Fanabteilung fürs Kleeblatt? Verein ist "nicht abgeneigt"

11.2.2021, 06:00 Uhr
Plakate auf der Nordtribüne: Immer wieder zeigten Fans, hier im September 2019, Spruchbänder. Aktuell können sie nur virtuell für die Kampagne werben.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NN Plakate auf der Nordtribüne: Immer wieder zeigten Fans, hier im September 2019, Spruchbänder. Aktuell können sie nur virtuell für die Kampagne werben.  

Lange war es ruhig geworden rund und um die aktiven Fans der Spielvereinigung. Ins Stadion dürfen sie nicht, öffentlichkeitswirksame Aktionen sind in der Corona-Pandemie schwierig umsetzbar. Dennoch waren die Anhänger der Kampagne "Zurück zur SpVgg Fürth" nicht untätig, sie haben an ihren Zielen gearbeitet und ein gemeinsames Konzept aufgestellt.

"Natürlich ist man Helmut Hack dankbar"

"Wir wollten erst in eine Diskussion gehen und um Mitstreiter werben", sagt Dominik Weiß, ein Vertreter der aktiven Fanszene und als Vorsänger der Nordtribüne ein bekanntes Gesicht. Offiziell gibt es die Kampagne seit 2018. Der Wunsch einiger Fans, den Vereinsnamen zu ändern, aber ist schon so alt wie der Zusammenschluss zwischen der SpVgg Fürth und dem TSV Vestenbergsgreuth im Jahr 1995.

"Mehr als 40 Fanklubs mit etwa 1500 Fans sowie 2245 Einzelpersonen" sind mittlerweile Teil der Kampagne, "aus allen Teilen, jung und alt". Oberstes Ziel bleibt die Umbenennung des Vereins in "SpVgg Fürth". "Nur mit diesem Namen kann es zu den gewünschten Veränderungen kommen", sagt Weiß. "Mit 'Greuther' identifizieren wir uns nicht. Das gekünstelte Konstrukt, Greuther Fürth zu einer Marke zu machen, ist gescheitert." Die Verdienste von Helmut Hack "wollen wir nicht schlechtreden." Das Kleeblatt ist dank des ehemaligen Präsidenten ein sehr guter, professionell aufgestellter Fußball-Zweitligist. "Natürlich ist man Hack dankbar."

Der neue, alte Name sei dennoch die Basis für eine einheitliche Identifikation und letztlich für die Mitgestaltung im Verein. "Aktuell kann man selbst als Vereinsmitglied nichts mitgestalten", sagt Weiß. 2550 Mitglieder hat das Kleeblatt, im Zweitliga-Vergleich haben nur Sandhausen und Würzburg weniger. Alle Mitglieder sind in den Breitensport-Abteilungen organisiert. "Doch es muss auch eine Fanmitgliedschaft möglich sein", sagt Weiß, zu einem fairen Preis. "Eine Mitgestaltung ist nur möglich, wenn viele Menschen Mitglied im Verein werden."

Es geht nicht darum, den Trainer-Rauswurf zu befeuern

Die Fan-Kampagne möchte für ein "intaktes Vereinsleben werben und die anderen Abteilung unterstützen. Was wir nicht wollen: Einfluss auf das operative Geschäft nehmen", sagt der 31-Jährige. Es gehe außerdem nicht darum, einen Trainer-Rauswurf zu befeuern oder sich in die Transferpolitik einzumischen. "Es muss eine klare Trennung geben zwischen GmbH und e.V. und zwischen wirtschaftlichen und sportlichen Entscheidungen." Die Fanabteilung soll Bindeglied zwischen Verein, Kapitalgesellschaft und Fans sein. Weiß ist sich dieser Verantwortung bewusst, er hat vor, sich lange zu engagieren. "Es ist dann Aufgabe aller, im Sinn des Vereins zu handeln." Das scheint nun auch bei den Kleeblatt-Verantwortlichen angekommen zu sein.

Bei der Spielvereinigung klingt der Ton aufgeschlossener als noch vor knapp zwei Jahren. Damals hatte Präsident Fred Höfler die Umbenennung für unmöglich erklärt. Nun heißt es dazu: "Das ist eine demokratische Entscheidung", sagt Dirk Weißert, Direktor Finanzen und Vizepräsident des e.V.. Er selbst hat 1999, also vier Jahre nach dem Beitritt, im Verein angefangen. "Doch ich habe damals mitbekommen, dass die Mitglieder eine einstimmige Entscheidung getroffen haben. Wenn die Mitglieder das so wollen, ist das so." Und wenn die Mehrheit der Mitglieder jetzt etwas anderes will, dann ist das ein demokratischer Prozess. Weißert gibt allerdings zu bedenken: "Wir haben dem TSV Vestenbergsgreuth sehr viel zu verdanken, es ist eine Erfolgsgeschichte über zwei Jahrzehnte, die man durch eine Namensänderung nicht so einfach wegwirft."

Dass nach einer Umbenennung mehr Fans ins Stadion kommen würden, glaubt Weißert allerdings nicht. Die Erfahrung habe hier anderes gezeigt: Nachdem das Kleeblatt auf das Trikot zurückgekehrt ist, seien die Umsätze auch nicht wie erhofft gestiegen. "Der wirtschaftliche Erfolg hängt hauptsächlich mit dem sportlichen Erfolg zusammen." Und hier ist das Kleeblatt auf dem richtigen Weg. "Über die Jahre haben wir uns einen sehr seriösen Ruf erarbeitet bei unseren Partnern, der ist auch mit dem Namen verbunden." Dennoch gehen Verein und aktive Fans aufeinander zu. "Sie haben teilweise gute Ideen", sagt Weißert.

"Den Verein auf eine breitere Basis zu stellen"

Besonders trifft das bei der Forderung nach einer eigenen Abteilung für Fußballfans zu. "Hier sind wir nicht abgeneigt, wenn es darum geht, den Verein auf eine breitere Basis zu stellen. Die Frage ist, was sich dann durchsetzen lässt und welche Auswirkungen das auf die Gesamtstabilität und Kontinuität im Verein hat." Aktuell leiden Verein und Kapitalgesellschaft unter der Coronakrise, "es ist ein riesen Kraftakt", sagt das Präsidiumsmitglied. Trotzdem macht er den Anhängern Hoffnung, dass auf der nächsten regulären Mitgliederversammlung, die in diesem Jahr für November geplant ist, das Thema Fanabteilung eine Rolle spielen könnte.

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