FCN-Neuling Oliver Sorg: Viel Erfahrung ohne großes Tamtam

24.6.2019, 13:00 Uhr
FCN-Neuling Oliver Sorg: Viel Erfahrung ohne großes Tamtam

© Sportfoto Zink / MeZi

"Ex-Nationalspieler" wird Oliver Sorg ein Leben lang bleiben, auf seine Visitenkarte wird es der Ehrentitel allerdings kaum je bringen. "Ich wusste das schon richtig einzuschätzen", sagt der in der Schule des SC Freiburg ausgebildete Fußballprofi, der am 8. Mai 2014 im Freundschaftsspiel gegen Polen in Hamburg (0:0) das deutsche Nationaltrikot tragen durfte.

"Ein Bonbon vom DFB", sagt Sorg, sei das gewesen, "ich habe mich deshalb nicht so weit oben gefühlt, nicht dort, wohin ich geschrieben wurde". Er hat es auch schon umgekehrt erlebt, 2015, nach seinem Wechsel vom gerade abgestiegenen SC Freiburg zu Hannover 96 – in einem Jahr, das dann mit dem Abstieg der Niedersachsen endete. Damals, erzählt Oliver Sorg, habe sein Großvater "in der Zeitung ständig gelesen, wie furchtbar schlecht es mir angeblich geht", der Enkel musste dann "immer den Opa daheim am Bodensee anrufen, um ihn zu beruhigen – denn eigentlich ging es mir super".

FCN-Neuling Oliver Sorg: Viel Erfahrung ohne großes Tamtam

© Sportfoto Zink / MeZi

Die Folgen einer Computer-Panne

Bedrückt hatte ihn damals eher "das ungute Gefühl, in Freiburg ein sinkendes Schiff verlassen zu haben". "Das ist eigentlich nicht meine Art", sagt Sorg noch vier Jahre später als ablösefrei aus Hannover gekommener Neuzugang des 1.FC Nürnberg, der inzwischen auf acht Profijahre zurückblicken kann und dabei auch lernte, die Dinge für sich richtig einzuordnen. Er habe oft "nicht das gefühlt, was geschrieben wurde".

Oliver Sorg aus Engen bei Konstanz, 29 Jahre alt, Familienvater, scheint sich manchmal zu wundern über die vielen Aufregungen, die der Profifußball ständig produziert, eine besonders kuriose war in seinem Fall auch schon dabei: Nach einer Computer- Panne rückte Sorgs Name auf der DFB-Internetseite für einige Minuten ins WM-Aufgebot für 2018 – und witterte das Publikum eine Sensation.

Viel Erfahrung als Abwehrspieler

Dass große Schlagzeilen zu Oliver Sorg passen, würde man aber kaum behaupten wollen – was in seinem Fall als Kompliment zu verstehen ist, denn seine Karriere verlief "eher heimlich, still und leise", wie der kicker einmal schrieb, als der für beide Abwehrseiten qualifizierte Außenverteidiger Sorg mit Hannover in die Bundesliga zurückgekehrt und ein Leistungsträger geworden war. Solide, verlässlich, verantwortungsbewusst: So wird der Fußballer Sorg von Weggefährten geschildert; "jung, gut, ruhig und sachlich" nannte ihn die Badische Zeitung schon kurz nach seinem Bundesliga-Debüt im Januar 2012.

Fußballerisch jung ist der Neu-Nürnberger Sorg heute nicht mehr, er bringt etwas mit, was dem 1.FC Nürnberg im Abstiegsjahr besonders fehlte: Erfahrung, gewonnen in 166 Spielen in der ersten Bundesliga, aus der Sorg gerade zum dritten Mal abgestiegen ist. Erst zum zweiten Mal hat der den Verein gewechselt, und seine Entscheidung für das Angebot aus Nürnberg passt ganz gut zu seinen im Berufsleben gewonnen Erfahrungen. „Wichtig war das Humane“, sagt Oliver Sorg, "der menschliche Umgang miteinander", und in dieser Hinsicht, erzählt er, habe er wiederholt Gutes über den 1.FC Nürnberg gehört – sogar von einem langjährigen Fürther, nämlich Felix Klaus, der mit Sorg für 96 spielte, oder von Hannovers Niclas Füllkrug, dessen Tränen nach der mit Nürnberg 2016 gegen Eintracht Frankfurt verlorenen Relegation unvergessen sind.

"Es wird sehr, sehr hart"

"Die Harmonie hat in Nürnberg immer gestimmt, auch wenn der Erfolg nicht so da war", glaubt Sorg, der diesbezüglich gute Eindruck jedenfalls habe sich "vom ersten Tag an bestätigt" – nämlich schon bei der Wohnungssuche. Er habe sofort "gespürt, dass ich jetzt ein Clubberer bin und was das bedeutet"; zum ersten Training von über 2000 Fans erwartet zu werden, hat ihn beeindruckt, "das war Wahnsinn". "Wir sind der Club", zitiert Sorg ein Lebensgefühl – und freut sich darauf, "jetzt ein Teil davon zu werden." Wie gut Harmonie und Erfolg zusammenpassen, hat Sorg, der deutscher A-Jugend-Meister mit dem SC Freiburg und U 21-Nationalspieler war, natürlich oft genug erlebt – zum Beispiel in seiner bisher einzigen Zweitliga-Spielzeit, die mit dem Aufstieg von Hannover 96 endete.

"Es war eines meiner schönsten Jahre", sagt er auf die Frage, warum es für ihn jetzt wieder die zweite Liga sein sollte, die Sorg "eine kleine erste Liga" nennt, hochkarätig besetzt mit dem VfB Stuttgart, Hannover, Nürnberg, dem HSV. "Es wird sehr sehr hart", glaubt Sorg. Wer vermutet, er freue sich trotzdem darauf, trifft sein Gefühl vermutlich recht genau.

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