Einzug ins Viertelfinale

"WM-Finale war Kindergarten dagegen": So reagiert das Netz auf das Nürnberger Pokal-Spektakel

Sara Denndorf

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9.2.2023, 10:32 Uhr
In einem Pokal-Krimi besiegte der Club die Gegner aus Düsseldorf erst im Elfmeter-Schießen.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr In einem Pokal-Krimi besiegte der Club die Gegner aus Düsseldorf erst im Elfmeter-Schießen.

Es war ein Musterexempel für ein Pokal-Drama. Ein Beleg für das geflügelte Wort "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze". Und der Inbegriff des Wahnsinns, der den 1. FC Nürnberg seit Jahrzehnten begleitet. Der zuletzt im Derby gescheiterte und in der 2. Bundesliga auf den Relegationsplatz abgestürzte Club steht als einziger Zweitligist im Viertelfinale des DFB-Pokals. Nach einem abgefälschten Last-Minute-Tor, einer der cleversten roten Karten der Vereinsgeschichte und einem aus Sicht der Nürnberger perfekten Elfmeter-Schießen, bei dem aber nicht jeder Schuss ein Treffer war. In anderen Worten:

Analog zum Finale der Weltmeisterschaft brachte auch das Achtelfinal-Spiel der Nürnberger Weinzierl-Elf gegen Fortuna Düsseldorf einige Helden hervor - zumindest gewissermaßen, irgendwie. Taylan Duman erzielte mit feinem Fuß und etwas Glück den umjubelten Ausgleich in der Nachspielzeit. Auch zwei Neuzugänge ernteten in den sozialen Medien großes Lob - für ihre Leistung, aber vor allem für ihre Leidenschaft.

"Notbremse oder Gegentor", werden Fußballer oftmals in Entweder-Oder-Formaten auf den Vereinskanälen gefragt. Die meisten Spieler antworten, es käme auf die Situation an. Und Florian Flick vom 1. FC Nürnberg bewertete die Situation wenige Sekunden vor Abpfiff goldrichtig. Der Leihspieler vom FC Schalke leistete seinen Mannen einen Ehrendienst, ermöglichte mit seinem Eingriff das Elfmeterschießen und verpasste ebendieses aufgrund seines Platzverweises.

Den Sechser erwartet nach seinem Zupfer, der zur Notbremse genügte, nun eine Spielsperre. Bis zum Finale, so planen einige euphorietrunkenen FCN-Fans, sei er aber bestimmt wieder spielberechtigt.

Aber beim Club, das musste man in der Vergangenheit nur zu oft schmerzlich lernen, sollte man von Spiel zu Spiel schauen. Das heißt: Erst das wichtige Duell im Abstiegskampf mit dem Tabellennachbarn aus Regensburg, dann das Gastspiel in Heidenheim und am Abend jenes 19. Februars die Auslosung des Viertelfinales. Die möglichen Gegner lassen sich zügig aufzählen: entweder es wird einer der derzeitigen Top 6-Klubs in der Bundesliga oder der ebenfalls im Oberhaus spielende, aber in den Abstiegskampf verwickelte VfB Stuttgart. Ein Wunsch-Gegner liegt natürlich im wahrsten Sinne des Wortes nahe: Sowohl einige Träumer in der FCN-Bubble als auch realistisch-pessimistische Fans mit einer Portion Pragmatismus fiebern auf ein Duell mit dem FC Bayern hin.

Auch Kapitän Christopher Schindler wünscht sich den deutschen Rekordmeister für das Viertelfinale. "Der FC Bayern wäre Wahnsinn", sagte der ehemalige Sechziger nach dem Elfmeter-Schießen. Und auch die Anhänger der Münchner könnten sich mit der Vorstellung, in der nächsten Runde gegen den nominell schwächsten Teilnehmer zu spielen, anfreunden.

Club-Trainer Markus Weinzierl will sich indes nicht auf einen Wunsch-Gegner festlegen. "Die Namen sind alle groß, ich habe keinen, den ich bevorzuge", sagte der 48-Jährige. Vor allem wünsche er sich aber ein Heimspiel.

Für den FCN bleibt zu hoffen, dass er den Schwung aus dem packenden Pokal-Erfolg in den zuletzt sehr tristen Liga-Alltag mitnehmen kann. Die Fans jedenfalls dürfen sich endlich wieder freuen - vorerst bis Samstag, wandelt man doch beim Club wandelt immer recht schnell zwischen den emotionalen Extremen.

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