Nach misslungenen Saisonstart

Hecking muss sich einen Fehler beim Club eingestehen

Fadi Keblawi

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3.9.2022, 09:35 Uhr
Hat offensichtlich Fehler gemacht: Dieter Hecking.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Hat offensichtlich Fehler gemacht: Dieter Hecking.

Der 1. FC Nürnberg ist in der Krise. Sieben Punkte aus sieben Spielen sind viel zu wenige für eine Mannschaft, die mit dem Anspruch in die Saison gestartet ist, um den Aufstieg in die erste Liga mitzuspielen. Von diesem Saisonziel kann man sich jetzt schon verabschieden. Es geht jetzt nur noch darum, die Spielzeit zu einem einigermaßen versöhnlichen Ende zu bringen.

Spätestens dann muss vieles auf den Prüfstand. Zum Beispiel der Trainer Robert Klauß. Der hat den Club nach der Beinahe-Havarie von Ingolstadt erst stabilisiert und dann in der vergangenen Saison zu einem vorübergehenden Aufstiegsanwärter gemacht.

Darüber sind die Ansprüche gestiegen - auch beim Sportvorstand Dieter Hecking. Der hat vor der Saison entschieden, mit dem Trainer Klauß weiter zu arbeiten, weil er offenbar der Überzeugung war, dass mit Klauß der nächste Schritt gelingt. Hecking hat auch das Saisonziel öffentlich formuliert, nachdem er mit seinem Sportdirektor Olaf Rebbe die Mannschaft vermeintlich verstärkt hat im Transfersommer.

Derzeit sieht es derzeit und nach dem krachenden 2:4 gegen den Tabellenletzten aber nicht danach aus, dass der aktuelle Jahrgang tatsächlich besser ist als der vorherige. Natürlich spielt dabei das Verletzungspech eine Rolle, aber ganz offensichtlich ist da etwas grundsätzlich schief gelaufen, wenn die bislang verletzungsfrei gebliebenen Stürmer Christoph Daferner und Kwadwo Duah immer noch wie Fremdkörper wirken im Nürnberger Spiel.

Klaffende Lücke

Die klaffende Lücke im defensiven Mittelfeld wurde trotz vieler Mahnungen nicht geschlossen, stattdessen verlängerte man den Vertrag mit dem defensiv mindestens anfälligen Johannes Geis. Hinzu kommt offensichtlich ein mentales Problem: Wenn diese Mannschaft immer wieder an zweitligaüblichen Widerständen zerbricht und sich danach selbst den Mangel an Führungsspielern konstatiert.

Hecking, dessen Vertrag immer noch nicht verlängert worden ist, kann jetzt den Weg des geringsten Widerstands gehen und den Trainer entlassen - gewohnte Praxis im Fußball. Dann wäre die Entscheidung zur weiteren Zusammenarbeit - inklusive Vertragsverlängerung mit Klauß - im Sommer falsch gewesen. Er kann sich aber auch eingestehen, dass seine Personalplanung im Sommer nicht dazu angetan war, derart optimistische Ziele für den 1. FC Nürnberg auszugeben. Mindestens ein Fehler muss aufgearbeitet werden. Und je nachdem, wie das gelingt, muss der Aufsichtsrat die Vertragsgespräche mit Hecking noch einmal in einem neuen Licht betrachten.

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