Einzigartige Generation: Als die Club-Jugend den Titel holte

27.8.2020, 12:04 Uhr
Einzigartige Generation: Als die Club-Jugend den Titel holte

© Foto: Rudolf Contino

Der Zusammenhalt und die Gemeinschaft waren das Wichtigste. Das hat nicht nur Klaus Weber als wesentlich ausgemacht. Dafür, dass das damals klappte. Und noch immer Bestand hat. Weswegen die Club-Jugend von 1974 noch immer als einzige Meister-Jugend des FCN in der Geschichte von Nürnbergs Triumph-und-Trauma-Club firmiert. Warum man sich immer noch trifft. Regelmäßig, auch unlängst wieder. Diesmal bei Klaus Weber zu Hause, in Diepersdorf, am Fuße des Moritzbergs, "bei über 30 Grad und Kaiserwetter", wie der erfolgreiche Modemanager berichtet.


Ex-Club-Spieler Norbert Eder gestorben


Drei der erfolgreichen 17 sind nicht mehr dabei: Gert Hartig, der schon in jugendlichem Alter starb, der begabte Peter Sommer und Norbert Eder. Der Mann, der als 28-Jähriger vom Club, damals noch Deutschlands Rekordmeister, zu den Bayern, Deutschlands baldigem Rekordmeister, wechseln sollte. Der als Spätberufener kurz vor der WM 1986 im Nationalteam debütierte und in Mexiko sechs seiner acht Spiele für den von Franz Beckenbauer angeleiteten Vizeweltmeister machte. Im November 2019 ist der aus Bibergau bei Würzburg stammende Premium-Vorstopper nach schwerer Krankheit gestorben. Für die Club-Profis bestritt Norbert Eder rund 300 Spiele.

Gerangel um Profi-Verträge

Als Eder noch kein Profi ist, sich aber dafür bewirbt, gerät sein Empfehlungsschreiben und das der anderen Nürnberger A-Junioren formidabel. Am 9. Juni 1974 glückt dem Club beim Endturnier in Stade auch ohne den im Finale gesperrten Eder ein Coup, den er bis heute nicht wiederholen konnte. Westlich von Hamburg sichert sich der Club zum bisher einzigen Mal den Titel der Jahrgangsbesten. Und klebt am Tag nach dem verpassten Aufstieg der Profis mehr als ein Trostpflaster auf den Kummer, den der seit 1969 vergeblich aufstiegsbemühte FCN mit sich herumträgt. Den wiedereinmal fetten Dämpfer, den der Endspielteilnehmer im Mannschaftshotel in Buxtehude am Fernseher verfolgt, wandelt der Jugend-Club in Energie um. Und organisiert mit dem 1:0 gegen den 1. FC Köln auch Fritz Kreißel, dem nach fast 20 Jahren scheidenden Talentförderer, ein tolles Abschiedsgeschenk.

Dessen Jungs bringen im windgeschüttelten Güldenstern-Stadion den bislang einmaligen Arbeitsnachweis. Kapitän Günter Dämpfling ist es, der trotz Oberschenkelprellung den jungen Club anführt, in der zweiten Hälfte einer hitzigen Partie einen strittigen Foulelfmeter verwandelt und Nürnbergs Nachwuchs gegen die Altersgenossen des FC siegen lässt.

"Da war kein Honigschlecken. Der Ehrgeiz auf beiden Seiten und das Gerangel um die Profi-Verträge war da, beide Teams wie besessen", erinnert sich Weber, wie arg sich Club und favorisierte Kölner an diesem Tag zusetzten. An das Glücksgefühl nach Abpfiff. An die Bedeutung, die dem Gewinn der A-Jugend-Meisterschaft branchenintern beigemessen wurde. Eine Bedeutung, die auch ein Gratulationsschreiben der Nationalmannschaft, knapp einen Monat später wird diese in München Weltmeister, sichtbar macht und nette Grüße von Franz Beckenbauer und Bundestrainer Schön beinhaltet.


Klauß und Krauß: Leipziger Duo will den FCN besser machen


Einen Eindruck davon, wie bedeutsam das wahrgenommen wird, was sie in Stade geleistet hat, bekommt Frankens 1A-Jugend auch am Nürnberger Flughafen. Club-Präsident Hans Ehrt und Geschäftsführer Willy Kallert nehmen die Youngster dort in Empfang, auf der Gangway sieht man die jugendlichen Helden die Hände nach oben strecken und mit Blumensträußen wedeln. Und bald auch mit Profi-Verträgen, auch wenn es die für Norbert Eder und Klaus Weber nicht gibt.

Günter Dämpfling, Reinhold Schöll, mit einer nur das Arbeitspapier betreffenden Verzögerung Norbert Eder: Die Hochbegabten, die beim Endturnier im hohen Norden unter anderem vom späteren Aufsichtsratsboss Klaus Schramm betreut werden, avancieren beim Club hernach zu festen Größen. Auch Horst Weyerich, der den davor lange in der Zweitklassigkeit darbenden FCN 1977 als Abwehrchef zurück in die Erstklassigkeit führt. Der als Idol einer ganzen Generation von Club-Anhängern insgesamt 445 Spiele für den FCN bestreitet und im Bundesliga-Ranking mit 13 verwandelten Elfmetern noch immer Nürnbergs Bester diesbezüglich ist.

Der Vorzeigekapitän ist dabei

Einzigartige Generation: Als die Club-Jugend den Titel holte

An diesem sonnigen Tag in Diepersdorf, an dem Klaus Weber "für die Jungs grillt, die Frauen Salate machen und ein Traumfest über die Bühne geht", ist Horst Weyerich natürlich auch dabei. Ebenso wie Dieter Nüssing, Nürnbergs langjähriger Vorzeigekapitän, der die Jugendmeister am Flughafen ebenfalls in Empfang nimmt und dem FCN als Spürnase noch immer hochveranlagte Spieler liefert. "Die Bereitschaft, Talente zu fördern", ist ein Aspekt, den Klaus Weber auch künftig herausgestellt sehen möchte am Neuen Zabo.

Hauptsächlich gehe es ihm und seinen Freunden aber darum, dem neuen Führungsduo des 1. FC Nürnberg – Dieter Hecking und Robert Klauß, in Leipzig selbst Nachwuchstrainer – etwas mitzugeben von dem Schwung, der 1974 beim Club zu konstatieren war. Das zu befördern, was Neu-Sportvorstand Dieter Hecking mit "Aufbruchstimmung" meint. "Nürnbergs einzige Meisterjugend wünscht dem FCN viel Erfolg", erklärt Klaus Weber folglich. Das wollten sie an einem sonnigen Tag in Diepersdorf festhalten – an dem sie wieder einmal Zusammenhalt und Gemeinschaft lebten.

Nürnberg: Klaus Müller (Torwart), Peter Niemann (Ersatztorwart), Günter Dämpfling (Kapitän), Horst Weyerich, Reiner Kraus, Klaus Lindner, Helmut Steuerwald, Werner Dorok, Norbert Kosian, Norbert Eder, Erhard Suffel, Reinhold Schöll, Peter Sommer, Gert Hartig, Christoph Reichenbach, Helmut Eckersberger, Klaus Weber.

Verwandte Themen


5 Kommentare