26 Verletzte, drei in kritischem Zustand

"Barbarischer Vorfall": Was ist bei diesem Fußballspiel in Mexiko passiert?

Gregor Grosse

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07.03.2022, 15:32 Uhr

© Eduardo Gomez Reyna/AP/dpa

Es sind schreckliche Szenen, die seit Sonntag durch soziale Medien geistern: ausufernde Gewaltexzesse, ein nackter, scheinbar regungsloser Mensch, der über den Boden geschleift wird, eine weinende, vollkommen aufgelöste Frau. Dabei handelt es sich nicht um Aufnahmen aus der Ukraine, sondern aus einem Fußballstadion in Mexiko. Die Echtheit der Videos kann bislang nicht verifiziert werden, aber die Vielzahl des Materials lässt erahnen, welcher Horror sich am Sonntagabend (deutsche Zeit) in Zentralmexiko abgespielt haben muss - während eines Erstligaspiels. Vieles ist noch unklar, so auch der konkrete Auslöser für die Gewalt.

26 Verletzte, gibt es auch Tote?

Sicher ist, dass die Partie zwischen dem Gastgeber vom FC Querétaro und Atlas Guadalajara in einer schwer zu fassenden Eskalation endete, die die gesamte Sportwelt erschüttert. Das Spiel, im Stadion La Corregidora, musste nach 61 Minuten abgebrochen werden. Laut dem Berliner Kurier sind die Fanlager schon seit Jahren verfeindet. Der Gouverneur des Bundesstaates Querétaro, Mauricio Kuri, sprach in einer Pressekonferenz am Sonntag von 26 Verletzten, von denen sich drei im kritischen Zustand befänden. Die Generalstaatsanwaltschaft in Querétaro meldete laut dpa, dass sich noch 17 Personen im Krankenhaus befänden, ihr Zustand sei stabil.

Berichte über Tote dementierten mexikanische Regierungsvertreter und Behörden zunächst: "Die offiziellen Daten weisen momentan darauf hin, dass es keine Toten gegeben hat. Ich verstehe natürlich, dass die Bilder absolut verstörend sind. Leider wurden Bilder und Namen von Menschen in den Netzwerken verbreitet, die angeblich verstorben sind. Ich kann jedoch bestätigen, dass sie leben und medizinische Hilfe bekommen", sagte Gouverneur Kuri laut dpa.

Die Videoaufnahmen lassen das zumindest fraglich erscheinen: Dort sieht man, wie Männer auf regungslose Personen einschlagen, sie ausziehen und liegen lassen. Die englische "Daily Mail" zitierte lokale, unbestätigte Berichte, wonach bis zu 17 Menschen gestorben seien könnten. Ein Twitter-User, der das Spiel angeblich besucht haben soll, berichtet von mehr als 15 Toten: "Es ist unglaublich, dass die Behörden sagen, dass es keine Toten gibt - die Fans haben weder Kontrolle über sich, noch besitzen sie Werte." Auf Nachfrage bestätigte er diese Annahme. Diese Informationen können nicht unabhängig geprüft werden.

Wie die Sportschau berichtete, sind Anhänger beider Mannschaften zunächst auf der Tribüne aufeinander losgegangen. Die Schlägerei weitete sich dann auf das Spielfeld aus, wo sich die Fans teilweise mit Stangen und Sitzen weiter malträtierten. Frauen und Kinder hätten versucht, im Stadiontunnel Schutz zu finden, die Spieler seien in die Umkleidekabine geflüchtet - einige seien auch auf dem Platz geblieben. Die Fifa verurteilte in einer Stellungnahme den "barbarischen Vorfall" und ermutigte die lokalen Autoritäten, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Gewalt habe "absolut kein Platz im Fußball".

Nach Angaben der dpa hat die Regionalregierung in Querétaro erste Konsequenzen aus der Tragödie gezogen. Demnach wurden die Verträge mit der privaten Sicherheitsfirma gekündigt. Fünf Beamte seien suspendiert, darunter der für das Spiel verantwortliche Einsatzleiter der Polizei. Die mexikanische Fußballliga teilte mit, dass im betroffenen Stadion vorerst keine Fußballspiele mehr stattfinden werden. Die Fußball-WM 2026 soll neben den USA und Kanada eigentlich auch in Mexiko ausgetragen werden. Nach dem grauenhafte Vorfall werden nun erste Forderungen ​​laut, Mexiko als Co-Gastgeber auszuschließen.

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