Erlangen legt Nervosität im zweiten Durchgang ab

Pokal-Party in Gummersbach: Das half dem HCE ins Halbfinale

Andreas Pöllinger

Online-Redaktion, Sport

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6.2.2022, 14:22 Uhr
Sie trieben den HCE zur Wende: Erlangens mitgereisten Anhänger waren in Gummersbach ein Faktor. 

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Sie trieben den HCE zur Wende: Erlangens mitgereisten Anhänger waren in Gummersbach ein Faktor. 

Als sich die Anspannung gelöst hatte, feierten sie ausgelassen mit ihren Fans. Rund 200 von ihnen hatten sie nach Gummersbach begleitet. Und als es für Erlangens Handballer darum ging, im Oberbergischen die Oberhand zu behalten, mächtig Betrieb gemacht. Nun starteten sie die La-Ola-Welle. Alles wirkte im Fluss.

Mehr Pokal-Krampf als Kampf sei es allerdings davor gewesen. Besonders im ersten Durchgang. Sagte, nachdem auch der zweite vorbei und der HCE das Blatt beim 29:27-Viertelfinalerfolg in Gummersbach gewendet hatte: sein Kapitän. Dass Erlangens Handballer erstmals den Einzug ins Final-Four-Turnier in Hamburg schaffen würden, wo Ende April letztmals Deutschlands Cup-Gewinner gekürt wird, hatte Nikolai Link trotzdem kurz vor Ende ausgeblendet. "Ich war bei den letzten beiden Angriffen selten so nervös", gestand der 31-Jährige, der seit 2012 beim HCE ist. Nachdem der junge Tim Zechel den letzten Angriff abgeschlossen hatte, der größte Erfolg des Vereins zwölf Jahre nach dessen Beinahe-Aus Realität war.

Der erste Durchgang war Nikolai Link und seinen Mitstreitern nicht sonderlich gut gelungen. 12:16 lag der vor allem im Vorwärtsgang oft zu fahrige Favorit beim klassentieferen VfL hinten. Acht technische Fehler, die zu direkten Gegentoren führten, acht freie Würfe, die man nicht im Kasten unterbrachte: Dass der HCE gegen couragierte Gastgeber zur Pause nicht deutlicher noch im Hintertreffen war, sei "ein Wunder" gewesen, sagte Link nach der Partie. "Wir haben in der ersten Hälfte zu viele Fehler gemacht und unseren Gegner zu leichten Toren eingeladen", merkte auch Raul Alonso, Erlangens Interimscoach, auf der Pressekonferenz kritisch an.

"Einfach phänomenal, natürlich pusht das"

Im zweiten Durchgang waren dem HCE in der Schwalbe-Arena jedoch Flügel gewachsen. Verlassen bei seiner fulminanten Aufholjagd konnte sich Erlangen dabei nicht nur auf Rückraumshooter Simon Jeppsson, mit acht Treffern zielsicherster Erlanger und durch flotteres Spiel in Position gebracht vielfach schneller am Abzug als noch im Vorjahr. Nicht nur auf den agilen Max Jaeger, der mit Jeppsson in der Frühphase des Abschnitts das Heft des Handelns energisch in die Hand nahm. "Wir hatten in der zweiten Halbzeit unsere Fans im Rücken, die uns unglaublich stark unterstützt haben", lobte Alonso den mitgereisten Anhang, dessen Mitkommen der Verein auf eigene Faust organisiert hatte. Zwei Blöcke und damit die Halle dominierten die HCE-Fans. Mit lautstarkem Auswärtssupport sowie blauen und roten Glitzerfahnen. "Einfach phänomenal, natürlich pusht das", sollte auch Johannes Sellin das beschreiben, was Erlangen half, der Partie eine Wende zu geben.

Geschafft! Christopher Bissel und Johannes Sellin genossen nach dem Pokal-Viertelfinale das Zusammensein mit den Fans.

Geschafft! Christopher Bissel und Johannes Sellin genossen nach dem Pokal-Viertelfinale das Zusammensein mit den Fans. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Mit den Fans und einer völlig anderen Einstellung habe man es geschafft, das Spiel zu drehen, sagte Trainer Alonso im Nachgang. Und gestattete einen weiteren Einblick in die Erlanger Gefühlswelt. "Wir sind extrem glücklich und wissen auch, dass vieles heute noch nicht perfekt war, doch jetzt genießen wir einfach diesen historischen Moment", erklärte der Coach und klang damit fast ein bisschen wie Carsten Bissel. "Wir sind alle überwältigt, welchen Charakter die Mannschaft gezeigt hat und wie sie ein fast verlorenes Spiel noch zurückgeholt hat. Wir können noch gar nicht glauben, dass unser HC Erlangen im Final Four in Hamburg vertreten ist. Ein Traum wurde wahr", ließ sich der Aufsichtsratschef des fränkischen Vorzeigeklubs auf der vereinseigenen Website zitieren.

Dabei im Frühsommer

Dass es "etwas Historisches werden kann", hätte man schon vor Spielbeginn gemerkt, sagte Nikolai Link, als das Historische in Gummersbach geschafft war. "Es hätte "viele Highlights in den letzten zehn Jahren gegeben", erklärte er. Das Pokal-Final-Four sei aber schlichtweg "das Event im deutschen Handball". Nikolai Link, der HC Erlangen und seine Fans sind im Frühsommer dabei.

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