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FCN angelt sich Weltmeister: Zahlen, Fakten und Prognose - was Klose für den Club bedeuten kann

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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12.6.2024, 05:00 Uhr
Ein Rio-Weltmeister für den FCN: Miroslav Klose wird neuer Trainer beim Club.

© imago (Montage: nordbayern.de) Ein Rio-Weltmeister für den FCN: Miroslav Klose wird neuer Trainer beim Club.

Es war nicht weniger als ein fränkischer Paukenschlag: Miroslav Klose wird neuer Trainer beim 1. FC Nürnberg. Als diese Nachricht wenige Sekunden nach 10 Uhr am Dienstagvormittag (11. Juni 2024) auch offiziell ausgesprochen wurde, sorgte der Zweitligist für teilweise internationales Aufsehen. Tweets aus der Türkei, Italien oder England - die Personalie ging in Windeseile viral.

Was direkt auch auffiel: Buchstäblich bis Klose auf dem Podest der Pressekonferenz Platz nahm, wusste niemand außerhalb der Vereinstüren von dieser Personalie. Dafür gab es noch im laufenden Livechat der Fans direkt lobende Worte für den neuen Sportvorstand Joti Chatzialexiou. In der Vergangenheit stand der Club (wie viele andere Vereine in Deutschland auch) nicht unbedingt dafür, dass absolut keine Interna vorab nach außen dringen.

Diesmal aber gab es kein Leserfoto, keine Info vorab. Die Spekulationen unmittelbar vor der Verkündung schossen – auch deswegen – noch einmal ins Kraut. Selbst der Name Urs Fischer fiel hier und da noch einmal unter vorgehaltener Hand.

Dann aber war klar: Es wird einer der größten Stürmer des vergangenen Jahrtausends. Kaiserslautern, Werder Bremen, FC Bayern München, Lazio Rom – der mittlerweile 46-jährige Klose stand in seiner aktiven Karriere überall für Tore und meist auch Titel am Fließband.

Als wäre dies alleine nicht schon genug, liest sich seine Karriere in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft fast noch eine Stufe darüber: WM-Rekordtorschütze, bei vier (!) Weltmeisterschaften für den DFB auf dem Platz gestanden – und auch in jedem Turnier getroffen. Der Höhepunkt folgte dann im Jahre 2014: In der legendären Nacht von Rio holte Klose mit Deutschland gegen Messi und Argentinien den vierten WM-Titel nach Hause.

Von 2001 bis 2014 trug Klose den Adler auf der Brust. Seine Bilanz hier: In 137 Länderspielen satte 71 Tore für die Nationalelf. Sein Salto-Jubel nach Treffern wurde über die Jahre quasi weltweit bekannt und auch hier und da von dem ein oder anderen Spieler als Huldigung heute noch kopiert. Mit dem FC Bayern München – beim Rekordmeister stand Klose von 2007 bis 2011 unter Vertrag – holte der Ex-Stürmer in den Jahren 2008 und 2010 jeweils das nationale Double aus Meisterschaft und Pokal. Nach seiner erfolgreichen Karriere als Spieler schlug Miroslav Klose dann den Weg des Trainers ein.

Zuerst absolvierte die ehemalige Nummer Elf ab November 2016 dafür ein individuelles Ausbildungsprogramm beim Deutschen Fußball-Bund. Hier arbeiteten dann auch erstmals Klose und sein jetziger Vorgesetzter Joti Chatzialexiou erfolgreich zusammen.

Anschließend ging es von 2018 bis 2020 zurück zum FC Bayern München. Hier war Klose dann für den Nachwuchsbereich in der U17 zuständig. In der Saison 2020/21 stand dann die Beförderung an: Er wurde neben Hermann Gerland und Danny Röhl Co-Trainer des jetzigen Barca-Coaches und Ex-Bundestrainers Hansi Flick bei den Bayern.

Zur Saison 2022/23 tauchte Klose dann erstmals auf der Bühne als Cheftrainer auf: Der österreichische Bundesligist SCR Altach gab die Verpflichtung des Ex-Stürmers bekannt. Der Erfolg hier: Durchaus überschaubar. Bereits im März 2023 war dann schon wieder Schluss – Klose musste seinen ersten Cheftrainer-Posten vorzeitig verlassen, nachdem sein Team die Hauptphase der Saison auf dem letzten Tabellenplatz abgeschlossen hatte. Vor dem Gang in die sogenannte Qualifikationsgruppe entschied sich der Verein dann zu einem Trainerwechsel.

Auch wenn es, wie Joti Chatzialexiou bei der Vorstellung bereits erklärte, Kloses erste Trainerstation in Deutschland sei – kann sich der Verein durchaus viel von der Verpflichtung erhoffen. Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Nürnbergs neuer Boss entdeckte einst auch einen gewissen Fabian Hürzeler. Dieser führte gerade erst sensationell den FC St. Pauli wieder zurück in die Fußball-Bundesliga.

Seine Art und Weise Fußball spielen zu lassen, sorgte sogar dafür, dass sich die Premier League für ihn interessiert. So sehr, dass Hürzeler laut Medienberichten unmittelbar vor einem Wechsel zu Brighton & Hove Albion stehen soll.

Der Deutsche wäre damit einer der jüngsten Premier-League-Trainer aller Zeiten. Glaubt man weiteren Quellen, würde der Deal den gerade einmal 31 Jahre alten Fußball-Lehrer zudem auch zum zweitteuersten deutschen Trainer in der Geschichte machen – hinter dem jetzigen Bundestrainer Julian Nagelsmann, den die Bayern einst von RB Leipzig teuer freikauften.

Bei einem Wechsel würden die „Kiez“-Kicker nun also immerhin einen Millionen-Betrag als Ablöse kassieren. Könnte nun also Joti Chatzialexiou auch bei Klose den richtigen Riecher gehabt haben? Durchaus möglich.

Aber was erwartet denn eigentlich Klose selbst von seinem neuen Team? Hier redete er direkt sehr offen bei seiner ersten Pressekonferenz. So erklärte die Stürmer-Legende, dass er für Ballbesitz stehe. Es gehe auch darum, „eine gewisse Dynamik“ auf dem Platz zu erreichen. Rein auf die taktische Aufstellung angesprochen, erklärte Klose zudem, dass er – Stand jetzt – gar nicht so viel von dem Konzept seines Vorgängers Cristian Fiél abweichen wolle.

Blickt man hier nochmals zurück, kann man erkennen: Zumindest in Österreich experimentierte Klose durchaus immer wieder. 4-2-3-1, 3-4-3 oder aber auch ein 3-5-2 - zumindest auf dem Papier will sich Klose offensichtlich nicht immer auf eine feste Formation festlegen lassen.

Zumindest rein die nackten Zahlen lesen sich aktuell noch eher mau: In seinen 22 Spielen als Chefcoach beim SCR Altach kam Klose am Ende gerade einmal auf einen Punkteschnitt von 0,83 Zählern pro Partie. Also nicht einmal ein ganzer Punkt. Damals Liga-Negativwert gemeinsam mit dem SV Ried. Neun Spiele in Folge blieb der Verein unter seiner Leitung zudem ohne Sieg.

Nun folgt also der nächste Anlauf – bei einem echten Traditionsverein in Deutschland. Es wäre nicht der erste Coach, der auf den zweiten Anlauf hin dann doch noch sein großes Talent und Fachwissen unter Beweis stellt.

Auch Joti Chatzialexiou war voll des Lobes: So kenne und schätze er Klose bereits „seit Jahren“. Er stehe für einen Trainer, der mit jungen Spielern arbeiten und diese auch weiterentwickeln wolle. „Das ist auch unsere DNA“, merkt der Sport-Boss bei der Vorstellungspressekonferenz nochmals an. Er freue sich deshalb, dass sich ein Weltmeister von 2014 für den Club entschieden habe.

Intern erhofft man sich wohl unter anderem auch, dass Klose die durchaus vorhandenen Probleme im Sturm beheben kann. Als Spieler war er in diesem Bereich über jeden Zweifel nachweislich erhaben. Der Club hingegen blieb – von Ex-Spieler Can Uzun mal abgesehen – in der abgelaufenen Saison vor dem gegnerischen Kasten einmal mehr viel zu oft viel zu harmlos. Im Optimalfall lässt also nun Miroslav Klose diesen Knoten am Valznerweiher endgültig platzen…

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