Der Sportvorstand spricht in Natz

Höhenflug beim FCN? Hecking erklärt, was es braucht

8.7.2021, 16:45 Uhr
Nur aufsteigen ist schöner: Dieter Hecking schwebt.

© 1. FC Nürnberg, NN Nur aufsteigen ist schöner: Dieter Hecking schwebt.

Im Familienchat hielt Dieter Hecking die Spannung noch ein wenig oben. Also, nur eine kurze Nachricht an die Frau und die Kinder. "Ich habe etwas gemacht, was ich in 56 Jahren noch nie gemacht habe", schrieb Hecking am Montagabend. Hecking ist 56 Jahre alt, er hatte das also noch nie gemacht. Was es war, das löste er auf Nachfrage auf. So viel nur: Es war ihm wieder einmal etwas gelungen.

Das war in den 56 Jahren bislang nicht immer so, in diesem Sommer aber ist es beinahe schon Normalität, dass die Dinge für Hecking gut ausgehen. Er hat zum Beispiel den Aufstieg der SpVgg Greuther Fürth am letzten Spieltag vorhergesagt, was er so zähneknirschend erzählt, wie man es zähneknirschend von einem Sportvorstand des 1. FC Nürnberg erwartet. Er hat den Champions-League-Erfolg des FC Chelsea prognostiziert (erzählt er ohne Zähneknirschen), und er hat auf Italien als Europameister gesetzt (was die erste falsche Prognose wird, weil England Europameister wird).

Hecking hatte neben der ganzen Tipperei auch noch Zeit, dem 1. FC Nürnberg vor der Zeit so viele Neuzu- und Abgänge zu organisieren, dass sie jetzt in der Lage sind, den Transfermarkt sehr entspannt zu beobachten. Und er hatte gemeinsam mit Trainer Robert Klauß und Teammanager Boban Pribanovic die sehr gute Idee, das sommerliche Trainingslager mal wieder in Natz in Südtirol abzuhalten. Einem Ort, an den sie beim Club noch aus der Michael-Köllner-Wohlfühlzeit beste Erinnerungen haben.

Und weil zu so einem Sommer-Trainingslager auch immer Maßnahmen gehören, die den Zusammenhalt in der Mannschaft stärken sollen, sind sie am Montag auf die Plose gefahren, den Hausberg des nahen Brixen. Den sollten die Spieler mit Karts auf Schotterpisten wieder nach unten fahren. Eine Option, die einem seriösen Sportvorstand eher nicht zusteht. Hecking wollte also mit der Gondel nach unten schweben – es kam dann anders. Weil Hecking das berühmteste Gesicht des Clubs ist, wurde er auch auf der Plose erkannt. Ein Gleitschirmlehrer bot Hecking die Mitfahrt an, Hecking nahm an – und schwebte dann auf seinem ganz persönlichen Höhenflug ins Tal.

Die Familie findet es gut

Dass der Rest der Familie das verrückt finden könnte, dass da einer mit 56 Jahren und ohne Vorankündigung über Südtirol schwebt, war eine unbegründete Sorge. Frau Hecking und die Kinder waren begeistert vom Wagemut. Und so sitzt Hecking ein paar Tage später in der Sonne vor dem Mannschaftshotel und ist zufrieden mit sich und der Welt. Mit dem 1. FC Nürnberg ist er ebenfalls zufrieden, kann das aber nicht so deutlich sagen, weil man als Sportvorstand besser erst am Ende einer Saison zufrieden ist mit seinem Werk. Die Gelassenheit lässt sich Hecking aber gerne anmerken.

Es läuft eben gerade. "Die in Nürnberg sind neidisch, wenn sie sehen, dass da Aufbruchstimmung aus Natz hinüberschwappt", sagt Hecking über die Club-Mitarbeiter, die daheim geblieben sind. Dass da Stimmung schwappt, hat in erster Linie mit der Mannschaft zu tun und damit, was Hecking berichtet. So klingt das: "Ich glaube, dass wir gut aufgestellt sind. Die Mannschaft macht einen homogenen Eindruck."

Seine Mannschaft ist das. Eine, von der er überzeugt ist, dass sie diesmal mit mehr Augenmaß zusammengestellt werden konnte als im letzten Sommer. Da, sagt er, war "alles mit heißer Nadel" gestrickt nach der knappen Relegation und dem kurzen Urlaub. Dazu kamen: neuer Trainer und neuer Sportvorstand, die erst alles kennenlernen mussten. Heute, sagt Hecking, "ist mein Bild von der Mannschaft viel verfestigter".

Die Trainer-Denke ist weg

Genauso sein Bild von sich. Zu viel "Denke eines Trainers" sei da vor einem Jahr noch im Sportvorstand gewesen. Jetzt ist das weg. "Das überrascht mich", sagt Hecking. Alles andere soll ihn nicht überraschen – auch nicht die gute Vorbereitung. "Ich bin zu lange dabei, um mich davon blenden zu lassen", sagt er. Da ist sie wieder, die Zurückhaltung.

Wirklich durchhalten mag er die nicht. Ein Höhenflug, sagt er, ist schon möglich für den Club: "Der kommt nur nicht von alleine." Was wichtig wird? "Wenn die Gruppe funktioniert, kannst du viel erreichen", sagt Hecking. Gerade tut sie das, und wenn das so bleibt, dann spielen sie vielleicht eine erfolgreiche Saison. Das haben sie seit drei Jahren nicht mehr gemacht.


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