Nominierung am Freitag

Steinert, Firnhaber, Zechel: Wer vom HC Erlangen fährt zur Handball-WM?

22.12.2022, 18:00 Uhr
Auch auf Rechtsaußen eine Option: Rückraumspieler Christoph Steinert.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN Auch auf Rechtsaußen eine Option: Rückraumspieler Christoph Steinert.

Gibt es für Torwart-Oldie Silvio Heinevetter bei der WM ein Comeback auf der großen Handball-Bühne oder setzt Alfred Gislason neben dem gesetzten Andreas Wolff auf die Jugend? Die Besetzung des Torhüter-Gespanns ist bei der WM-Nominierung eine der spannendsten Fragen, auf die der Bundestrainer am Freitag um 12 Uhr eine Antwort geben wird.

18 aus 35 lautet die Formel für Gislasons Personalpuzzle für die Endrunde vom 11. bis 29. Januar in Polen und Schweden, bei der die DHB-Auswahl nach der chaotischen Corona-EM wieder für positive Schlagzeilen sorgen will.

Auch auf anderen Positionen wie Linksaußen oder Rechtsaußen dürfte es zu Härtefällen kommen. Und dann sind da noch die Sorgen um die Fitness der zuletzt länger verletzten Julius Kühn, Marcel Schiller und Lukas Stutzke, die gerade erst wieder aufs Feld zurückgekehrt sind. Keine große Auswahl hat Gislason dagegen in der Abwehr - und dort speziell im Mittelblock. "Das ist unsere größte Baustelle. Da fehlt uns die Breite im Kader", sagte der 63 Jahre alte Isländer.

Christoph Steinert hat drei Pluspunkte

Das sehen Sebastian Firnhaber und Tim Zechel naturgemäß anders. Die beiden Kreisläufer des HC Erlangen würden gerne persönlich dabei helfen, diese Baustelle zuzuschaufeln, die Frage ist: Dürfen sie das?

3 von 18 lautet das Motto beim fränkischen Bundesligavertreter. Neben Firnhaber und Zechel hofft auch Rückraumspieler Christoph Steinert auf eine Nominierung für die Weltmeisterschaft - und dürfte aus dem Erlanger Trio wohl die besten Chancen haben.

Steinert war bei der absurden Corona-EM Anfang des Jahres neben Gummersbachs Julian Köster auch schon vor seinem Infektions-Aus eine der positiven Turnierüberraschungen gewesen. Der Linkshänder bringt neben seinen vielen Jahren in der Handball-Bundesliga und seinen Qualitäten als Rückraumspieler gleich drei Pluspunkte mit: Erstens kann er, wie er noch einmal bei der Europameisterschaft bewiesen hat, auch als Rechtsaußen eingesetzt werden. Zweitens ist er nicht nur im Angriff stark, sondern auch ein sehr solider Verteidiger. Drittens könnte er jederzeit als Siebenmeterschütze einspringen, falls anderen die Nerven versagen.

Bei der knappen Niederlage in Magdeburg am vergangenen Wochenende machte er noch ein letztes Mal vor den Augen von Gislason Werbung für sich, wobei Steinert davon ausging, dass dieser Auftritt eher nicht mehr entscheidend gewesen sein dürfte. "Er wird sich schon entschieden oder seine Meinung gebildet haben. Ich versuche einfach, so gut wie möglich Handball zu spielen. Dann sehen wir, was dabei rauskommt", sagte Steinert sehr nüchtern zu seiner Situation, wird für Januar aber sehr wahrscheinlich keinen Urlaub gebucht haben.

Tim Zechel hat Rückenbeschwerden

Das gilt wohl auch für Tim Zechel, der im demnächst endenden Kalenderjahr einen großen Schritt nach vorne gemacht hat, in Magdeburg aber wegen Rückenbeschwerden keine Arbeitsprobe für den Bundestrainer abliefern konnte.

Bremst ihn der Rücken aus? Tim Zechel wollte weitere Erfahrungen sammeln.

Bremst ihn der Rücken aus? Tim Zechel wollte weitere Erfahrungen sammeln. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN

Vor seiner Verletzung hatte der athletische und ballgewandte Kreisläufer noch zu Protokoll gegeben, dass er "noch nicht in Richtung Nationalmannschaft" denke, sein Fokus ausschließlich den drei, da noch ausstehenden "superwichtigen Spielen" mit Erlangen gelte. Danach hoffe er, sagte der 26-Jährige mit 54 Toren zweitbeste Werfer des HCE bislang, "natürlich dabei zu sein, um im internationalen Bereich weitere Erfahrungen zu sammeln, sich individuell zu verbessern und das dann auch beim Verein zu zeigen." Seine Verletzung könnte ihm diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung machen.

Sebastian Firnhaber ohne flammenden Appell

Sebastian Firnhaber wurde vor der Saison zusammen mit Christopher Bissel beim HCE zum Kapitän gewählt, hat aber Spielanteile an Zechel abgeben müssen und hat sich nicht unbedingt für die Nationalmannschaft aufgedrängt. Auch deshalb gab er sich mit Blick auf die WM eher wortkark. "Die Hoffnung ist immer da", sagte Firnhaber im Anschluss an seinen Auftritt in Magdeburg dazu. "Ich kann aber nicht mehr leisten, als bei meinem Verein zu überzeugen oder eben nicht", schob er hinterher und verzichtete auf einen flammenden Appell an Alfred Gislason in eigener Sache.

Eine Baustelle als Chance für Sebastian Firnhaber?

Eine Baustelle als Chance für Sebastian Firnhaber? © Sportfoto Zink / Daniel Marr, NN

Vielleicht führt der Personalmangel im Mittelblock aber nun dazu, dass Firnhaber doch seine Chance bekommt, auch er hat im Trikot der Nationalmannschaft ja schon bewiesen, dass er vor allem ein guter und mobiler Abwehrspieler sein kann.

Am besten halten sie es wohl wie Routinier Heinevetter, der vor der Saison nach Stuttgart, am 27. Dezember Erlangens letzter Gegner vor der WM, gewechselt ist. "Ich habe mir da wirklich wenig Gedanken gemacht", sagt er: "Wenn der Bundestrainer anruft, ruft er an. Wenn er nicht anruft, ruft er nicht an."

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