Namhafte Neuzugänge

"Königstransfers" für Forchheims Leichtathleten

18.5.2021, 10:00 Uhr
Kaiserwetter für die „Königstranfers“: Lea Knauer und Sascha Babel mit Jan Schindzielorz, der nun gleichzeitig ihr Landestrainer und Heimtrainer ist.  

© Holger Peter, NN Kaiserwetter für die „Königstranfers“: Lea Knauer und Sascha Babel mit Jan Schindzielorz, der nun gleichzeitig ihr Landestrainer und Heimtrainer ist.  

Zum Dienstantritt zweier Bayerischer Meister auf der Forchheimer Sportinsel hatte sogar Petrus ein Einsehen. In einer ansonsten komplett verregneten Woche schien die Sonne herab auf die Hürdensprinter der LG.

Im Fußball würde man wohl von "Königstransfers" sprechen, wenn sich ein Verein die weit und breit größten Talente sichern könnte. Und es würde wohl auch einiges an Geld fließen. In der Leichtathletik ist man weit davon entfernt, aus solch einem Wechsel ein Spektakel zu machen. Ganz sachliche Umstände gaben den Ausschlag dafür, dass Lea Knauer (zuvor LG Stadtwerke München) und Sascha Babel (G Landkreis Roth) nun für die LG Forchheim starten: Der dortige Vorstand Sport, Jan Schindzielorz, ist Landestrainer für den Hürdensprint und betreut die beiden jungen Sportler in dieser Funktion schon länger.

Und als im Zuge der Corona-Regeln darüber debattiert wurde, ob künftig die Auswahltrainer oder die Heimtrainer ihre Athleten bei den Wettkämpfen coachen dürfen, machte man Nägeln mit Köpfen, um alle Eventualitäten auszuschließen: Schindzielorz ist jetzt beides. Das junge Duo dürfte nicht nur Garant für mehr Forchheimer Medaillen in dieser Saison sein, sondern zusätzlich auch eine Verstärkung für beide Sprintstaffeln der LG, die ohnehin schon zu den besten in Bayern zählen, zuletzt aber auch einige Male personelle Probleme hatten.

Verstärkung für die Staffeln

Vor allem bei den Frauen war die Personaldecke mehrfach (zu) eng, Lea Knauer freut sich wie Sascha Babel auf diese Bonus-Aufgaben. Denn auch ohne Hürden sind beide sehr schnell und sind definitiv eine Verstärkung für die LG-Quartette.

Sascha Babel ist derzeit Bayerns größtes Hürdentalent in der U20.

Sascha Babel ist derzeit Bayerns größtes Hürdentalent in der U20. © Claus Habermann, NN

Sascha Babel hat erst unlängst die Elf-Sekunden-Schallmauer geknackt, bei dem Meeting in München war der 17-Jährige Schnellster der Altersklasse U20 über 100 Meter flach und 110 Meter Hürden, auch wenn er dort noch dem jüngeren Jahrgang angehört. Die Qualifikation zur deutschen Meisterschaft hat er damit auf Anhieb abgehakt. "Offenbar schlägt das Training an", sagt der junge Mann aus Leerstetten, der mit dem ÖPNV eineinhalb Stunden Anreise zur Sportinsel hat.

"Nebenbei" lernt er für die Abschlussprüfungen zur Mittleren Reife. Angefangen hat es bei ihm wie bei vielen anderen Kindern mit dem Mehrkampf, doch bald stellte sich heraus, dass Schnelligkeit sein Trumpf ist. Und, was bei Jungs eher selten ist, auch die Koordination. Denn der Hürdensprint gilt als eine der technisch anspruchsvollsten Disziplinen der Leichtathletik.

"Frage des Willens"

"Das ist eine Frage des Willens", findet Sascha Babel. Üben, üben und nochmals über heiße es da, gerade jetzt, wenn bei ihm die Hürden von 92 auf 99 Zentimeter altersbedingt erhöht wurden. Das sei schon eine große Umstellung.

Lea Knauer hat im Flachsprint ihre persönliche Bestzeit heuer schon gesteigert, über die Hürden muss sie nach einem Fehlstart in München noch einen Leistungsnachweis erbringen.

Lea Knauer hat im Flachsprint ihre persönliche Bestzeit heuer schon gesteigert, über die Hürden muss sie nach einem Fehlstart in München noch einen Leistungsnachweis erbringen. © Claus Habermann, NN

Dennoch hat er schon für dieses Jahr große Ziele: Das Finale bei der deutschen Meisterschaft will der aktuell Elfte der Jahresrangliste schon erreichen, und die Zeit soll "um die 14,30 Sekunden" liegen. Bis dahin sollte die Umstellung auf die neue Hürdenhöhe geschafft sein. Wobei er auch auf die Biologie hofft: "Vielleicht wachse ich noch ein paar Zentimeter." Mit 1,78 Meter hat er noch nicht das Gardemaß für einen Hürdensprinter erreicht.

Das DM-Finale ist auch das große Ziel seiner neuen Vereinskameradin Lea Knauer. Die 16-Jährige muss die Qualifikation allerdings noch nachholen, denn bei der ersten Gelegenheit in München wurde sie wegen eines Fehlstarts disqualifiziert. "Ich kann gar nicht sagen, ob ich da aufgeregt oder unkonzentriert war", sagt sie, will das Thema aber schnell zu den Akten legen und nächstes Wochenende in Ulm bei Drei-Länder-Kampf Bayern - Hessen - Baden-Württemberg erneut angreifen.

"Die Form ist gut"

"Die Form ist ja gut, das spüre ich im Training. Und über die 100 Meter flach habe ich am selben Tag ja eine deutliche persönliche Bestzeit aufgestellt", gibt sie sich optimistisch.

Seit drei Jahren lebt Lea Knauer im Sportinternat der Nürnberger Bertolt-Brecht-Schule, um ihren Traum von einer erfolgreichen Leichtathletikkarriere zu verwirklichen. Sie stammt aus dem oberbayerischen Wolnzach mitten im Hopfenanbaugebiet südlich von Ingolstadt, startete auch zuletzt noch für die LG Stadtwerke München.

Nun ist sie, sportlich gesehen, "Oberfränkin". Schon früh sahen die Trainer auch bei ihr, dass die Hürden ihre Schokoladendisziplin sind, in der sie früh in den Landeskader berufen wurde. Das "Turnerische" über den Hürden liege ihr, sagt sie. 76 Zentimeter sind sie in der U18 hoch, ab der nächsten Saison muss sie 84 Zentimeter überwinden. Höher wird es dann nicht mehr. Während Sascha Babel bei den Männern irgendwann mal 107 Zentimeter überwinden muss.

Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt heißt es ins Rollen zu kommen für die beiden in dieser Saison. Als Kaderathleten durften sie ja weitgehend normal trainieren, die Leistungen deuten darauf hin, dass sie gut durch die Corona-Zeit gekommen sind.

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