2:6 in Augsburg

Für die Ice Tigers beginnt nach einer bitteren Zeitreise der Abstiegskampf

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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5.11.2023, 18:36 Uhr
Der harmlose Anfang eines schlimmen Endes: Andrei Hakulinen erzielt das 1:1 für den Augsburger EV.

© Goldberg, Imago Images Der harmlose Anfang eines schlimmen Endes: Andrei Hakulinen erzielt das 1:1 für den Augsburger EV.

Als eine Nürnberger Mannschaft zuletzt in diesen Trikots im Curt-Frenzel-Stadion auflief, war der Sport ein anderer: Langsamer und brutaler. Im Dezember 1994 schickte der Schiedsrichter allein drei Spieler mit Matchstrafen nach Stockstichen vorzeitig zum Duschen (die Nürnberger Dolezal und Sykora sowie den Augsburger Paclik). Der (damals noch) EHC 80 verlor das Derby in der neugeschaffenen Deutschen Eishockey Liga mit 2:5. In der 30-jährigen DEL-Geschichte der beiden Klubs gab es viele Spiele, die aufregender waren. Noch immer aber gibt es viele Fans, die sich gerne an die Anfangszeiten der Profiliga erinnern. Und für die wurde das 130. Derby zwischen Augsburg und Nürnberg zum Retro-Spiel umgewidmet.

In Trikots mit dem Design der 90er-Jahre, untermalt vom Soundtrack der 90er-Jahre ging es für die Tabellennachbarn im letzten Spiel vor der Deutschland-Cup-Pause um extrem wichtige Punkte, die der Augsburger EV wie vor 29 Jahren bei sich behielt. Nach dem hart erarbeiteten Punkt beim 4:5 nach Verlängerung gegen Wolfsburg zeigten die Ice Tigers, gestützt auf die Sicherheit von Leon Hungerecker, lange eine defensiv stabiles Spiel, ließen sich aber in der entscheidenden Phase von den Augsburgern im Wortsinn niederringen und verloren am Ende jeglichen Halt. Nach dem 2:6 (0:0, 1:1, 1:5) mussten die Ice Tigers die Panther in der Tabelle wieder vorbeiziehen lassen.

Drei Gegentore in 39 Sekunden

Besorgniserregend waren vor allem die letzten drei Minuten: Tom Rowe hatte Hungerecker schon vier Minuten vor der Schlusssirene vom Eis genommen, Cole Maier nutzte diese selbst geschaffene Überzahl noch zum 2:3 (58.), aber schon in der Szene danach scheiterte Philipp Mass daran, einen Rückpass an der blauen Linie zu stoppen, Matt Puempel nahm die Einladung 19 Sekunden nach dem Anschlusstreffer zum 2:4 (58.) an - und die Ice Tigers fielen vollkommen auseinander. In nur 39 Sekunden kassierte Nürnberg drei Gegentore und bestätigte ein Problem, das die junge Mannschaft schon mehrere Punkte gekostet hat. Bereits am Freitag hatten die Ice Tigers einen Doppelschlag hinnehmen müssen - keine 48 Stunden später konterkarierten sie ihre größte Schwäche sogar noch einmal.

Ausreden hatten die Ice Tigers auch bei dieser letztlich ernüchternd klaren Auswärtsniederlage: In Julius Karrer, Marcus Weber, Hayden Shaw, Max Kislinger und Topscorer Elis Hede fehlten weiterhin fünf Stammspieler, weshalb der 17 Jahre junge Max Merkl und der neu verpflichtete Philipp Mass in der Verteidigung zu viel Eiszeit und Verantwortung hatten. Auch diesmal verweigerte Schiedsrichter Roman Gofman den Ice Tigers in der entscheidenden Phase nach einem Bandencheck an Jack Dougherty einen klaren Foulpfiff - kurz darauf erzielte Mirko Sacher das Augsburger 2:1. Für den Kollaps in den Schlussminuten gab es aber keine Entschuldigung.

„So kann es nicht weitergehen“, stellte Danjo Leonhardt, der wie Hungerecker für den Deutschland Cup nominiert wurde und deshalb keine Pause bekommt, bei MagentaSport fest. Bitter und zugleich wichtig war, dass die Ice Tigers von ihren Gegnern gezeigt bekamen, wie man in der DEL den Abstiegskampf annimmt. Denn der beginnt spätestens nach der Pause.

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