FCN-Matchwinner Sörensen: Platt, aber glücklich

15.12.2020, 06:00 Uhr
Kurzer Anlauf, Sprung – Ekstase: Asger Sörensen nach seinem 2:1.

© Daniel Karmann, dpa Kurzer Anlauf, Sprung – Ekstase: Asger Sörensen nach seinem 2:1.

Wer da so alles auf ihm herumgelegen ist nach seinem 2:1, kann Asger Sörensen nicht mehr so genau sagen. Bilder belegen, dass es fast die ganze Mannschaft gewesen sein muss plus Betreuer. Ein Berg aus Leibern. Und ganz unten: der bemitleidenswerte Torschütze. "Ich habe fast keine Luft mehr bekommen", sagt Sörensen am nächsten Tag. "Aber alles gut, ich bin heil geblieben."

Optisch wirkte er schon bei den nachfolgenden Interviews einigermaßen unversehrt, allerdings ziemlich erledigt. Unter der Woche hatte der lange Innenverteidiger wegen eines grippalen Infekts flach gelegen und erst am Freitag wieder individuell trainieren können. Erst nach der abschließenden Einheit am Samstag konnte Sörensen für das Heimspiel gegen die Würzburger Kickers am Sonntag final zusagen.

Die 90 Minuten sollten für ihn quälend lang werden. "Ab Mitte der zweiten Halbzeit war ich schon relativ platt", gesteht Sörensen, wollte beim letzten Eckstoß des Nachmittags aber trotzdem unbedingt mit vor. Immerhin ist er mit seinen 192 Zentimeter Körperlänge in der Luft kaum aufzuhalten. Kurzer Anlauf, Sprung – Ekstase. Weil ganz späte Tore in letzter Zeit doch eher selten waren. Im Gegensatz zu ganz späten Gegentoren.

Komplimente für den "Geisi"

In der vergangenen Saison, darin waren sich hinterher viele Beobachter einig, hätte der 1. FC Nürnberg nach so einem Auftritt noch verloren, dank Sörensens Energieleistung lagen sie sich in den Armen. Grundsätzlich "gehe ich immer mit hoch und hoffe, dass ich an den Ball komme und ein Tor mache", so umschreibt er seine einigermaßen simple Erfolgsformel. 2019/2020 war er mit sechs Treffern Nürnbergs zweitbester Torschütze nach Robin Hack, drei davon glückten ihm per Kopf. Allesamt vorbereitet von Johannes Geis, das 2:1 am Sonntag auch. "Der Geisi", lobt Sörensen denn auch, "schlägt überragende Standards."

Für deren Optimierung ist beim Club Frank Steinmetz zuständig, wobei sich Robert Klauß‘ Co-Trainer dabei auch stets an der Belegschaft des nächsten Gegners orientiert. Gegen Sandhausen, erzählt Sörensen, seien bei Geis‘ Eckstoß in der 77. Minute fast alle Langen samt ihrer Verteidiger zum ersten Pfosten gezogen, so dass Lukas Mühl am zweiten praktisch ungehindert einköpfen konnte. Also üben sie unter der Woche ausdauernd Laufwege ein oder wer für wen einen Block stellen muss.

Dass so eine Standardsituation entscheidend sein kann, wissen sie beim Club nicht erst seit Sonntag, als ansonsten nicht viel zusammenlief. Warum, wusste der Trainer bereits wenige Minuten nach dem Schlusspfiff. "Ich war grundsätzlich mit der Einstellung zufrieden, nicht ganz mit den Entscheidungen, die wir mit Ball getroffen haben", so Klauß, "mit der Art und Weise sind wir nicht komplett glücklich." Mit dem zweiten Sieg in Folge umso mehr; schon jetzt haben sie genauso viele Punkte wie nach der kompletten Vorrunde im Vorjahr.

Bei den aktuell 16 soll es bis Weihnachten aber nicht bleiben; morgen in Kiel (18.30 Uhr) und am Sonntag gegen Aue (13.30 Uhr) würden sie am liebsten schon die 20er-Marke knacken, was aber ausgesprochen schwer werden dürfte. Bis zum Saisonziel "fehlen noch 24, die wollen wir so schnell wie möglich holen", kündigt Sörensen an, ohne sich großartig mit der Tabelle beschäftigen zu wollen.

Dass die KSV Holstein zurzeit Erster ist, weiß der Däne aber natürlich auch. Ebenso, dass Enrico Valentini mit einem kleinen Muskelfaserriss in der rechten Wade heuer nicht mehr zur Verfügung steht.

"Wir kommen mit einem guten Gefühl" sagt Sörensen trotzig, mit den Kielern verbindet er aber auch weniger gute. Am letzten Spieltag der zurückliegenden Rückrunde hätte er in der letzten Minute per Kopf fast noch das relegationsersparende 2:1 erzielt, im Hinspiel hatte einen direkten Freistoß aus über 20 Metern in den Winkel gezimmert.

Trotzdem lassen sie ihn einfach nicht mehr, die Kollegen Geis und Handwerker. "Ich verstehe das ehrlich gesagt auch nicht", sagt Sörensen und lacht. Mit dem Kopf ist aber garantiert er der Bessere.

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