Kalous Handschlag-Video: Der Blick in den Fußball-Abgrund

4.5.2020, 19:47 Uhr
Sorgte mit einem Video für Aufsehen: Hertha-Profi Salomon Kalou.

© Screenshot Sorgte mit einem Video für Aufsehen: Hertha-Profi Salomon Kalou.

97 Minuten in fünf Spielen - länger war der 34 Jahre alte Salomon Kalou in dieser Saison nicht für Hertha BSC im Einsatz. Seine Live-Übertragung eines Arbeitstags in Berlin könnte beispiellos töricht sein oder sein böswilliges Abschiedsgeschenk an die Fußballbundesliga.

Für eine Branche, die sich seit Wochen dank kluger Lobby-Arbeit Privilegien und Sonderrechte erarbeitet hat, dürfte der Blick durch die Smartphone-Kamera des Ivorers gefährlicher sein als jeder kritische Beitrag in der Debatte um die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in den Fußballbundesligen.

Bislang waren es nur berechnende Politiker und eiskalte Funktionäre, die bereit schienen, für das System Profifußball Kollateralschäden zu riskieren. Der letzte Rest an Ansehen, die Gesundheit von Spielern und deren Angehörigen – schon wichtig, irgendwie, aber nicht so wichtig wie erste Fernsehbildern aus leeren Stadien.

Böse Klischees bestätigt

Doch dank Kamerakind Kalou weiß die Öffentlichkeit nun auch, wie es in den Kabinen aussieht. Denn natürlich kann man den sicher folgenden Beteuerungen der PR-Abteilungen der DFL und der 35 anderen Klubs glauben, dass allein bei Hertha BSC weniger Problembewusstsein herrscht als in jeder Kita im Notbetreuungsmodus. Man muss das aber nicht.

 

Dazu kommen die Aussagen über den vermeintlich einmütigen Gehaltsverzicht, die jedes böse Klischee über Profifußballer bestätigen. In Kalous gesamten Video erweist sich allein der für die Corona-Tests zuständige Physiotherapeut dem Ernst der Lage gewachsen. "Sala", sagt er, "lösch’ das bitte." Sala ist mittlerweile suspendiert. Zurück bleibt eine Branche, die die Zweifel nicht wird löschen können.

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