Playoff-Check durch Coach Rowe

Disziplinierter, härter - nur die Tore fehlen den Ice Tigers noch

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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17.3.2022, 13:22 Uhr
Daniel Schmölz trifft, Tim Fleischer jubelt. 

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Daniel Schmölz trifft, Tim Fleischer jubelt. 

Chris Brown redet. Er gleitet zum Bullypunkt, stützt den Schläger auf seinen Knien ab, sein Gegenspieler beim Anspiel kommt ihm nahe, zu nahe. Tim Wohlgemuth wird dafür verwarnt. Brown aber redet weiter unentwegt mit David Wolf, der außerhalb des Kreises darauf wartet, dass der Puck endlich fällt. Das Gespräch zwischen dem Wahl-Nürnberger und dem Wahl-Mannheimer wirkt nicht aggressiv, aber man muss davon ausgehen, dass sich Brown und Wolf nach allen Regeln der Kunst beleidigen. Als der Linienrichter die Scheibe dann tatsächlich doch noch ins Spiel bringt, passiert aber: nichts.

Je wichtiger ein Eishockeyspiel ist, desto mehr wird geredet, desto konzentrierter versuchen die Spieler, sich gegenseitig zu Dummheiten, im besten Fall zu Fouls zu provozieren. Gute Mannschaften provozieren, sehr gute lassen sich nicht provozieren. Im Spiel gegen Düsseldorf (1:2) stellten die Ice Tigers keine gute Mannschaft. Gerade im ersten Drittel nach einer weiteren Corona-Pause ließen sie sich zu derart vielen derart vielen Undiszipliniertheiten hinreißen, dass Tom Rowe zu Hause in Isolation beinahe gegen das strenge Protokoll verstoßen hätte. Am Mittwochabend stand der US-Amerikaner wieder negativ getestet hinter der Bande. Vielleicht reichte schon seine Präsenz, um die Ice Tigers herunterzukühlen. Bestes Beispiel war das Psycho-Spielchen zwischen Brown und Wolf im Schlussdrittel einer intensiven Begegnung.

Danach war der 65 Jahre alte Cheftrainer zufrieden. „Es war ein hartes, physisch beanspruchendes Spiel, eines, das unsere Jungs morgen noch spüren werden“, sagte Rowe, „aber genau darum geht es zu dieser Zeit des Jahres: Checks zu Ende fahren, vors Tor ziehen, einstecken. Wir haben außerdem darüber geredet, dass wir in entscheidenden Momenten etwas wagen. Das kannst du nur im Spiel lernen. Das war gut heute. Wenn wir so weitermachen, werden wir in den Playoffs ein unangenehmes Team stellen.“

Mit Friedrich gegen Krefeld

Playoffs. Seitdem Rowe in Nürnberg für die Mannschaft verantwortlich ist, wird nicht mehr davon geredet, am Ende möglichst den Abstieg zu vermeiden. Rowe hat den Ice Tigers Platz vier als Ziel gesetzt. Nach zwei Corona-Ausbrüchen erscheint der Heimvorteil im Viertelfinale zwar nicht mehr realistisch zu sein. Nach dem 2:1 nach Verlängerung in Nürnberg ist Mannheim weiterhin Vierter mit einem Schnitt von 1,761 Punkten pro Spiel, der entscheidend sein wird, weil nicht alle Klubs ihre 56 Saisonspiele werden rechtzeitig absolvieren können. Auf Platz sechs aber rangieren die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven (1,51) in Reichweite und auch die Straubing Tigers (1,638) scheinen für die Ice Tigers (1,438) noch einholbar zu sein.

Dazu muss Rowes Mannschaft aber wieder lernen, mehr als einen Treffer pro Spiel zu erzielen. Gegen Bietigheim (1:5), Düsseldorf (1:2) und Mannheim gelang ihr das nicht. Die herausragend besetzten Mannheimer zwangen die Ice Tigers immerhin in die Verlängerung und erkämpften sich so einen wichtigen Punkt. Am Sonntag gegen Krefeld (16.30 Uhr, Arena) werden wahrscheinlich auch Marko Friedrich und Max Kislinger wieder für Offensive sorgen können, Patrick Reimer trainiert immerhin wieder mit dem Team. Noch vor Playoff-Beginn soll der Kapitän wieder zu Spielpraxis kommen.

Die Spiele werden immer wichtiger, da will auch das Reden gelernt sein.

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