Fürths Paul Jaeckel: Der Abräumer vom Ascheplatz

Alexander Pfaehler

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11.3.2019, 06:31 Uhr
Begegnungen mit Paul Jaeckel (rechts) auf dem Fußballplatz sind selten angenehm, weiß jetzt auch Hamburgs Bakery Jatta (links).

© Sportfoto Zink / WoZi Begegnungen mit Paul Jaeckel (rechts) auf dem Fußballplatz sind selten angenehm, weiß jetzt auch Hamburgs Bakery Jatta (links).

Der Ascheplatz, er bleibt ein Mythos im deutschen Fußball. Harten, ehrlichen Malocher-Fußball verbindet man mit dem staubigen, roten Untergrund. Und das umso mehr in Zeiten, in denen es immer weniger Profis gibt, die noch Ascheplätze kennengelernt haben, weil sie alle den gleichen Nachwuchsleistungszentren mit ihren Kunstrasenplätzen entstammen.

Paul Jaeckel, 20 Jahre alt, ist vielleicht eine Ausnahme. Wenn es Winter wurde, mussten sie beim Eisenhüttenstädter FC Stahl, seinem Heimatverein, vom Rasen auf den Ascheplatz ausweichen. "Das war auch eine Erfahrung", sagt Jaeckel mit einem Schmunzeln: "Das ist schon etwas anderes als so ein Nachwuchsleistungszentrum."

Der Defensivspieler hat beide Welten kennengelernt: Die Bedingungen rund um das ehemalige Stadion der Hüttenwerker, wo sie bei dem DDR-Traditionsverein aus den geringen finanziellen Möglichkeiten versuchten, das Beste zu machen. Und die für junge Spieler komfortable, aber eben auch professionelle Umgebung der Nachwuchsleistungszentren.

Purer Luxus in Wolfsburg

Mit 13 Jahren wechselt Jaeckel in die Jugend des FC Energie Cottbus, besucht nebenbei die Lausitzer Sportschule. Dort erhält er seine fußballerische Ausbildung. Im Sommer 2014 geht er in die U 17 des Bundesligisten VfL Wolfsburg – und damit schon wieder in eine andere Welt.

"In Cottbus haben wir die Sportklamotten nach dem Training aufs Fensterbrett gelegt und gehofft, dass sie am nächsten Tag trocken sind", erinnert sich Jaeckel: "In Wolfsburg hat man alles in eine Tonne gepackt und am nächsten Tag war alles frisch gewaschen." Vermutlich ist es seiner Vergangenheit zu verdanken, dass er den Luxus nie für selbstverständlich genommen hat. "Manchen ist das zu Kopf gestiegen", sagt er. Über Wolfsburg, wo er drei Bundesligaspiele machte, aber keine reelle Chance mehr auf einen Kaderplatz hatte, ist er im Sommer nach Fürth gekommen. Und hat sich unter Trainer Stefan Leitl zuletzt auf der Position vor der Abwehr festgespielt.

Aufgabe: "Alles wegräumen"

"Staubsauger", nennt Leitl ihn, "alles wegräumen, was auf die Verteidigung zurollt", beschreibt Jaeckel seine Aufgabe. Der Eisenhüttenstädter ist gelernter Innenverteidiger, erledigt seine Aufgaben im defensive Mittelfeld für einen jungen Spieler aber bisher erstaunlich souverän. Er erkennt Gefahren in der Regel schnell, kommt dementsprechend gut in die Zweikämpfe. Mit 1,89 Metern ist er prädestiniert für Kopfbälle. "Er ist sehr positionstreu, zweikampfstark und ballsicher", sagt der Coach.

Dazu kann Jaeckel einen sauberen Pass spielen und dem Aufbauspiel Struktur geben. "Es freut mich, dass er sich momentan so festgebissen hat. Aber natürlich muss er diese Leistungen Woche für Woche stabilisieren", mahnt sein Trainer freundlich. Möglicherweise unnötig: "Man muss sich pushen und darf nicht schludrig werden", findet Jaeckel.

Geerdete Vorstellungen

Auch ihm sind in dieser Saison Patzer unterlaufen, unter Damir Buric spielte er mehrmals über 90 Minuten und ging mit dem Team unter. Zuletzt konnte ihn aber nicht einmal die druckvolle Offensive des Hamburger SV aus dem Konzept bringen. Nach etwa 20 Minuten war er  im Spiel.

Gegen Dynamo Dresden am Sonntag wollten er und das Kleeblatt eigentlich wieder punkten. "Wir wissen, in welcher Situation wir stecken. Aber wir verkrampfen nicht. Wir müssen nur noch ein paar Buden machen", sagt Jaeckel, der in Fürth einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat. Doch die Partie wurde wegen Sturmböen abgesagt,

Wo etliche Mitspieler von der Bundesliga träumen, hat der Ex-Bundesligaspieler geerdetere Vorstellungen: "Mich hat die Idee überzeugt, die der Verein verfolgt, junge Spieler für die 2. Liga fit zu machen. Ich bin überzeugt, dass ich in der 2. Liga spielen kann", sagt er. Vielleicht ist das ja die Ascheplatz-Mentalität.

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