Kitesurfen in Corona-Zeiten: Testen, Testen, Testen

22.4.2021, 17:20 Uhr

Wie viele Coronatests Florian Gruber im laufenden Jahr schon gemacht hat, kann er nicht sagen. Zu viele waren es, zu oft bewegte sich der kleine Watteträger in Grubers Nase und Rachenraum. Alleine am gestrigen Dienstag waren zwei Schnelltests nötig. Einer, um die Grenze nach Österreich passieren zu dürfen, ein weiterer, um auf das Gelände eines seiner Sponsoren in Salzburg gelassen zu werden.

Der 27-Jährige hat sich an das Procedere gewöhnt, ist froh, dass er als Profisportler dadurch trotz Pandemie viel reisen darf. "Ich denke, das ist schon ein Privileg, regelmäßig aus den eigenen vier Wänden rauszukommen", sagt der Kitesurfer. "Wir haben auch nicht so strenge Quarantäne-Vorschriften wie andere Reiserückkehrer." Weil es im Leistungssport natürlich kaum möglich ist, nach jedem Auslandsaufenthalt zwei Wochen das Haus nicht zu verlassen. Ohne regelmäßiges Training ist Sport auf internationalem Niveau, wie in Gruber betreibt, schlicht unmöglich.

Corona ist auch für Sportler eine Gefahr

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Obwohl er jung und fit ist, hat er Respekt vor dem Virus. Er hält sich streng an alle Vorschriften – auch im eigenen Interesse. "So eine Erkrankung haut seinen sicher zurück, aber die Verläufe sind ja individuell verschieden. Meine Freundin ist schon geimpft, das senkt natürlich auch mein Risiko." Dass auch junge Spitzensportler bisweilen schwer unter Covid-19 und möglichen Folgeerscheinungen zu leiden haben, zeigt der Fall von Kanutin Steffi Kriegerstein. Die 28-jährige Weltklasseathletin leidet noch Monate nach ihrer Corona-Infektion unter Schwindel und Atemnot. Ihre geplante Olympia-Teilnahme hat sie deswegen abgesagt.



Olympia ist auch ein Thema für Florian Gruber, den Kitesurfer des Altmühltal Segelclubs in Muhr am See. Allerdings erst im Jahr 2024, dann wird seine Sportart erstmals olympisch sein. Bis dahin will Gruber weiter konstant in der Weltspitze mitmischen. So wie am zweiten Aprilwochenende beim ersten Event der neuen Saison im italienischen Vada. Der kleine Küstenort einige Kilometer südlich von Livorno richtete die offene italienische Meisterschaft aus.

Neben vielen Startern aus Italien, waren außer Gruber noch fünf andere Topathleten aus dem europäischen Ausland angereist. Von den zehn Rennen an dem Wochenende konnte Gruber zwei gewinnen. Obwohl die Bedingungen ihm gar nicht entgegen kamen. "Wir hatten zwischen zwölf und 14 Grad. Während der Rennen war das Klima sehr rau und das Wasser entsprechend aufgewühlt", berichtet Gruber. Starker Wind ist für ihn stets eine Herausforderung. Schließlich sind solche Bedingungen im Fränkischen Seenland, wo er häufig trainiert, selten.

Kippt das Virus die WM?

Und selbst wenn einmal eine ordentliche Brise über den Altmühlsee pfeift, ist das doch kaum vergleichbar mit den Verhältnissen, die bei kräftigem Wind im Mittelmeer oder dem Atlantik herrschen. Das Wetter in Italien war also "gutes Training" für den Muhrer. Am Ende reichte es zu Platz vier. Knapp am Podium vorbei, das wurmt Gruber schon ein wenig. Das Ergebnis ist trotzdem respektabel – vor allem, weil er die Rennen in Vada hauptsächlich nutzte, um das optimale Setup für schwierige Bedingungen zu finden.



"Der Fokus lag schon darauf, das Material zu testen, ich habe einiges ausprobiert." Trotzdem wäre Gruber wohl Dritter geworden, hätte ihn nicht eine Beinahe-Kollision mit einem italienischen Kontrahenten zurückgeworfen. Das nötige Ausweichmanöver kostete Zeit und vielleicht auch den Podestplatz.

Im Mai reist Gruber nach Spanien, in die Nähe von Valencia, will bei der offenen spanischen Meisterschaft seine Form weiter verbessern. Die für das Frühjahr geplante Europameisterschaft ist inzwischen auf September verlegt. Im Oktober könnte dann noch eine Weltmeisterschaft auf Sardinien folgen. Ob die Pandemie das zulässt, weiß momentan noch niemand. Sicher ist nur, dass für Gruber bis dahin noch viele Coronatests folgen werden.