Braun kommt aus Bietigheim

Auf dem Eis, in der Kabine: Ice Tigers verstärken sich mit fünfmaligem Meister

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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9.4.2023, 13:00 Uhr
Rückkehr nach Nürnberg: Künftig wird Constantin Braun in der Arena allerdings das Trikot der Nürnberg Ice Tigers tragen.

© Thomas Hahn/Imago Images Rückkehr nach Nürnberg: Künftig wird Constantin Braun in der Arena allerdings das Trikot der Nürnberg Ice Tigers tragen.

Der Mann, den sie Tine nennen, hat erst kürzlich noch einmal bekräftigen müssen, dass er nicht daran denke, sein Geld künftig nicht mehr mit Eishockey spielen zu verdienen. Seine Bietigheim Steelers galten im Februar bereits als Absteiger aus der Deutschen Eishockey Liga, da hatte man einem 35 Jahre alten Verteidiger diese Frage schon mal stellen können, der vielleicht nicht alles, aber schon sehr viel erlebt hat.

Constantin Braun wird seinen 756 Spielen in der Deutschen Eishockey Liga weitere hinzufügen, natürlich nicht im Trikot der Steelers, nicht im Trikot der Adler Mannheim, die ihn einst ausgebildet hatten und auch nicht im Trikot der Eisbären Berlin, mit denen er fünf Mal das allerletzte Spiel der Eishockey-Saison gewonnen hatte. Braun setzt seine Karriere an einem DEL-Standort fort, der zuletzt eher dafür bekannt war, jungen Spielern ungewöhnlich viel Eiszeit und Verantwortung zu bieten. Das Interview zu seinem aufgeschobenen Karriere-Ende gab Braun der Ludwigsburger Kreiszeitung - vor dem Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers. Ausgerechnet.

Ersatz für Reimer - und Mebus

Bietigheim gewann das Spiel Ende Februar mit 5:2, Braun erzielte einen Treffer, bereitete einen weiteren vor. Für die Ice Tigers war es ein unerwarteter Rückschlag im Kampf um einen Platz in der ersten Playoff-Runde. Braun wechselt trotzdem nach Nürnberg, wo ein ehemaliger Teamkollege mittlerweile Sportdirektor ist, wo sie einen erfahrenen Profi brauchen - auf dem Eis und in der Kabine. "Constantin wird uns dabei helfen, das mit dem Ende der Laufbahn von Patrick Reimer und dem Wechsel von Oliver Mebus entstandene Loch zu füllen", ließ Stefan Ustorf, als Spieler sieben Mal Meister in Berlin, ausrichten.

Und: "Seine Erfahrung von fünf Meistertiteln können wir in unserer Kabine sehr gut gebrauchen, um in den Playoffs den nächsten Schritt zu machen." Das klingt ein bisschen nach Co-Trainer, nach Berater einer jungen Mannschaft, die zweimal in Folge in der ersten Playoff-Runde auch an sich selbst gescheitert war. Braun, inzwischen 35 Jahre alt, hat in den letzten beiden Jahren bewiesen, dass er ein Team wie die Ice Tigers auch auf dem Eis verstärken kann.

24:35 Minuten Eiszeit pro Spiel

Nach zwei Auszeiten wegen Depressionen in Berlin, über die Braun offen geredet hat, einer ebenfalls offen kommunizierten Alkoholsucht und einem sportlich schwierigen Jahr in Krefeld wurde Braun beim Aufsteiger in Bietigheim zu einem Führungsspieler und Leistungsträger. Für die Steelers stand er als Kapitän in der abgelaufenen Saison im Schnitt 24:35 Minuten auf dem Eis (nur zwei Nürnberger kamen knapp über 20 Minuten), Braun spielte Unter- und Überzahl, erzielte vier Treffer und bereitete 22 weitere vor.

In Nürnberg wird er seine Rolle anpassen: weniger Eiszeit, aber nicht weniger Verantwortung.

Rückkehr nach Nürnberg: Zusammen mit Peter John Lee und dem damaligen Trainer Don Jackson (rechts) vertrat Constantin Braun die Eisbären Berlin im Mai 2012 bei der ersten Pressekonferenz vor dem Winter Game im Max-Morlock-Stadion.

Rückkehr nach Nürnberg: Zusammen mit Peter John Lee und dem damaligen Trainer Don Jackson (rechts) vertrat Constantin Braun die Eisbären Berlin im Mai 2012 bei der ersten Pressekonferenz vor dem Winter Game im Max-Morlock-Stadion. © Imago Images

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