Interview

Felix Walchshöfer: "Challenge Roth ist quasi eine neue Veranstaltung"

22.6.2021, 13:50 Uhr
"Anders, aber mindestens genauso herzlich": Challenge-Geschäftsführer Felix Walchshöfer möchte trotz Corona-Pandemie ein Triathlon-Fest organisieren - zumindest für die Sportler. 

© Mark Johnston "Anders, aber mindestens genauso herzlich": Challenge-Geschäftsführer Felix Walchshöfer möchte trotz Corona-Pandemie ein Triathlon-Fest organisieren - zumindest für die Sportler. 

Felix Walchshöfer hat die Rother Triathlon-Geschichte von kleinauf mitgemacht und 2008 das Familienunternehmen mit seiner Mutter und Schwester übernommen. Der Renndirektor des Challenge Roth kennt jeden Grashalm im Stadion, jede Kurve der Radstrecke, er war jedes Jahr dabei. 2021 aber wird alles anders sein. Im Gespräch verrät der 41-Jährige, wie es ihm mit den Veränderungen geht und warum er sich trotzdem auf den Wettkampf freut.

Geht der Flair des Challenge Roth verloren?

Herr Walchshöfer, können Sie sich mit diesem Challenge Roth schon irgendwie anfreunden?

Ich freue mich, dass wir weiter vorbereiten und planen dürfen. Es ist für mich wirklich spannend, weil es auch für mich quasi eine andere Veranstaltung ist. Der Wegfall des Solarer Bergs, solche Dinge, die man nie gedacht hätte, doch die Corona-bedingt einfach sein müssen. Die Athleten haben uns aber immer wieder mitgeteilt: "Egal was, Hauptsache wir dürfen wieder diesen Sport ausführen." Und deshalb geht es tatsächlich um den Sport, selbst die Rundum-Veranstaltung und Stimmungsnester sind im Vergleich dazu nicht so wichtig.

Beim Schwimmstart soll es Sichtschutz-Planen geben, und auch sonst auf der Strecke eben keine Stimmungsnester - geht der Flair der Veranstaltung verloren?

Unser interner Arbeitstitel heißt "anders, aber mindestens genauso herzlich". Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen werden.

Wer ist denn dann herzlich? Zuschauer sollen ja nicht an die Strecke kommen.

Die Helfer, die Organisatoren und auch die Athleten unter sich. Es hat über die Corona-Zeit einfach so sehr gefehlt. Es ist so eine große Dankbarkeit zu spüren bei den Rennen, die schon stattgefunden haben. Wir haben auch schon andere Jahre überstanden, 2008 mit sinnflutartigen Regenfällen. Mittlerweile ist das eines der Legenden-Jahre, über das Leute sagen: "Ich war dabei." So kann 2021 im Rückblick auch aussehen.

"Der Fokus liegt nicht auf Rekordzeiten"

Etwa die Hälfte des Teilnehmerfelds soll starten dürfen. Wie teilt sich das denn auf?

Das kann man noch nicht genau sagen. Es wird sicher noch Abmeldungen geben, wenn die Athleten hören, dass Stimmungsnester wie der Solarer Berg wegfallen. Man kann sich kostenlos für 2022 ummelden. Das ist auch völlig okay, weil wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder annähernd normal organisieren dürfen. Um die Top-Athleten werden wir uns von kommender Woche an kümmern. Doch der Fokus liegt dieses Jahr nicht auf ihnen oder Rekordzeiten, sondern auf einer sicheren Durchführung der Veranstaltung unter Corona-Bedingungen.

Wie erleben Sie die Stimmung im Landkreis Roth, sind die Sorgen groß angesichts einer Großveranstaltung oder packen alle mit an?

Beides. Aufbruchsstimmung ist da. Wir müssen zurück zur Normalität, und ich glaube, da können wir einen Beitrag liefern. Selbstverständlich sehe ich aber auch Angst in der Bevölkerung, das nehme ich auch sehr ernst. Wenn wir nicht absolut überzeugt wären, dass diese Veranstaltung sicher durchgeführt wird, hätten wir sie schon abgesagt. Sollte es zu einer Verschlimmerung der Lage kommen, werden wir auch kurzfristig absagen.

"Ich tue die Angst nicht ab, ich nehme sie ernst"

Angesicht rapide sinkender Inzidenzen - sind Sie da nicht etwas zu zurückhaltend?

Wir sind im Außenbereich, trinken keinen Alkohol, kuscheln nicht und sonstige Dinge, sondern wir kümmern uns um den Sport. Deswegen sehe ich Vieles nicht als eine große Bedrohung. Wir werden im Landkreis Herdenimmunität Ende August, Anfang September erreicht haben. Die EU schützt uns vor Athleten, die aus gefährdeten Ländern einreisen würden. Dazu kommt unser umfassendes Hygienekonzept. Ich tue die Angst nicht ab, versuche aber auch, faktisch dagegen zu wirken.

Schmerzt es, dass das bunte Wochenende drum herum fehlt?

Ich spüre unglaubliche Dankbarkeit, dass wir das machen dürfen, was wir machen dürfen. Schmerzen würde es mich, wenn das alles auch in der Zukunft nicht mehr stattfinden dürfte. Dann wüsste ich gar nicht, ob ich das so möchte. Für das eine Jahr ist es vertretbar, da muss ich mich zusammenreißen, auch wenn ein weinendes Auge dabei ist.

Der Schwimmstart ist eine halbe Stunde später als sonst. Sind Sie froh, am Renntag zumindest ein wenig länger schlafen zu können?

Da wird sich bei mir nichts ändern. Und ich bin es fast schon gewohnt, denn es gab viele schlaflose Nächte zuletzt. Ich habe mich gefragt: Macht man alles richtig? Ist das moralisch richtig? - Ich bin eigentlich schon durch. Momenten schlafe ich besser als vorher.

Verwandte Themen


Keine Kommentare