Finale in Nürnberg

Froome, Cavendish, Degenkolb: Diese Stars kommen zur Deutschland Tour

20.8.2021, 14:15 Uhr
"Die Polen-Rundfahrt lief eigentlich ganz gut, das Gefühl war wesentlich besser als es die Ergebnisse widergespiegelt haben. Das ist ein gutes Zeichen, dass ich bereit bin für die Deutschland Tour und den Herbst": John Degenkolb ist fit für die Deutschland Tour.     

© Mateusz Januszek via www.imago-images.de, NNZ "Die Polen-Rundfahrt lief eigentlich ganz gut, das Gefühl war wesentlich besser als es die Ergebnisse widergespiegelt haben. Das ist ein gutes Zeichen, dass ich bereit bin für die Deutschland Tour und den Herbst": John Degenkolb ist fit für die Deutschland Tour.  

Auch wenn das Finale fast direkt vor ihrer Haustüre stattfindet, werden die Eltern von John Degenkolb erst einmal durch ganz Deutschland fahren, um ihren Sohn beim Heimrennen live zu sehen. Erstmals ist der 32-Jährige, der in Hundsdorf im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen aufgewachsen ist, beim größten deutschen Etappenrennen im Straßenradsport dabei. Seine Eltern, die immer noch in Weißenburg leben, werden deshalb erst einmal zum Start am 26. August nach Stralsund fahren, ehe sie am 29. August beim Finale in Franken dabei sind.


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"Meine Eltern haben das als Urlaub deklariert und fahren mit dem Wohnmobil von der Ostsee bis nach Nürnberg", sagt Degenkolb, der sich sehr das anstehende Rennen freut. "Viele Freunde aus meinem Heimatverein RC Germania Weißenburg werden die Chance wahrnehmen, die Schlussetappe direkt vor der Haustüre zu haben." Für John Degenkolb wird seine Premiere bei der Deutschland Tour in vielerlei Hinsicht besonders: "Wir fahren immerhin durch zwei Bundesländer, in denen ich lange gelebt habe", sagt er. Die viertägige Rundfahrt geht unter anderem durch Thüringen und Bayern.

"Ich verbinde so viel mit Franken", sagt Degenkolb. "Ich habe dort meine Jugend verbracht, mit Radfahren begonnen, bin meine ersten Rennen gefahren. Mit meinen Eltern war ich beim Nürnberger Altstadtrennen. Dass wir jetzt mit der Zielrunde über die Burg auf den Spuren des Altstadtrennens fahren, ist ein Highlight. Bei der Bayern-Rundfahrt war ich damals erfolgreich und habe die Schlussetappe gewonnen." Auch diesmal möchte Degenkolb wieder jubeln.

Ackermann, Zabel, Cavendish: Die Konkurrenz ist stark

"Mein Ziel ist, bei einer Etappe vorne dabei zu sein, mein Wunsch, eine Etappe zu gewinnen. Doch man darf nicht außer Acht lassen, was für ein Starterfeld vor Ort ist, obwohl andere Rennen gleichzeitig sind. Das zeigt den Stellenwert eines deutschen Rennens." Die Konkurrenz ist riesig. Die 22 Teams, die je sechs Fahrer zur Deutschland Tour schicken, bieten große Namen auf. Alle deutschen Sprint-Stars sind in der vorläufigen Startliste dabei: Pascal Ackermann (Bora-Hansgrohe), Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) sowie André Greipel und Rick Zabel (beide Israel Start-Up Nation). Dazu kommen die Top-Fahrer Mark Cavendish (Deceuninck-Quick-Step), zuletzt vierfacher Etappengewinner der Tour de France, und Alexander Kristoff (UAE Team Emirates). Und eben: John Degenkolb.

Er tritt gemeinsam mit Jonas Rutsch (EF Education-Nippo) in einer Deutschen Nationalmannschaft an - auf Eigeninitiative. "Mich hat es so gefuchst, dass ich wieder nicht teilnehmen kann", sagt Degenkolb, dessen Team Lotto Soudal nicht an den Start geht. "Es ist mein elftes Jahr als Profi, anfangs gab es noch keine Deutschland Tour und die beiden Etappenrennen 2018 und 2019 habe ich verpasst. Das sollte kein drittes Mal passieren. Also habe ich beim BDR (Bund Deutscher Radfahrer, d. Red.) die Idee vorgeschlagen."


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Das alleine aber genügte nicht. "Das viel größere Problem war, die Erlaubnis von der Mannschaft zu bekommen. Es gibt schließlich einen Grund, warum wir als Team Lotto Soudal nicht bei der Deutschland Tour an den Start gehen: Fast gleichzeitig finden drei höher gelistete Rennen der World Tour statt. Es war also kein Selbstläufer, dass mir mein Team freigegeben hat. Dass ich die Mannschaft nach diesem Jahr verlasse, spielt sicher ein bisschen mit hinein." Degenkolb wechselt zur neuen Saison zurück zum Team DSM.

Schwierig war es auch, weitere Radfahrer für die Nationalmannschaft zu gewinnen, die "ebenfalls vom Team die Freigabe bekommen", sagt Degenkolb. "Dazu dürfen nur Fahrer starten, deren Mannschaft nicht selbst dabei ist. Mir war auch wichtig, dass wir junge Rennfahrer mitnehmen. Jetzt haben wir vier Fahrer dabei, die sich erstmals auf so einer Bühne zeigen können." Mit dem Komfort der Weltspitze aber hat das nur wenig zu tun. "Als Mannschaft reisen wir nun doch etwas anders ein World-Tour-Team, eher wie ein Kontinental-Team. Doch ich freue mich riesig darauf, es ist ein bisschen 'back to the roots'", sagt Degenkolb. "Wir haben zwei Mechaniker, zwei Pfleger und einen Sportlichen Leiter - das war’s."

Ebenfalls dabei: Emanuel Buchmann und Chris Froome

Wie die neu zusammen gestellte Mannschaft sportlich harmoniert, muss sich auf den vier Etappen zeigen. "Was ich nicht einschätzen kann, ist, wie die Unterstützung intern im Team sein wird", sagt Degenkolb. "Es ist ein Pilotprojekt, deshalb darf man nicht zu viele hohe Erwartungen haben. Doch die Freude auf die Deutschland Tour steigt von Tag zu Tag." So ist das sicher auch bei den anderen Sprintern, den Rundfahrtspezialisten wie Emanuel Buchmann (Bora-Hansgrohe) und Ben O’Connor (AG2R Citroen), dem viermaligen Tour-de-France Gewinner Chris Froome (Israel Start-Up Nation) oder bei den Klassikerfahrern wie Nils Politt (Bora-Hansgrohe). Die Familie Degenkolb aber wird nur auf einen achten: ihren John.

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