Ende der Eiszeit? FCN-Ultras suchen Dialog mit Verein

29.4.2017, 18:23 Uhr
Die Ultras blieben auch im Spiel gegen Stuttgart bei ihrem Stimmungsboykott. Das sorgte für Unmut.

© Sportfoto Zink / DaMa Die Ultras blieben auch im Spiel gegen Stuttgart bei ihrem Stimmungsboykott. Das sorgte für Unmut.

Immer wieder kamen am Samstag beim 2:3 des 1. FC Nürnberg gegen den VfB Stuttgart vereinzelte, aber deutlich hörbare "Ultras raus"-Rufe auf. Vielen der sogenannten "Normalos" unter den Clubfans will es nicht in den Kopf gehen, warum die Ultras die Mannschaft bei einem so mitreißenden Spiel wie dem gegen den VfB nicht unterstützen. Der Vorwurf: Die Gruppierung würde eigene Interessen über die des Vereins stellen und das Team im Stich lassen.

Seit Wochen befindet sich Ultras Nürnberg 1994 (UN 94) bei Heimspielen des FCN im Stimmungsboykott. Das Verhältnis zwischen der Vereinsführung und der Gruppe ist zerrüttet. Und jetzt, so scheint es, geht auch noch ein immer tieferer Riss durch die Kurve. In den Blöcken 8 und 10 auf dem Oberrang gab es nach dem Spiel gar Tumulte.

Was genau passiert ist, lässt sich bisher nicht vollständig rekonstruieren. Manche sagen, an dem Stimmungsboykott habe sich ein Streit unter Clubfans entzündet, der dann gewaltsam ausgetragen wurde. Aus anderen Kreisen ist zu hören, ein VfB-Fan habe herumgepöbelt und durch den Sicherheitsdienst entfernt werden müssen.

Fakt ist: Es brodelt beim Club. So sehr, dass sich sogar Jan Stärker, Chefreporter der Nürnberger Redaktion der Bild-Zeitung und nach eigenen Angaben leidenschaftlicher Clubfan, bemüßigt fühlte, über einen offiziellen Facebook-Kanal der Boulevardzeitung seine Anti-Ultra-Haltung kundzutun:

Erwähnenswert ist das insofern, da sich an der hitzigen Debatte im Kommentarbereich des Beitrags zeigt, wie sehr die Fronten verhärtet sind. Dass es aktuell nicht nur in Nürnberg einen offenen Konflikt mit der Fanszene gibt, sondern auch in andern Städten (Mainz und Mönchengladbach), darauf weisen die Ultras in ihrem Flyer hin, den sie vor der Partie gegen Stuttgart verteilt haben. In dem Flugblatt erklären sie auch noch einmal ausdrücklich, dass die Ursache für den Stimmungsboykott viel tiefer liege als in dem Verkaufsstopp von Karten durch den Verein für die Südkurve, wohin die Ultras nach einer durch den DFB auferlegten Blocksperre in der Nordkurve ausweichen wollten. Dies sei nur der Auslöser gewesen. Vielmehr bemängeln die Ultras ein aus ihrer Sicht konstant schlechtes Verhältnis mit den neuen Verantwortlichen des FCN seit dem Ende der Ära Bader.

Hoffnung auf eine baldige Entspannung der Lage ist jedoch in Sicht. Erstmals signalisieren die Ultras Gesprächsbereitschaft. "Das Mittel, wie wir dieser Eiszeit mit dem Verein entkommen, ist (...) klar", heißt es in dem Flyer. "Die Führungsriege unserer Gruppe hat die Absicht, so schnell wie möglich ein klärendes Gespräch mit den Verantwortlichen des 1. FC Nürnberg zu führen. Dass dies durch die verhärteten Fronten nicht gerade einfach ist, sollte jedem klar sein. Dennoch ist das der einzig vernünftige Weg, um in Zukunft wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Denn nur wenn die Altlasten aus dem Weg geräumt sind, kann der neue Weg zusammen geebnet werden."

Katharina Fritsch, Leiterin Unternehmenskommunikation des FCN, erklärt auf Anfrage: "Wir sind nach wie vor offen und gesprächsbereit, verweisen auf den heutigen UN-Flyer und begrüßen es, dass die UN-Führung das Gespräch mit der Vereinsführung sucht." Gut möglich also, dass der Streit innerhalb der Clubfamilie bald beigelegt ist und schon beim nächsten Heimspiel wieder eine positivere Stimmung in der Nordkurve herrscht. Die Mannschaft, die für die aktuelle Situation am wenigsten kann, hätte es jedenfalls mehr als verdient.

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