Jammern verboten bei der Wiwa des TV Fürth 1860

9.12.2020, 09:06 Uhr
Jammern verboten bei der Wiwa des TV Fürth 1860

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Den Saal im "Grünen Baum" in der Gustavstraße haben sie bereits Monate im Voraus reserviert. "Jetzt sind wir am Hoffen und Bibbern, dass nächstes Jahr eine schöne Feier stattfinden kann", erzählt Jochen Übelacker. Er ist der Vorsitzende der "Wiwa", wie sie die Winter- und Wandersportabteilung beim TV Fürth 1860 intern nennen.


Zirndorfer Skiclubs haken die Saison noch nicht ab


Seit 15 Jahren ist der 58-Jährige deren Chef. Die über 200 Mitglieder zu organisieren, das kann er schon von Berufs wegen. Er ist Abteilungsleiter bei einer Sparte der Telekom. Im Sommer bietet seine "Wiwa" Wandern, Bergsteigen, Kanufahren und Inlineskaten, im Winter Ski alpin, Snowboard, Langlauf, Schneeschuhwandern und Eisstockschießen.

Klar, dass die Begeisterung sich in Grenzen hält, als die Nachricht vom erschwerten Grenzverkehr nach Österreich hereinschneite. "Es wird eher darauf hinauslaufen, dass man ein Wochenende in den Bayerischen Wald fährt", hofft er fürs neue Jahr. Die Chance, dass deutsche Skigebiete in diesem Winter noch öffnen, berechnet er mit Fifty-Fifty. "Aus Vereinssicht plane ich da nichts."

Schneeschuhe zum Ausleihen

Die "Wiwa" ist bekannt für die Fürther Stadtmeisterschaften im Langlauf sowie Ski und Snowboard in Fügen – natürlich abgesagt. "Uns trifft die aktuelle Lage in jeder Hinsicht", fasst Übelacker dieses Jahr zusammen, "denn wir bieten Winter- und Wandersport." Die Novemberwanderung, der Skibasar und die Weihnachtsfeier hätten ihnen die Einnahmen beschert, "um übers Jahr zu kommen".


Alternativen zu Skireisen in der Region


Also hoffen auch die 60er auf den Impfstoff. Und bis dahin? Übelacker geht mit seiner Frau am Walberla wandern, vielleicht auch Langlaufen in Waller oder Gräfenberg. Ebenso wirbt er für ein exotisches Angebot: "Wir haben in der Abteilung 20 Schneeschuhe, die man sich kostenlos ausleihen kann. Das ist gottseidank auch individuell möglich."

Jammern verbittet er sich: "Andere leiden viel mehr unter der aktuellen Situation." Er selbst sei Stammgast in der Kofferfabrik und Fan der Band The Très Biens von Martti Trillitzsch. "Diese Künstler leiden ja wirklich."

Boom in den Siebzigerjahren

Dass ihm derweil Mitglieder den Rücken kehren, nehme er nicht wahr: "Die meisten stehen treu zum Verein und sie sehen, dass diese Phase kein Grund sein könnte auszutreten." Ohnehin sei das Skifahren nicht mehr so beliebt wie früher. Das sehe er am Skiclub-Sterben. "Einige sind auf der Strecke geblieben seit dem Boom in den Siebzigerjahren."

Die "Wiwa" sei einer der letzten Clubs in der Region neben dem SC Knoblauchsland und Neustadt, die ein Ski-Rennen veranstalten. "Die Leute fragen sich natürlich auch: Passt Skifahren zu meinem Umweltverständnis? Es ist immer eine Balance und wir haben eine Verantwortung gegenüber der Natur."

Sein Credo lautet: "Es ist immer noch besser, man fährt mit einem Bus in die Berge und nicht jeder allein." Vor allem junge Snowboarder gingen aber lieber allein auf Tour.

Ungeachtet jeglicher Trends wird Übelacker in diesem tristen Winter nicht langweilig. Er bereitet die Festschrift für die 100-Jahr-Feier vor.

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