Club-Gremien diskutieren Änderung der Rechtsform

21.9.2016, 22:22 Uhr
Macht sich intensiv Gedanken um den 1. FC Nürnberg: Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Grethlein.

© Sportfoto Zink / DaMa Macht sich intensiv Gedanken um den 1. FC Nürnberg: Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Grethlein.

Als das Thema bei der letzten Mitgliederversammlung angesprochen wurde, hagelte es Pfiffe und Buhrufe. Dennoch ist beim 1. FC Nürnberg die Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft nicht länger tabu. Die Pläne zur strategischen Ausrichtung des Vereins, die Thomas Grethlein im Vorwort des aktuellen Mitgliedermagazins umreißt, bieten im Hinblick auf die am 6. Oktober anstehende Jahreshauptversammlung einiges an Sprengstoff.

Dem Aufsichtsratsvorsitzenden zufolge setzen sich die Verantwortlichen konkret mit der "Frage nach der bestmöglichen Rechtsform" auseinander, die es "in Anbetracht der dynamischen Marktentwicklung" zu beantworten gelte. "Dies diskutieren wir in den Gremien derzeit intensiv", erklärt Grethlein. Und deutet damit eine mögliche Abkehr von der bisherigen Rechtsform als eingetragener Verein an. Er sei "zuversichtlich, dass wir diesen Weg der wirtschaftlichen Vernunft gemeinsam mit Ihnen gehen können", schließt der herzlich grüßende Aufsichtsratsvorsitzende sein Vorwort.

Die beim 1. FC Nürnberg einflussreichen Ultras organisieren bereits Widerstand gegen diese Bestrebungen. Sie stellen bei den Mitgliederversammlungen die mit Abstand größte geschlossene Fraktion. "Die Mitglieder des Vereins (als höchstes Gremium in der gemeinsamen Versammlung) sind hoffentlich so schlau, dass sie sich nicht selbst abschaffen und dem Einfluss von außen Tür und Tor öffnen", heißt es auf dem Yabasta-Blog.

Und weiter: "Der Erhalt des eingetragenen Vereins ist Teil der Identität des 1. FC Nürnbergs. Das sollten Fans und Vereinsoffizielle verinnerlichen – und dann wird diese Identität auch mittelfristig zum Erfolg führen." Eine Ausgliederung ersetze keine Strategie – sie führe im Zweifel nur zu Abhängigkeiten.

Die Folgen einer Ausgliederung

Durch die Ausgliederung der Profimannschaft in eine Kapitalgesellschaft erhoffen sich immer mehr Vereine, beispielsweise durch den Verkauf von Unternehmensanteilen, an frisches Geld zu kommen. Zudem würde im Falle einer Pleite der Profiabteilung nicht der Stammverein haften, der Breitensport könnte also fortgeführt werden. Für den finanziell chronisch klammen 1. FC Nürnberg sind das natürlich verlockende Aussichten.

Kritiker wie die Ultras führen hingegen an, dass eine Ausgliederung nicht zwangsläufig mit mehr sportlichem Erfolg verknüpft ist. Ein Beispiel: der TSV 1860 München, der seit Jahren "am Tropf eines Investors" hänge und trotzdem glücklos in der zweiten Liga kicke.

Trotz solcher Einwände schreitet die Entwicklung scheinbar unaufhaltsam voran. In den DFL-Lizenzligen Bundesliga und 2. Bundesliga treten mittlerweile mehr Kapitalgesellschaften als Vereine an.

Nur 17 der 36 Mitglieder des Ligaverbandes sind (noch) eingetragene Vereine (e.V.). Dazu zählen neben dem 1. Fussball-Club Nürnberg e.V. Traditionsklubs wie der 1. FC Union Berlin e.V. oder der Fussballclub Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. Im Wettbewerb sind außerdem Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH), Aktiengesellschaften (AG) oder auch Kommanditgesellschaften auf Aktien (GmbH & Co KGaA). Alles Rechtsformen, die künftig auch für den fränkischen Altmeister in Frage kommen - wenn es nach Grethlein und Co. geht.

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