Abschied! Wie sich Pföderl und die Ice Tigers fremd wurden

1.4.2019, 12:10 Uhr
Abschied! Wie sich Pföderl und die Ice Tigers fremd wurden

© Sportfoto Zink / ThHa

Den Rekord für das kürzeste Interview wird Leo Pföderl niemand mehr nehmen. Der größte Redner war er nie, viel lieber ließ er Tore sprechen, sich mit Journalisten zu unterhalten war oft nicht mehr als eine lästige Pflicht. Und so begab es sich, dass Leo Pföderl nach einem Spiel seiner Ice Tigers im Kabinengang stand, umringt von ein paar Journalisten – nach zwölf Sekunden war das Gespräch allerdings schon wieder beendet. In dieser Zeit hatte er fünf Fragen beantwortet. Joa, mei. Scho. Na. Find’st? Find i ned. Servus! An diesem Samstagnachmittag aber war alles anders.

Die Fans der Ice Tigers waren ein letztes Mal gekommen, diesmal in den Tucherhof am Marienberg, auf der Bühne wurden Spieler verabschiedet (Proske, Štajnoch, Lalonde, Jurcina), die ein bisschen Applaus bekamen, Spieler, die sogar kurz besungen wurden (Jenike) – und Spieler, bei denen alles etwas größer, ausdauernder und trauriger wurde. Neben Brandon Segal geht in Leonhard Pföderl, den niemand außer unbedarfte Fernsehkommentatoren so nennt, einer, der in den vergangenen Jahren ein Gesicht dieses Vereins geworden war.

Als Pföderl mit einem gedruckten Andenken im Arm von der Bühne lief, da wirkte er irgendwie befreit, als hätte er den schweren Rucksack einfach im Eck stehen gelassen. Neben einem Foodtruck, der Käsespätzle verkaufte, redete er erst wenig, mit jeder Minute wurden seine Sätze aber länger, wurde das Gespräch tiefgründiger und nachdenklicher, wirkte Leo Pföderl plötzlich nicht mehr so distanziert und mitunter grantig, sondern nahbar und freundlich.

Offenheit im Frühling 

Die Diskussionen um seine Zukunft begleiten den 25-Jährigen schon seit Oktober, als die Bild vermeldete, er würde bald für die Eisbären Berlin spielen. An diesem wunderbaren Frühlingstag redete er erstmals offen darüber, dass er in der Hauptstadt einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat und Nürnberg nach sieben Jahren verlassen wird. "Es gibt vuil Gründe", fing er an, "der größte ist, dass i wos neis machen mog, mir schadet’s ned, wenn i mi in wos neis neibeißen muss, weil i bissl g’stockt bin in meiner Entwicklung."

An den reinen Punkten ließ sich das nicht ablesen, auch in der abgelaufenen Saison sammelte er 34, im Jahr davor 35 (und in den Playoffs weitere 16) - an das Niveau der Saison 2016/2017, als ihm 22 Tore und 26 Vorlagen gelangen, kam er aber nie mehr ran. Das, findet er, lag auch daran, dass sich in Nürnberg einiges verändert hat. "Es gab viele Personalentscheidungen im letzten Sommer, da ist es mir auch mal in den Sinn gekommen, zu überlegen, was anderes zu machen", sagt Pföderl. "Mir hom so viel guade Leid und mit Rob Wilson den besten Trainer verlorn." Neben Leuten wie David Steckel hing Leo Pföderl auch an einigen anderen Spielern, "es is ja a der daitsche Stamm mit Pfleger, Möchel, Buzas und Köppchen auseinanderbrochn, da hob i des Überleng ogfangt."

"Ärgerd kan mehrer wie mi"

An Angeboten mangelte es ihm natürlich nicht, ein Leo Pföderl in Topform tut jeder Mannschaft gut, "es gibt keinen größeren Verein wie Berlin, sie haben mir am meisten Zeit gegeben und am wenigsten Druck gemacht", erinnert er sich. Auch an München, daran, näher an seiner Heimat Bad Tölz zu sein, hat er gedacht, aber er will endlich raus, etwas wirklich Neues erleben, "ich bin einigermaßen jung, bin alleine und kann machen, was ich will".

Als er noch über diese so missglückte Abschiedssaison in Nürnberg reden sollte, war der mundfaule Leo Pföderl endgültig Vergangenheit. "Mir worn heuer einfach ned guad gnug und hom’s grad schee gschafft, dass mer Zehnter worn san, des is ja ned guad. Dann hommer Glück ghabt, dass mer weiterkomma san geger Bremerhaven. Geger Mannheim hom mer dann null Chancen ghobt, des muss mer zugehm. I hob mer a vorgnomma, dass i an richtig guaden Abschied raushau, es ärgert kann mehrer wie mi, dass des ned klappd hod, weil i wirklich an Nürnberg häng."

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