Europameister wechselt zum Heimatverein

Abschied vom HCE naht: Steffen Fäth will wieder Spaß am Handball haben

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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1.6.2023, 14:59 Uhr
Wir nicht mehr lange für den HCE auflaufen: Steffen Fäth, hier gegen Lucas Meister im Spiel gegen den SC Magdeburg.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr Wir nicht mehr lange für den HCE auflaufen: Steffen Fäth, hier gegen Lucas Meister im Spiel gegen den SC Magdeburg.

Klarheit, in welcher Liga er bald spielt, hat Steffen Fäth inzwischen. Bei der HSG Goldstein/Schwanheim wird der Europameister von 2016, dessen Abschied vom HCE bereits Mitte Februar verlautbart wurde, künftig in der Bezirksoberliga Bälle werfen. "Das ist schade." Entsprechend knapp kommentiert der Mann, der einmal als vielleicht bester Handballer der Republik galt, den seit kurzer Zeit final erst feststehenden Abstieg der HSG aus der Landesliga. Unerheblich sei das gleichwohl, sagt Fäth. "Ich wollte zu meinem Heimatverein."

Rückkehr nach 15 Jahren in der Bundesliga

Bis zur A-Jugend spielte Fäth schon einmal für den VfL Goldstein. Nach einem Engagement bei Zweitligist Wallau/Massenheim und 15 sich anschließenden Jahren in Deutschlands Handball-Eliteklasse kehrt der Goldsteiner Junge in den Frankfurter Osten zurück.

Aus Liga eins in die sechste Spielklasse: Was nach Absturz klingt, ist für Deutschlands einstigen Vorzeigespieler nach dem langjährigen Raubbau an seinem Körper auch eine Art Befreiung, ein neuer Lebensabschnitt. Dass der Neu-Anfang für Fäth gleichzeitig das Ende der Profikarriere bedeutet, ist ersichtlich.

Steffen Fäth: "Bewusste Entscheidung"

Arrangiert mit dieser Veränderung hat sich der 33-Jährige. "Wenn sich nach so langer Zeit ein Kapitel schließt, muss man erst mal mit sich selbst klarkommen", sagt Fäth. "Ich hatte die Möglichkeit, weiter Profi-Handball zu spielen, aber bewusst entschieden, dass es nicht mehr geht und ich das nicht mehr will. Es hat keinen Spaß mehr gemacht, wenn du ständig verletzt ist."

Als sie den Ausnahmespieler 2020 zum HCE holten, verband sich mit diesem Transfer die Hoffnung auf viel Spaß und gemeinsamen Erfolg. Fäth war mit Deutschlands Junioren Europameister und Weltmeister geworden, später zweimal Europapokalsieger.

Bob Hanning schwärmte nach dem Titel-Coup 2016

Fäth hatte bei Olympischen Spielen Bronze gewonnen und als Europameister 2016 auch prominente Beobachter zu wahren Lobeshymnen verleitet. "Einen der besten Halblinken der Welt", nannte Bob Hanning den hochbegabten Impuls- und Ideengeber, den filigranen Spielgestalter und Torschützen vom Dienst nach dem EM-Coup.

"Wenn Steffen fit ist, gibt es immer noch nur sehr wenige, die an ihn heranreichen. Das Problem war nur: Steffen Fäth war beim HCE viel zu selten fit. Dabei hat er stets sehr hart gearbeitet, wirklich alles versucht, um aus dieser verflixten Negativschleife herauszukommen", erläuterte Raul Alonso, Erlangens Coach und Sportdirektor, im Frühjahr, warum der HCE und sein hochveranlagter Spieler viel zu selten Spaß hatten.

Enttäuschende Zeit beim HC Erlangen

"Sehr schade", nennt das auch Steffen Fäth. "Diese elendige Häufung von Verletzungen ärgert mich selbst tierisch", sagt er. "Eine Enttäuschung für alle Seiten", gesteht der Hesse, sei sein Engagement in Erlangen gewesen. "Ich habe alles versucht, gegenzusteuern. Wenn du trotzdem immer wieder verletzt bist, kommst du aber nie in einen Rhythmus", lautet sein Nachschub.

In der Heimat will Fäth den Spaß am Handball wiedergewinnen, "jungen, talentierten Spielern helfen und bestenfalls ein- oder zweimal aufsteigen". Den Trainer der HSG, Moritz Adler, kennt er wie einige Teamkollegen seit er ein kleiner Junge ist. Fäths Mutter wohnt in Goldstein, auch seine Kumpels von früher leben dort, erzählt er.

Dass die Rückkehr in den Frankfurter Osten für den begnadeten, aber so verletzungsgeplagten Spieler die richtige Entscheidung ist, wird dem Zuhörer spätestens jetzt klar.

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