Die Falcons zwischen Euphorie und großen Sorgen

28.10.2019, 19:14 Uhr
Grüße aus dem zweiten Stock: Duane Wilson, mit 22 Punkten mal wieder Nürnbergs Topscorer, hat nur den Korb im Blick.

© Foto: Daniel Marr/Zink Grüße aus dem zweiten Stock: Duane Wilson, mit 22 Punkten mal wieder Nürnbergs Topscorer, hat nur den Korb im Blick.

Als der Nebel sich am späten Samstagabend über das Knoblauchsland legte und die Helfer den Eventpalast langsam von einer Basketball- in eine Hockeyhalle verwandelten, herrschte im Zelt neben dem Zelt immer noch Hochbetrieb. Nürnbergs Basketballer und ihre wichtigsten Gäste machten sich im VIP-Bereich über das Buffet her, die Partie gegen Phoenix Hagen hatte Kraft und noch mehr Nerven gekostet.

Mit dem denkbar knappsten Ergebnis hatten die Falcons sich und ihre Fans glücklich gemacht, das 92:91 (18:29, 30:17, 25:19, 19:26) war der sechste Sieg im siebten Spiel, saisonübergreifend haben sie von den letzten 26 Begegnungen gerade einmal drei verloren. So eine Bilanz dürfte es im deutschen Profisport aktuell nicht allzu oft geben, die Stimmung abseits des Feldes ist trotzdem nicht besonders euphorisch. Während der Punktestand stetig wächst, ist der Kontostand auf einem Tiefstand.

Die Stadt gibt 50.000 Euro

Nach der vergangenen Spielzeit klafft trotz – oder gerade wegen – des sportlichen Erfolgs ein großes Loch im Budget. Von über 100.000 Euro, die den Falcons fehlen, spricht Ralph Junge, der seit dem Sommer zwar nur noch Co-Trainer ist, dafür als Geschäftsführer alle Hände voll zu tun hat. Für ihn dürfte die Arbeit am Samstag deshalb nach dem schönen Erfolg gegen Hagen im VIP-Zelt erst so richtig losgegangen sein.

Junge steht die schwierige Aufgabe bevor, mal wieder finanzkräftige Partner für den Nürnberger Basketball zu überzeugen, immerhin bei der Stadt war er bereits erfolgreich. 50.000 will sie zuschießen – freiwillig, wie bei der Verwaltung betont wird, wahrscheinlich aber auch, weil man weiß, dass man nicht ganz unschuldig ist an der komplizierten Situation.

Vor der vergangenen Saison war die Halle am Berliner Platz plötzlich nicht mehr bespielbar, die Falcons mussten an den Flughafen umziehen und mehrere Heimspiele auf wenig lukrative Termine verschieben. Die Zuschauerzahlen blieben so zunächst unter dem Schnitt. Als die Basketball-Bundesliga dem Verein nach dem sportlichen Aufstieg dann die Lizenz – wegen einer passenden fehlenden Halle in Nürnberg – verweigerte, stürzten sich die Falcons in einen letztlich erfolglosen Rechtsstreit, dessen Kosten alleine den Zuschuss der Stadt übersteigen. "Wir sind dankbar, dass uns die Stadt unterstützt", sagt Junge und ist optimistisch, den Rest des Fehlbetrages auch aufzutreiben: "Ich denke, wir kriegen das mit unseren Partnern hin."

Sportlich überzeugend

Und nun? Ist der Vizemeister der vergangenen Saison nach dem ersten Viertel der neuen auf einem guten Weg, zumindest sportlich wieder zu überzeugen. Zwar werden Trainer Vytautas Buzas und seine Spieler nicht müde zu betonen, dass die richtig schweren Gegner erst noch kommen und die neuformierte Mannschaft noch lange nicht so spielt, wie sie sich das vorstellen, der Sieg gegen Hagen darf aber als Beweis gelten, dass sie sich inzwischen auch gegen Widerstände durchsetzen können.

Im ersten Abschnitt mussten die Falcons satte 29 Punkte hinnehmen ("Offensichtlich kamen meine Vorgaben nicht alle an", Buzas) und einige umstrittene Schiedsrichterentscheidungen, bis zur Halbzeitpause hatten sie die Begegnung trotzdem gedreht: 48:46. Mit ansprechendem Team-Basketball und einem starken Jonathan Maier erarbeiteten sie sich nach dem Seitenwechsel zunächst einen komfortablen Vorsprung, verspielten diesen aber beinahe noch. 20 Sekunden vor Schluss hatten die Gäste nach einem unnötigen Nürnberger Turnover noch einmal Ballbesitz und die Chance auf den Sieg, doch im entscheidenden Moment wackelte die Defense der Falcons nicht mehr. "Wir haben da noch viele Probleme", sagte Buzas. Die Verteidigung ist derzeit allerdings das geringste.

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