Fitness und Gesundheit

Ab 22. März ins Fitnessstudio? Nicht in Fürth

11.3.2021, 11:16 Uhr
Ab 22. März ins Fitnessstudio? Nicht in Fürth

© Foto: Fitstar

Einen Wahnsinn nennt Kevin Werner die Flut der Anfragen, die über die Social-Media-Kanäle, per Mail und Telefon derzeit auf ihn einprasseln. Die meistgestellte Frage an die Fitnessstudio-Kette Fit Star, deren Marketing-Leiter er ist, lautet ganz simpel: "Wann geht’s endlich wieder los?"


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Viele haben anscheinend den Überblick über den Fahrplan der Infektionsschutzmaßnahmen verloren und richten sich lieber gleich an den Anbieter. Die Antwort darauf ist erwartungsgemäß kompliziert: frühestens am 22. März. Voraussetzung ist, dass 14 Tage vorher die Inzidenz unter 50 lag – in Fürth ist schon jetzt klar, dass das nicht erreicht wird. Bei einer Inzidenz von 50 bis 100 müssen die Trainingsgäste einen negativen Schnelltest vorweisen. So weit die Theorie.

"Wie das mit den Schnelltests dann funktionieren soll, ist uns leider auch noch nicht bekannt", sagt Kevin Werner, "hier gibt es, soweit wir wissen, noch keinerlei Informationen seitens der Landesregierung, wie sie sich das vorstellt. Wir warten diesbezüglich dringend auf Informationen zum Ablauf, um uns entsprechend vorbereiten und darauf einstellen zu können, sollte es so kommen."

Trotzdem hält Fit-Star-Geschäftsführer Markus Giegold am Öffnungstermin 22. März fest. Zumindest planerisch. Zumal in der Erlanger Fußgängerzone – im ehemaligen "Schuh Mengin" – ein neues Studio an diesem Tag öffnen soll, einen Tag später im Eckentaler Ortsteil Eschenau.

Gegen Peloton und Zoom-Training

Die Bauphase fiel genau ins Krisenjahr 2020, "im festen Glauben daran, dass Fitness 1.0 auch nach Corona eine Zukunft hat", sagt Giegold kämpferisch und hat natürlich die neue Konkurrenz vor Augen: Aufstrebende Online-Dienste wie Peloton und diverse Zoom-Trainer werben Kunden ab.

Das Fit-Star-Studio in Frankfurt ist derzeit das einzige der aktuell 13 des Unternehmens, das bereits offen hat, wegen der hessischen Sonderregelung. Das Hygienekonzept konnten die Verantwortlichen vom Vorjahr aus der Schublade ziehen. Nur die Terminbindung ist neu: Kunden müssen die Trainingszeiten online buchen. Auch in Bayern werde das am Tag X so sein. Somit sei kontrollierbar, wie viele gleichzeitig im Raum sind. Werner kann nur sagen: "Es ist alles vorbereitet."

Die Nürnberger Konkurrenten McFit in Gostenhof, das Alex Sportcentrum am Kohlenhof und das Muggenhofer Power Athletics Gym setzen auf Geräte im Außenbereich – Fit Star ist diesbezüglich noch am Sondieren. "Wir prüfen, wie wir die Outdoor-Flächen sinnvoll und nachhaltig aufstocken können", sagt Markus Giegold.

Er wolle keine Lösung, die nach dem Ende der Pandemie keiner mehr beansprucht. Das hängt auch damit zusammen, dass seine Zielgruppe regelmäßig nach neuen Geräten lechze. Für den Innenbereich bedeutet das laut Giegold: "Wir gehen alle fünf Jahre mit dem Bagger durch. Top-Ausstattung wird erwartet, unsere Branche ist sehr investitionslastig."

McFit prüft Standorte für Außenbereiche

Gedanken in diese Richtung macht sich auch McFit, weitere Studios sollen Außenbereiche einrichten. "Aufgrund von baulichen Gegebenheiten können wir unser Studio in Erlangen leider nicht als Outdoor Gym öffnen. Andere Standorte prüfen wir aktuell", teilt eine Sprecherin der Fitness-Kette mit.

Mit über 90 Filialen in Deutschland zählt auch Fit X mit Hauptsitz in Essen zu den großen Fitness-Unternehmen in Deutschland. In Fürth ist der Standort auf der Hardhöhe. Für ihn wie für alle anderen Studios plant Fit X mit dem Öffnungstermin 22. März – wohlwissend, dass das nichts werden kann. "Konkrete Planungen sind nach wie vor schwierig – das tatsächliche Eröffnungsdatum sowie die damit verbundenen Auflagen sind in vielen Fällen noch unklar und je nach Bundesland und Region sehr unterschiedlich", erklärt PR-Managerin Maike Blankenstein.

Die mit den Hufen scharrenden Mitglieder sollen die Internetseite und die Social-Media-Kanäle im Auge behalten. Die Studios in Hessen und Schleswig-Holstein sind bereits in Betrieb – mit Online-Anmeldung und Maske auf den Wegen zwischen den Geräten. Die Duschen sind gesperrt, die Kunden müssen umgezogen erscheinen.

Im Fall einer Inzidenz zwischen 50 und 100 habe man zwar diverse Vorbereitungen getroffen, "zum jetzigen Zeitpunkt kann ich allerdings noch keine konkrete Information hinsichtlich der Umsetzung einer eventuellen Testnotwendigkeit in Fürth geben". Man habe keine genauen Auflagen seitens der Politik vorliegen.

FitX: "Keine Einzelaktion in Fürth"

Eines ist jedoch schon jetzt klar: "Den Außenbereich vor dem Studio auf der Fürther Hardhöhe zu bespielen, haben wir nicht angedacht. Uns ist auch nicht daran gelegen, in Fürth eine Einzelaktion zu starten."

Mit dem Thema Außenbereich hat sich Torsten Berthold vom Sportforum Fürth durchaus kurz gedanklich befasst – und es ebenso schnell verworfen. Sein Fitnessstudio Sportforum liegt am dicht bebauten Löwenplatz nahe der Stadthalle, "im Sommer mit einer Gruppe rauszugehen, das geht. Aber mit Geräten sind uns die Hände gebunden". Berthold hat sich mit seinem Team auf Diabetiker, Herzpatienten oder frisch Operierte spezialisiert.

Es gehe um sporttherapeutisches Training, "flexible Lösungen sind für uns nicht sinnvoll", klagt er und meint damit: Ende März aufzumachen, um dann bei steigender Inzidenz drei Tage später wieder zu schließen, sei für seine Kunden nicht zielführend und frustriere sie nur.

Von daher warte er mit Spannung auf den nächsten Corona-Gipfel am 22. März, bis dahin "planen wir vorsichtig den 5. April ein". Das Motto sei: Lieber zwei, drei weitere Wochen geschlossen bleiben, um dann dauerhaft zu öffnen, wenn – wie im Vorjahr – mit steigenden Temperaturen die Inzidenz sinke. 25 Kunden könnten per "Click & Meet" pro Stunde das Sportforum besuchen. Doch auch Berthold bereitet die Situation Kopfzerbrechen, wenn die Inzidenz wieder über 100 schnellt.

Zig Schicksale

"Das Problem mit den Selbst- und Schnelltests ist, dass es keine Klarheit gibt. Die Organisation ist noch nicht vorhanden." Bis alles geklärt ist, müsse er noch viele Gespräche mit seinen Kunden führen, die verzweifelt seien, weil sie ohne Training gesundheitliche Defizite hätten: "Ich könnte da zig Schicksale von Menschen nennen, die da jetzt hintendran sind. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Hunderte sich freuen, wenn wir sagen: ,Go‘."


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Markus Giegold, dessen Fit-Star-Filialen in der Metropolregion nach eigenen Angaben weit über 10 000 Mitglieder haben, weist auch auf die finanzielle Misere hin, auf die seine Branche zusteuert: "Dieser ganze Zukunftsschaden ist überhaupt nicht verstanden in der Politik."

Mitglieder von Fitnessstudios bleiben durchschnittlich drei bis vier Jahre, pro Monat kündigen 30 Prozent. Wegen dieser hohen Fluktuation müssen die Studiobetreiber ständig Neulinge hinzugewinnen. Das Problem aus dem Jahr 2020 liegt auf der Hand: "Wir hatten sechs Monate nicht die Chance, das wieder auszugleichen."

Das aufzuholen, werde nicht weniger als ein bis zwei Jahre dauern. Giegold prophezeit: "Es wird eine lange Durststrecke sein, um an das heranzukommen, was vorhanden war. Man muss auf seine Bestandsmitglieder setzen, das ist unser Kapital."

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