Experte zu Joggen mit Maske: "Man kann nichts kaputt machen"

8.4.2021, 12:53 Uhr
Am Ostermontag ein seltenes Bild an der Wöhrder Wiese in Nürnberg. Zwei Jogger mit Maske.

© Michael Matejka Am Ostermontag ein seltenes Bild an der Wöhrder Wiese in Nürnberg. Zwei Jogger mit Maske.

Die wichtigste Frage zuerst. Ist es gefährlich, mit Maske zu Joggen?

Dr. Joachim Ficker: Da kann ich beruhigen. Nein, man kann nichts kaputt machen. Denn entgegen dem weit verbreiteten subjektiven Empfinden, durch die Maske schlechter Luft zu bekommen, ist die Lungenfunktion nicht wesentlich eingeschränkt.

Der 57-Jährige Lungenarzt Joachim Ficker, Chef der Pneumologie am Klinikum Nürnberg, geht mindestens einmal pro Woche Laufen.

Der 57-Jährige Lungenarzt Joachim Ficker, Chef der Pneumologie am Klinikum Nürnberg, geht mindestens einmal pro Woche Laufen. © Privat


Wie ist dieses Phänomen zu erklären?

Ficker: Unsere Sinne können nicht verlässlich messen, wie viel Luft wir wirklich beim Atmen durch Nase und Mund pumpen. Wir registrieren lediglich, dass sich unsere Atemwege normalerweise zum Beispiel in der Nase beim Einatmen abkühlen. Mit einem Eukalyptus-Bonbon verbinden deshalb viele ein positives Gefühl, warme Luft etwa unter der drückenden Schwüle eines Gewächshauses wiederum empfinden wir als unangenehm, obwohl der Sauerstoffgehalt der Luft an sich gar nicht schlechter ist.


Das heißt im Klartext, über den Tragekomfort hinaus gibt es keine Anzeichen einer verminderten Leistungsfähigkeit unter der Maske?

Ficker: Tatsächlich sind nun die ersten Studien erschienen, die bei Nicht-Leistungssportlern allenfalls eine marginale Beeinträchtigung festgestellt haben. Dabei wurde in der Belastung auf dem Ergometer die Kraftübertragung in Watt mit und ohne Maske miteinander verglichen. Selbst die eng anliegende und dichtere FFP2, die den Atemwegswiderstand noch einmal erhöht und manchen mühsamer Atmen lässt, führt nicht zu einer relevanten Einschränkung der Leistungsfähigkeit. Es bestätigt sich dadurch, dass der limitierende Faktor im normalen Ausdauersport nicht in der Atmung, sondern der Muskulatur liegt. In manchen Disziplinen wie dem Extrembergsteigen verspricht man sich von einer besser trainierten Atemmuskulatur sogar Vorteile und trainiert sogar mit speziellen Masken.


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Was sollte ich als Laie unbedingt beachten beim ersten Lauf mit Maske?

Ficker: Generelle Leitlinien, außer dass sich Personen mit Lungenvorerkrankung zuvor beraten lassen sollten, lassen sich schwer aufstellen. Gefragt ist in jedem Fall ein bewusster Atemrhythmus. Wer in sich hineinhört und merkt, dass es zu anstrengend wird, sollte sein Tempo drosseln. Von längeren Trainings-Einheiten ist abzuraten. Die Feuchtigkeit der Stoffmaske etwa würde mit der Zeit zu hoch, so dass tatsächlich immer weniger Luft hindurchkommt.


Wie viel besser bin ich denn geschützt mit Maske, wenn auf den Strecken viel Andrang ist?

Ficker: Unter freiem Himmel ist das Risiko sehr, sehr niedrig, in eine ansteckende Aerosol-Wolke zu geraten. Aus meiner Sicht reicht es, ohne Maske in entsprechendem Abstand notfalls mit einem zusätzlichen Ausfallschritt um Menschengruppen herumzulaufen. Alltagsmasken bieten für den Träger ohnehin keinen Schutz. Zumindest ein bisschen anders verhält es sich mit Auto-Abgasen. Eine FFP2-Maske fängt da durchaus Partikel ab, sollte einen aber nicht in falscher Sicherheit wiegen. Für eine längere Jogging-Runde würde ich mir lieber eine Strecke abseits des Straßenverkehrs suchen.

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