6:0-Kantersieg in Wiesbaden: Plötzlich kann's der FCN

16.6.2020, 20:34 Uhr
Gebündelte Erleichterung: Der 1.FC Nürnberg, versammelt um den dreifachen Torschützen Robin Hack, hat einen Schritt weg vom Abgrund getan, weitere müssen folgen

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Gebündelte Erleichterung: Der 1.FC Nürnberg, versammelt um den dreifachen Torschützen Robin Hack, hat einen Schritt weg vom Abgrund getan, weitere müssen folgen

Auf der sportlichsten Baustelle der Stadt, wie der SV Wehen Wiesbaden seine Wellblech-Arena seit über zwei Jahren nennt, gab es bereits eine Stunde vor dem Anpfiff ordentlich Redebedarf. Auf dem Platz bildeten sich sechs, sieben kleine Gesprächskreise, bestehend aus Profis beider Mannschaften – die mit ihren kurzen Plaudereien, so zumindest der Eindruck oben auf der Haupttribüne, offenbar etwas Lockerheit demonstrieren wollten.

Dass die meisten da unten die Hosen gestrichen voll hatten vor dem Vergleich zweier ganz heißer Abstiegskandidaten, ließ sich problemlos aus der Tabelle ablesen. Der Siebzehnte gegen den Sechzehnten, drei Runden vor Schluss, mehr vorgezogenes Endspiel ist fast nicht mehr möglich. Verlieren durfte eigentlich weder der frühere Dorf- noch der früher ruhmreiche Club, der Dienstagabend mal wieder aufhorchen ließ.

Nach sieben Begegnungen ohne Sieg setzten sich die Nürnberger mit sage und schreibe 6:0 (3:0) durch und haben sich ganz unten damit etwas Luft verschafft; Hack (7./41./65.), Sörensen (38./58.) und Zrelak (83.) trafen für die Gäste, deren bester Mann aber zunächst zwischen den Pfosten stand.


6:0 der FCN im Tore-Rausch! Der Club-Ticker zum Nachstaunen


Bereits in der Anfangsphase konnte sich Mathenia erstmals auszeichnen, als er einen strammen Schuss von Aigner mit den Fingerspitzen gerade noch aus dem oberen Eck fischte. Damit verhinderte er den frühen Ausgleich; in der siebten Minute hatte Hack eine ansehnliche Kombination über Handwerker und Frey von der Strafraumgrenze mit dem 1:0 veredelt. Die frühe Führung, so glaubte man auf der sportlichsten Baustelle Wiesbadens jedenfalls, könnte dem Club Selbstvertrauen verleihen. Und mehr Souveränität.

Viele Ungenauigkeiten

Genau das Gegenteil war zunächst der Fall. Mit vielen Ungenauigkeiten wurde der SV Wehen, gegen den Ball ganz hinten mit einer Fünferkette, förmlich eingeladen, auch richtig teilzunehmen an der Veranstaltung. Güls Kopfball aus vier Metern nach einem Eckstoß flog knapp am linken Pfosten vorbei (16.), Lorch prüfte aus 20 Metern den aufmerksamen Mathenia (33.).

Der zuletzt nicht nur für seine Zaghaftigkeit arg kritisierte Trainer hatte diesmal einiges riskiert und seine Elf im Vergleich zum Derby auf fünf Positionen verändert, wobei Keller eigentlich nur einen Ersatz für den verletzten Mavropanos auftreiben musste und in Sörensen fand. Auch Frey, Geis, Dovedan und Sorg durften wieder von Beginn an mitspielen und sollten sich, so der Plan, vor allem mit ihrer körperlichen Frische belebend auswirken.

Nürnbergs Offensivkräfte schafften in dieser Phase kaum noch Entlastung, als die Partie plötzlich kippte. Wenige Augenblicke, nachdem Frey noch freistehend aus kurzer Entfernung deutlich verzogen hatte, köpfte Sörensen nach einer Geis-Ecke zum 2:0 ein.

Es war aber noch lange nicht Schluss in der ersten Halbzeit: Ein noch abgefälschter Hack-Schuss fand irgendwie den Weg über die Linie, dem 3:0 hätte Frey sogar noch das 4:0 folgen lassen müssen, vergab mit der Hacke aber kläglich. Nach dem Seitenwechsel ging es für den 1. FC Nürnberg zunächst darum, den SV Wehen, einst entstanden im drittgrößten Stadtteil von Taunusstein, nicht mehr zurückkommen zu lassen in die zunehmend hektischere Partie.

Blockade im Kopf

Deren Bedeutung, der immense Druck schien auf beiden Seiten die Köpfe weiter zu blockieren. Anders ist beispielsweise nicht zu erklären, dass Dovedan die vom Torwart abprallende Kugel aus kurzer Distanz und im Nachschuss nicht an Lindner vorbeibrachte.

Wie Entschlossenheit aussieht, machte ihm kurz darauf der Kollege Sörensen vor; das 4:0 wollte er unbedingt, das merkte man ihm an, im Nachsetzen sorgte er bereits nach knapp einer Stunde für erstaunlich klare Verhältnisse.

Geis auf Hack, Geis auf Zrelak

Die mündeten in der 65. Minute sogar in einen Klassenunterschied; Geis lief, eingesetzt von Behrens und begleitet von Hack, allein auf Lindner zu und legte uneigennützig ab, das 5:0. Der Club wie im Rausch, Zrelak ließ, wieder eingesetzt von Geis, noch das 6:0 folgen (83.). Man traute seinen Augen kaum.

Es gibt also keine Sekunde zu spät ein paar Fortschritte zu vermelden auf Nürnbergs prominentester Baustelle. In Wiesbaden ist dagegen erst Ende des Jahres mit der Fertigstellung zu rechnen.

Wehen Wiesbaden: Lindner; Mockenhaupt, Gül, Röcker (46. Tietz), Lorch (72. Ajani), Schwede – Mrowca (75. Medic), Titsch-Rivero, Aigner (72. Kuhn), Kyereh (62. Niemeyer) – Schäffler.

Nürnberg: Mathenia; Sorg (59. Valentini), Margreitter, Sörensen, Handwerker – Erras (71. Cerin), Geis – Dovedan (71. Schleusener), Behrens (71. Lohkemper), Hack (77. Zrelak) – Frey.

Schiedsrichter: Schlager (Rastatt). – Tore: 0:1 Hack (7.), 0:2 Sörensen (38.), 0:3 Hack (41.), 0:4 Sörensen (58.), 0:5 Hack (65.), 0:6 Zrelak (83.). – Gelbe Karten: Kyereh / Erras.

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