Prestige-Duell

Kampf um Frankens Fußball-Krone: Das wird für Club und Kleeblatt beim Derby wichtig

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

24.2.2024, 06:00 Uhr
Branimir Hrgota oder Can Uzun: Wer wird beim 272. Frankenderby jubeln?

© IMAGO / Zink Branimir Hrgota oder Can Uzun: Wer wird beim 272. Frankenderby jubeln?

Am Sonntag heißt es einmal mehr: weiß-grün gegen rot-schwarz, Fürth gegen Nürnberg, Kleeblatt gegen Club. Für die Fans beider Mannschaften sind die Derbys die Highlights des Jahres, und auch die Spieler wissen, was die Stunde geschlagen hat - schließlich geht es um nicht weniger als die Vormachtstellung in Fußball-Franken. Im ewigen Vergleich hat der FCN die Nase vorn, doch in den letzten Jahren konnte die Spielvereinigung häufiger überzeugen.

Das Hinspiel endete 1:1. Im Max-Morlock-Stadion erwischten die Gäste aus Fürth den besseren Start und gingen bereits nach acht Minuten durch Damian Michalski in Führung. In der Folge war die Zorniger-Elf die aktivere Mannschaft, doch der FCN glich durch Can Uzun per Elfmeter in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit aus. Im zweiten Durchgang war Christian Fiéls Mannschaft dem Sieg näher, am Ende blieb es bei einer gerechten Punkteteilung.

Die Ausgangslage

Die viel zitierte, aber treffende Metapher der Achterbahnfahrt beschreibt den Saisonverlauf des 1. FC Nürnberg nahezu perfekt: Überzeugende Auftritte wechselten sich mit teils krachenden Niederlagen ab, nach 22 Spieltagen steht der Club mit acht Siegen, sechs Unentschieden und acht Niederlagen auf Platz zehn der Tabelle - die Definition von Mittelmaß. Allerdings geht es einmal mehr eng zu in Liga zwei: Mit einem Sieg könnten die Nürnberger bis auf zwei Punkte an den Rivalen aus Fürth heranrücken - und dürften plötzlich sogar wieder von einer Teilnahme am Rennen um die Aufstiegsplätze träumen. Bei einer Niederlage hingegen würde sich der Blick nach unten richten, obgleich der Vorsprung auf die Abstiegsränge komfortabel ist.

Das Kleeblatt hat nach dem zwischenzeitlichen Höhenflug mit neun Spielen ohne Niederlage zuletzt gleich drei Dämpfer hinnehmen müssen: gegen St. Pauli, Hertha BSC und Hannover 96 blieb die Mannschaft um Kapitän Branimir Hrgota punktlos. Sollte die Spielvereinigung jetzt noch das Derby verlieren, würde sie sich aller Voraussicht nach aus dem Aufstiegskampf verabschieden. Bei einem Sieg aber wäre man nach wie vor in der Verlosung, schließlich beträgt der Rückstand auf den drittplatzierten Hamburger SV gerade einmal drei Punkte.

Das Personal

Im Kampf um den ersehnten Derby-Dreier stehen Alexander Zorniger fast alle Spieler zur Verfügung, lediglich Nico Gießelmann fällt weiterhin aus. Auch Luca Itter, der zuletzt schon in Hannover auf der Bank saß, ist wieder eine Option. Ob der Verteidiger nach seiner langwierigen Verletzung aber schon bereit für die Startelf ist, werde man "noch entscheiden" müssen, so Zorniger vor dem Spiel. Ansonsten sind alle Spieler, hinter denen in den letzten Tagen noch ein Fragezeichen stand, einsatzbereit: Gideon Jung ist nach seiner in Hannover erlittenen Zerrung wieder voll belastbar, Lukas Petkov, der im Training einen Schlag abbekommen hat, ist fit und auch Leander Popp, der aus Gründen der Belastungssteuerung zuletzt pausieren musste, kann am Sonntag spielen.

Beim 1. FC Nürnberg sieht es weniger entspannt aus: Neben den Langzeitverletzten Lawrence, Schindler und Wenig muss Christian Fiél weiterhin auf Daichi Hayashi verzichten (Achillessehnenprobleme). Zudem wird Jan Gyamerah das Derby in Fürth wohl krankheitsbedingt verpassen. Positives gibt es dafür bei Can Uzun zu vermelden: Der Top-Scorer der Nürnberger, der zuletzt mit einer Blessur am Fuß zu kämpfen hatte, kann gegen die Spielvereinigung auflaufen.

Die Gegner

Das Kleeblatt startete vielversprechend in die zweite Saisonhälfte: In Paderborn und zu Hause gegen Kiel konnte das Kleeblatt nicht nur dreifach punkten, sondern auch wichtige Siege gegen direkte Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg einfahren. Doch dann verloren die Fürther erst das Gastspiel beim Spitzenreiter St. Pauli knapp mit 2:3, und auch gegen Hertha BSC und Hannover 96 unterlag die Zorniger-Elf jeweils unglücklich mit 1:2. Besonders auffällig bei beiden Partien: Die Anfälligkeit bei gegnerischen Standards. Alle vier Gegentore resultierten aus Eckbällen, Freistößen oder Einwürfen. Gleichzeitig ließen die Fürther zu viele eigene Chancen liegen, um etwas Zählbares zu holen.

In den letzten fünf Spielen blickt der FCN auf eine maximal ausgeglichene Bilanz zurück: Auf den 3:0-Sieg gegen Hansa Rostock zum Auftakt der Rückrunde folgte eine 0:3-Niederlage in Hannover, danach spielte der Club gegen Osnabrück, Wiesbaden und Kaiserslautern dreimal Unentschieden. Defensiv macht Fiéls Mannschaft nach wie vor viele einfache Fehler - ein Problem, das den Club schon über den gesamten Saisonverlauf hinweg begleitet, und einer besseren Platzierung nachhaltig im Weg steht. Dazu kommt die zuletzt besorgniserregende Abhängigkeit von Ausnahmetalent Can Uzun in der Offensive.

Spieler im Fokus

Genau dieser Can Uzun ist es, den die Fürther besonders im Blick haben müssen: Der gerade einmal 18 Jahre alte Mittelfeldspieler ist enorm torgefährlich, verfügt über eine außergewöhnliche Technik und einen starken Abschluss. Trotz des enormen Aufsehens, das er in seiner ersten Profisaison bereits erregt hat, spielt er äußerst unbekümmert. Dass er quasi die gesamte Last des Nürnberger Offensivspiels auf seinen jungen Schultern trägt, ist Uzun jedenfalls kaum bis gar nicht anzumerken. Gelingt es der Spielvereinigung, ihn aus dem Spiel zu nehmen, wird es für den FCN schwierig, offensiv Gefahr zu entwickeln.

Doch auch das Kleeblatt war zuletzt oft abhängig von den Leistungen eines Spielers: Branimir Hrgota. Der 31-Jährige ist einer der wenigen Routiniers in einer ansonsten blutjungen Mannschaft, und deshalb nicht nur in seiner Rolle als Goalgetter, sondern auch als Anführer und Sprachrohr auf dem Feld gefragt. Technisch ist der Schwede unbestritten einer der stärksten Spieler der 2. Bundesliga. Neben seinen Toren sind es nicht selten seine feinen Pässe, die enge Spiele entscheiden - wie kein zweiter Fürther weiß er es, seine Mitspieler in Szene zu setzen. Der Club tut gut daran, Hrgota nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Sollte das gelingen, wird das Fürther Offensivspiel wohl merklich an Qualität einbüßen - so wie zuletzt in Hannover.

Die Übertragung

Sky überträgt das Spiel als einziger Sender live. Per Audio-Stream können Kleeblatt- und Clubfans das Derby auch über die jeweiligen Fan-Radios oder bei der Sportschau verfolgen.

Wie würden Sie die Club-Mannschaft für das Frankenderby aufstellen?

Verwandte Themen


13 Kommentare