4:9 bei den Panthern

Die Ice Tigers sind in Augsburg nicht die einzigen Verlierer

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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30.1.2022, 20:17 Uhr
Kurze Bank, Symbolbild: Co-Trainer Manuel Kofler dürfte sich zwischendurch ziemlich alleine gefühlt haben. 

© Eibner Pressefoto / Heike Feiner via www.imago-images.de Kurze Bank, Symbolbild: Co-Trainer Manuel Kofler dürfte sich zwischendurch ziemlich alleine gefühlt haben. 

Marco Sternheimer wusste offenbar mehr. Als er nach knapp 14 Minuten das 4:1 erzielt hatte, jubelte der Augsburger Stürmer jedenfalls, als hätte er soeben das Siegtor zur deutschen Meisterschaft geschossen. Im wunderbaren Curt-Frenzel-Stadion aber hatten sich nur 1346 Zuschauer versammelt – zu einem Spiel, das außer ihm kaum jemand ernst nehmen konnte und das so hoffentlich nicht mehr stattfinden muss.

Nach 60 Minuten stand es für Sternheimers Mannschaft 9:4 nach Toren und weiterhin 22:13 nach Spielern. Die Ice Tigers hatten an diesem Abend zumindest ein Ziel erreicht. „Ich will das hier überhaupt nicht analysieren“, sagte Nürnbergs Sportdirektor Stefan Ustorf im Drittelinterview bei MagentaSport, „mir ist nur wichtig, dass sich niemand verletzt.“ Das passierte nicht, obwohl sich seine Spieler selbst bei klaren Zwischenständen noch in Augsburger Schüsse warfen.

Es war seltsam: Die Gäste durften sich wie Sieger fühlen, weil sie sich nach zwei Wochen ohne geregeltes Training, zudem in Minimalbesetzung, ordentlich verkauften. Die Gastgeber hingegen kassierten vier Treffer, wirkten nach dem 4:6 durch Nick Welsh (44.) körperlich und mental angeschlagen, bekamen letztlich drei Punkte gutgeschrieben – und sahen letztlich trotzdem nicht wie Gewinner aus. Vielleicht konnte an diesem Abend auch niemand gewinnen.

Aus der Quarantäne aufs Eis

Denn letztlich wurde nur gespielt, weil es die Regeln so vorgaben, weil diese letzte Partie vor der Olympia-Pause übertragen werden sollte – auch wenn allen beteiligten Entscheidungsträgern hätte klar sein müssen, dass das keine Werbung für den Sport werden konnte. Zumindest auf die ersten Minuten schienen die Augsburger Panther perfekt vorbereitet zu sein. Mit viel Tempo setzten sie die Ice Tigers unter Druck, arbeiteten so hart, als ginge es tatsächlich um einen Titel und erarbeiteten sich so die ersten drei Treffer.

Nur noch zwei: Nach dem 4:6 durch Nick Welsh waren die Ice Tigers kurzzeitig die bessere Mannschaft. 

Nur noch zwei: Nach dem 4:6 durch Nick Welsh waren die Ice Tigers kurzzeitig die bessere Mannschaft.  © Eibner Pressefoto / Heike Feiner via www.imago-images.de

Im ersten Drittel zeigte sich, dass nicht einmal die vielen Ausfälle – Dubeau, Jahnke, Lobach, Sheehy, Ustorf und MacLeod fehlten nach positiven Tests, Bender, Parlett und Bodnarchuk werden nach ihren Infektionen vorsichtig an hohe Belastungen gewöhnt und Brown, Reimer und Karrer sind verletzt – das Problem waren. Die Ice Tigers haben seit zwei Wochen nahezu nicht mehr trainiert. Am Samstag trafen vor dem Spiel in Augsburg trafen sich sechs Spieler in Nürnberg auf dem Eis. Von einer normalen Vorbereitung kann da keine Rede sein. Marko Friedrich hatte sich im letzten Moment als Kontaktperson freitesten lassen. Der gebürtige Rother kehrte direkt aus der Quarantäne aufs Eis zurück.

Trotzdem enttäuscht?

Wie gut die Ice Tigers in Form sein könnten, zeigte sich in Augsburg zwischendurch immer wieder. Fabrizio Pilu kam nach einem schönen Angriff noch etwas glücklich zu seinem ersten DEL-Treffer (13.). Die Treffer des starken Dane Fox (17.), von Maximilian Kislinger (31.) und Nick Welsh (44.) waren Ausdruck der Nürnberger Spielfreude. Nach dem 4:6 des Verteidigers waren die Ice Tigers sogar überlegen, zwangen die Panther zu einer Strafe. In diesem Power-Play aber gelangen Campbell und LeBlanc innerhalb von 26 Sekunden zwei Unterzahltreffer. Niklas Treutle, der sich zuvor immer wieder mit dem nach seiner Verletzung eigentlich noch nicht wieder einsatzbereiten Ilya Sharipov abgewechselt hatte, verließ danach zum letzten Mal sein Tor- entnervt und frustriert.

Trotzdem hatte Oliver Mebus Recht, als er danach beinahe amüsiert feststellte, dass auch in dieser Konstellation Zählbares möglich gewesen wäre. „Das Schlimme ist ja, dass man jetzt auch noch enttäuscht sein muss, dass wir hier keine Punkte mitgenommen haben“, sagte der Verteidiger. Die Olympia-Unterbrechung kommt 60 Spielminuten zu spät für die Ice Tigers. Jetzt haben sie zunächst einmal Pause, echte Pause – nicht weil der verantwortungsbewusste Umgang mit dieser Pandemie Eishockey nicht möglich gemacht hat.

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