Italien gewinnt: Eder entzaubert Schweden

17.6.2016, 16:48 Uhr
Die Entscheidung: Schweden-Keeper Andreas Isaksson ist geschlagen, Italien der Sieger.

© AFP Die Entscheidung: Schweden-Keeper Andreas Isaksson ist geschlagen, Italien der Sieger.

  "Ibra fordert Italien heraus", titelte unlängst der Corriere dello Sport. Schwedens Superstar hätte gegen die Azzurri auch Ausrufezeichen setzen müssen, was jedoch ausblieb. Die Azzrurri waren in der zweiten Hälfte dem Siegtreffer näher und entschieden die Partie auch für sich. 

Gigi hüpft

Die Altmeister um Gianluigi Buffon hüpften ausgelassen über den Rasen in Toulouse, der schwedische Superstar Zlatan Ibrahimovic verschwand dagegen fluchtartig in die Kabine. Durch das spätes Tor von Eder in der 88. Minute ging der Minimalisten-Fußball der "Squadra Azzurra" erneut auf, Italien steht trotz einer enttäuschenden Leistung durch das 1:0 gegen Schweden vorzeitig im Achtelfinale. Die Azzurri führen die Gruppe E souverän mit sechs Punkten an. Ibrahimovic und Co. müssen hingegen nach nur einem Punkt aus zwei Spielen um die Achtelfinal-Teilnahme zittern. Gegen Belgien ist schon ein Sieg Pflicht, ansonsten droht wie 2008 und 2012 das Aus in der Vorrunde.

"Sicherlich haben wir uns heute schwer getan, aber wir haben auch nichts zugelassen. Es war ein schweres Spiel, das wussten wir", sagte Italiens Trainer Conte und Matchwinner Eder ergänzte: "Schweden ist eine starke Mannschaft, aber wir haben bis zum Schluss daran geglaubt. Der Sieg ist ein Verdienst der gesamten Gruppe."

Die von Startorhüter Gianluigi Buffon angeführten Italiener zeigten sich wie schon beim überraschenden 2:0 gegen Belgien in der Defensive bestens strukturiert, das Offensivspiel war dagegen weitgehend von großer Ideenlosigkeit geprägt. Der Vize-Europameister überließ gar dem Drei-Kronen-Team teilweise die Spielkontrolle und wartete nur auf mögliche Konter. Die Minimalisten-Taktik ging zwei Minuten vor Schluss auf, als sich Eder geschickt durchsetzte und zum Sieg einschoss.

Der Schweden-Sturm schwächelt

In der ersten Halbzeit entwickelte sich ein unansehnliches Spiel ohne Höhepunkte und Torchancen. Die Schweden waren die etwas aktivere Mannschaft, gegen den Defensivverbund fanden sie aber keine Mittel. So wurde Buffon, der mit seinem 15. EM-Spiel auf Platz drei der Rekordspieler vorrückte, nicht einmal ernsthaft gefährdet.

Bei den Schweden war alles auf Ibrahimovic ausgerichtet. Die Mitspieler suchten den Angreifer bei fast jeder Offensivaktion. Doch der einzige Schwede mit außergewöhnlichem Talent konnte sich gegen die kantigen Routiniers in der italienischen Verteidigung kaum durchsetzen.

Mehrere Male ließ er sich ins Mittelfeld zurückfallen, um sich der engen Bewachung zu entziehen. Früh haderte Ibrahimovic, wenn Zuspiele seiner Teamkollegen nicht ankamen. Und das passierte relativ häufig. Nur die gelegentlichen Vorstöße von Linksverteidiger Martin Olsson, dessen Schwager Dirk Nowitzki auf der Tribüne saß, sorgten für etwas Unruhe in der italienischen Abwehr. Die zweite Halbzeit begann mit einem kleinen Aufreger, als Giorgio Chiellini den Schweden John Guidetti auflaufen lief. Der ungarische Schiedsrichter Viktor Kassai erachtete die Szene als weniger schlimm und verzichtete auf eine Karte. Guidetti war ähnlich wie Albin Ekdal vom Hamburger SV in die Startelf gerückt.

Ab und zu wurde auch mal Fußball gespielt. Für den Torschuss von Graziano Pellè, der deutlich das Ziel verfehlte, waren die Zuschauer schon dankbar (49.). Die Mannschaft von Trainer Antonio Conte traute sich im zweiten Durchgang etwas mehr aus der Deckung, ohne wirklich Gefahr zu entwickeln. Die vielen schwedischen Fans auf der Tribüne ließen sich von dem unansehnlichen Spiel aber nicht die Laune verderben und unterstützten ihre Mannschaft weiter lautstark. In der 72. Minute hatten sie gar den Torschrei auf den Lippen, als Ibrahimovic aus einem Meter den Ball nach einer Flanke von Olsson nicht im Tor unterbringen konnte. Doch alle Aufregung war umsonst, der Torjäger stand im Abseits.

Parolo an die Latte

So dauerte es bis zur 82. Minute, ehe der Italiener Marco Parolo die erste echte Torchance besaß. Sein Kopfball berührte sogar noch die Latte des schwedischen Tores. So deutete sich das Tor der Italiener bereits an.

Keine Kommentare