Die Identifikationsfigur bleibt

"Nicht nur ein Maskottchen": Nikolai Link und der HC Erlangen verlängern Vertrag

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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8.4.2023, 09:00 Uhr
"Ich bin zu ehrgeizig, um nur als Maskottchen zu verlängern", sagt Nikolai Link, hier beim Abklatschen mit dem, nun ja, Maskottchen.

© Sportfoto Zink / ThHa, NNZ "Ich bin zu ehrgeizig, um nur als Maskottchen zu verlängern", sagt Nikolai Link, hier beim Abklatschen mit dem, nun ja, Maskottchen.

Der Zeitpunkt passt natürlich sehr gut und ist sicherlich nicht zufällig gewählt. Das Cover auf dem "Express", dem Magazin des HC Erlangen, ziert in der aktuellen Ausgabe Nikolai Link. Die Fans können ihn sich so als Poster an die Wand hängen, ein kleines Interview hat er auch gegeben, nach über zehn Jahren in Diensten des Vereins blickt er ein bisschen zurück und ein bisschen nach vorne, vor allem die erste Frage und die erste Antwort sind mit Blick auf die Gegenwart bemerkenswert.

Ob er sich noch an sein erstes Training in Erlangen erinnern könne, wird Link da gefragt. Kann er, sagt Link, sogar sehr gut. Ein Probetraining war das damals zunächst. "Ich konnte fast jeden Wurf im Tor unterbringen", erinnert sich Link elf Jahre später, und: "Der Vertrag ließ zum Glück nicht lange auf sich warten."

Wenn Nikolai Link am Ostersonntag ab 16.05 Uhr mit seinem HC Erlangen den ASV Hamm-Westfalen in der Arena Nürnberger Versicherung empfängt, dann tut er das mit einer neuen Vertragsverlängerung im Rücken. Wieder hat es nicht lange gedauert, bis sich Verein und Spieler einig waren, ob Link besonders viele Bälle im Tor unterkriegt, darum geht es aber eher nicht mehr.

"Verrückt", "krass", sagt Link

"Natürlich hat das nicht von heute auf morgen funktioniert in meinem Kopf, das ist ja logisch." Diesen Satz sagt Nikolai Link drei Tage vor dem Anwurf gegen Hamm. Es geht darum, warum der HCE und er weiter zusammenarbeiten und um seine neue Rolle in der Mannschaft; eine Rolle, "mit der ich mich erst einmal anfreunden musste", sagt er; eine Rolle, die nicht vorsieht, dass Link künftig noch besonders oft weit oben in der Torschützenliste auftauchen wird. Damals, als er beim Probetraining überzeugte, war das noch anders.

Der zwei Meter große Rückraumspieler wurde im Wortsinne beim TSV Friedberg nahe Augsburg groß. 2010 wechselte er zur zweiten Mannschaft des Bundesligisten TSV Lemgo, 2012 schloss er sich dem damaligen Zweitligisten HC Erlangen an, seitdem haben sie zusammen eine erstaunliche Reise hingelegt.

"Verrückt", "krass", das sind so Wörter, die Link benutzt, wenn er diese Reise beschreiben soll. Zwei Aufstiege in die 1. Bundesliga haben sie gemeinsam gefeiert, den Einzug ins Pokal-Final-Four, rauschende Abende gegen die Spitzenteams der Liga, da war der Umzug von der Erlanger Karl-Heinz-Hiersemann-Halle in die große Arena nach Nürnberg,

Nationalspieler ist er in dieser Zeit geworden, wenn auch nur ein einziges Mal, dazu fallen in diese Zeit auch private Meilensteine wie die Geburt seines Sohnes oder ein abgeschlossenes Studium in Wirtschaftswissenschaften.

Neue Rolle nach der Rücken-OP

Zumindest in der Mannschaft gibt es keinen Zweiten, der sowohl den "alten" HCE wie den "neuen" HCE verkörpert, dass sich ein Spieler und ein Verein im modernen Sportbetrieb gegenseitig so lange treu bleiben, ist eine echte Seltenheit. Dass Nikolai Link darüber zur Identifikationsfigur geworden ist, scheint logisch, liegt aber auch an seiner freundlichen, nahbaren Art.

Dass sie sich nun über die Saison hinaus mindestens ein weiteres Jahr treu bleiben, scheint ebenfalls logisch. Ist es aber nicht, wenn man bedenkt, wie sich Links Rolle in den vergangenen Jahren verändert hat. "Ich war sechs Jahre lang Kapitän, ich war es gewöhnt, 60 Minuten zu spielen - vorne und hinten", sagt er im Blick zurück. Sein Körper fand den Anspruch, "weiterzuspielen, bis es nicht mehr geht", nicht so prickelnd. 2021 musste er sich am Rücken operieren lassen, danach tat er sich zunächst schwer sich zurückzukämpfen, seine Position hatten andere eingenommen.

"Er ist eine ganz wichtige Persönlichkeit für die Mannschaft und den Verein", sagt Trainer und Sportdirektor Raul Alonso und hat Link im Innenblock fest eingeplant.

"Er ist eine ganz wichtige Persönlichkeit für die Mannschaft und den Verein", sagt Trainer und Sportdirektor Raul Alonso und hat Link im Innenblock fest eingeplant. © Sportfoto Zink / Oliver Gold, NNZ

Dass sie trotzdem zusammen weitermachen, liegt daran, dass er sich damit angefreundet hat, in erster Linie nur noch in der Abwehr eingesetzt zu werden. "Er ist eine ganz wichtige Persönlichkeit für die Mannschaft und den Verein", sagt Trainer und Sportdirektor Raul Alonso, betont aber, dass die Vertragsverlängerung zunächst sportliche Gründe hat: "Wegen der Vergangenheit verlängern wir keine Verträge, er spielt eine wichtige Rolle in meinem Konzept."

Das war auch Link wichtig: "Ich bin zu ehrgeizig, um nur als Maskottchen zu verlängern", sagt er, der nun mehr denn je den Erfolg der Mannschaft in den Vordergrund stellt.

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