startformation gleich auf drei Positionen um; Tom Krauß' Nominierung (anstelle des gesperrten Nürnberger) war absehbar, dass auch Johannes Geis und Dovedan beginnen durften, hatte nicht zuletzt mit der Systemumstellung zu tun.

Klauß ordnete mit Ball mal wieder ein 4-4-2 mit Mittelfeldraute an; es dauerte allerdings etwa 20 Minuten, bis sich seine Spieler darin auch wohlfühlten, nach 85 Sekunden hätte es bereits 0:1 stehen müssen. Nach Tobias Kempes Freistoß setzte sich der lange Patric Pfeiffer gleich gegen zwei Nürnberger durch, seine Kopfballablage hob Seydel freistehend aus sechs Metern über den Querbalken.

Schindler an die Latte

Die Gastgeber taten sich zunächst ausgesprochen schwer mit den physisch starken "Lilien", die bei Abstößen der Nürnberger bereits mit zwei Mann am Strafraum standen und auch sonst unangenehm früh störten. Erst nach einer Viertelstunde konnte sich der Club allmählich befreien und hatte durch Köpke auch so etwas wie eine erste Chance, seine Direktabnahme stellte Schuhen allerdings vor kein allzu großes Problem.

Darmstadt antwortete nach bekanntem Muster: Freistoß Kempe, Kopfballablage Patric Pfeiffer, Mathenia klärte in höchster Not vor dem einschussbereiten Luca Pfeiffer (20.). Das war es dann aber erst mal mit Darmstädter Torgefahr vor der Pause, fortan dominierte Nürnberg. Schindlers Flugkopfball klatschte an den Querbalken (25.), Handwerkers Aufsetzer aus gut und gerne 25 Metern ließ Schuhen nach vorn abprallen, wo aber niemand stand, um von seinem Fehler zu profitieren.

Die Führung lag in der Luft, passierte aber auf beinahe kuriose Weise: Dovedan (171 Zentimeter klein) setzte sich nach Freistoßflanke von Geis im Kopfballduell gegen Seydel (199 Zentimeter groß) durch und drückte die Kugel ins Netz (43.) - sein sechster Saisontreffer ließ das Max-Morlock-Stadion regelrecht erbeben.

Die Joker stechen

Darmstadts nachlässiger Verteidiger, der eigentlich Stürmer ist, durfte danach gleich in der Kabine bleiben, Tietz nahm seinen Platz ein und gab ordentlich Gas. Die Gäste bauten mächtig Druck auf, stießen aber im letzten Platzdrittel auch erst in Strafraumnähe auf energische Gegenwehr. So konnten sie sich in der 56. Minute über Manu und Bader sauber durchkombinieren, Mehlem verzog in aussichtsreicher Position.

Zwei Minuten später war es dann aber soweit: Handwerker konnte Baders weite Flanke von der Grundlinie nicht verhindern, nach Mathenias missglücktem Klärungsversuch setzte sich in der Mitte Tietz gegen Fischer durch, scheiterte aber am glänzend reagierenden Köpke, im Nachsetzen traf Luca Pfeiffer zum verdienten 1:1 (58.). Köpke sah nach seinem absichtlichen Handspiel deshalb nur Gelb statt Rot.

Der Club lief auch nach dem Ausgleich weiter nur hinterher; Luca Pfeiffers Direktabnahme nach einem Konter rauschte knapp am rechten Pfosten vorbei (66.), die Gäste wollten es jetzt wissen. Weil sie spürten, dass die Nürnberger durchaus beeindruckt waren und zunächst keine Antwort parat hatten.

Allen voran der unermüdliche Dovedan, der versuchte, seine Kollegen wieder mitzureißen. Möller Daehli verpasste nach einem flotten Gegenangriff mal wieder den richtigen Moment für seinen Abschluss, Geis verzog kurz darauf mit links. Es ging jetzt hin und her, beide Teams wollten die Entscheidung und drei Punkte. Zwischenzeitlich sah Sörensen seine fünfte Gelbe Karte und wird somit am nächsten Sonntag in Bremen gegen Füllkrug und Duksch fehlen.

Torvorbereiter Geis hatte wenig später Feierabend, mit Duman kam eine zusätzliche Offensiv- und Kreativkraft. Ihr Trainer setzte damit von außen ein Zeichen, in welche Richtung es, angetrieben vom Publikum, in den letzten 20 Minuten gehen sollte. Dovedan scheiterte nach Steckpass von Möller Daehli am grätschenden Patric Pfeiffer, den folgenden Eckstoß von Duman verwertete Schleimer acht Minuten vor Schluss per Kopf zum 2:1.

Darmstadt drängte in der Schlussphase aufs 2:2 und kassierte noch das 1:3; Schleimer zog nach einem kurz ausgeführten Eckball unwiderstehlich die Linie entlang, seine Hereingabe fand den Darmstädter Leipold, der im Fallen unglücklich ins eigene Tor traf. Der Rest: eine große Party. Es muss ja nicht die letzte gewesen sein in dieser Spielzeit.

Nürnberg: Mathenia – Fischer, C. Schindler, Sörensen, Handwerker – Geis (78. Duman) – Krauß, Tempelmann – Dovedan (86. F. Hübner), Möller Daehli – Köpke (66. Schleimer)

Darmstadt: Schuhen (66. M. Behrens) – Bader, P. Pfeiffer, Sobiech, Holland – T. Kempe, Marvin Mehlem, Manu (60. Leipold), Skarke (60. Honsak) – L. Pfeiffer, Seydel (46. P. Tietz)

Schiedsrichter: Gerach (Landau in der Pfalz). – Zuschauer: 30471. - Tore: 1:0 Dovedan (43.), 1:1 L. Pfeiffer (58.), 2:1 Schleimer (82.), 3:1 Leipold (90.+7/Eigentor). - Gelbe Karten: Krauß (2), Köpke (2), Sörensen (5) / -

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