Die schönsten Laufstrecken: Runterkommen im Reichswald

11.5.2021, 06:00 Uhr
Einfach loslaufen, abschalten und an nichts denken: Bernd-Simon Schwarz auf seiner Laufrunde im Reichswald.

© Roland Fengler, NNZ Einfach loslaufen, abschalten und an nichts denken: Bernd-Simon Schwarz auf seiner Laufrunde im Reichswald.

Als er ein paar Monate gearbeitet hatte, da musste Bernd-Simon Schwarz einsehen, dass sich etwas verändert hatte. Als Student folgt das Leben ja oft einem klaren Plan, den Takt des Alltags geben Hausarbeiten oder Klausuren vor. "Im Studium hat man Meilensteine", erinnert sich Schwarz, doch wenn man sich ein paar Wochen oder Monate bemüht hat, fällt der Druck auch wieder ab. "Nach der Abgabe hat man dann auch wieder ein entspanntes Leben", sagt der 28-Jährige.

Doch irgendwann endet auch das schönste Studium, die Umstellung vom Studenten- auf das Berufsleben ist für viele junge Menschen oft hart - und mit der Gewissheit verbunden, dass vieles nicht mehr so sein wird wie vorher. Bei Bernd-Simon Schwarz war das 2019, als noch niemand von Inzidenzwerten, Lockdowns und Quarantänen redete. Nach dem Architekturstudium stieg er mit seinem Bruder in den Familienbetrieb ein und musste irgendwann einsehen, dass er sich und seinen Körper in dieser Zeit ein bisschen vernachlässigt hatte.

"Stress hört nicht mehr auf"

Während der Zeit an der Uni hatte er sich regelmäßig mit Studienkollegen und Freunden zum Fußballspielen getroffen, mit jeder Minute auf dem grünen Rasen entspannte sich der Kopf auch ein bisschen mehr. Dafür war als Architekt nun kaum mehr Zeit - und Meilensteine, nach denen alles wieder ruhiger wird, gab es nicht mehr. "Der Stress hört nicht mehr auf", sagt Schwarz. Also hat er sich ganz bewusst Zonen für sich gesucht, Momente, in denen er ganz bewusst runterkommen kann.

Nichts als pure Natur: Im Reichswald fühlt sich der Architekt wohl.

Nichts als pure Natur: Im Reichswald fühlt sich der Architekt wohl. © Roland Fengler, NNZ

Also ging er Laufen und merkte schnell, dass er sich "nicht so schlecht" anstellte, "da hat mich die Motivation gepackt, dass ich auch Bestzeiten laufen will". Über Schulfreunde aus der Zeit am Neuen Gymnasium kam er in Kontakt mit dem "Nuremberg Track Club" (NTC), einer Laufvereinigung, von der ein Mitglied mal sagte, sie sei einfach "ein wilder Haufen", bewusst unabhängig, nicht als Verein organisiert, aber doch mit dem klaren Ziel, jeden Läufer und jede Läuferin, die sich ihr anschließt, besser zu machen.


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Mit den neuen Kollegen vom NTC lernte er nicht nur, in Intervallen immer wieder seine Grenzen auszuloten und sich von der Gemeinschaft mitreißen zu lassen. Für die längeren Laufe trafen sie sich immer wieder auch im Reichswald nahe des Tiergartens - wo sich Bernd-Simon Schwarz gleich sehr wohl fühlte.

Hier geht es zur Lieblingsstrecke Bernd-Simon Schwarz.  © OpenStreetMap-Mitwirkende

Hier geht es zur Lieblingsstrecke Bernd-Simon Schwarz. © OpenStreetMap-Mitwirkende © OpenStreetMap-Mitwirkende

Seitdem kommt er immer wieder gerne her, ob am Morgen, bevor er in einen langen Arbeitstag startet oder am Abend, um nach vielen Stunden im Büro auch wieder runterzukommen. In der Nähe des Tiergarten-Eingangs geht es in den Wald auf eine "total entspannte Strecke, die sehr eben verläuft", wie Schwarz erzählt. Jeder kann also steuern, wie weit er oder sie laufen will, ob einem nach einer kleinen Runde, nach zehn Kilometern oder sogar nach einem Halbmarathon ist.

"Es gibt sehr viele Weggabelungen auf den Forstwegen", sagt Schwarz, Abwechslung ist also immer geboten. Der Architekt genießt, egal auf welcher Strecke, die Ruhe, die Zeit, in der er einfach nur Natur sieht, die Vögel zwitschern und die Blätter am Wegesrand rascheln hört. Das schnelle Leben, die vielen Autos, den hektischen Alltag vergisst man hier schon nach kurzer Zeit, Schwarz hat schnell gemerkt, "wieviel es einem gibt, wenn man abschalten kann und einfach an nichts denkt". Fast so wie damals in der Uni, nach der Abgabe einer Arbeit.

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