Hockey-Bundesliga

Gegen die Rivalität: Warum HGN-Coach Niklas Raum den NHTC trainiert

2.12.2021, 11:42 Uhr
Ein Blauer für die Roten: Niklas Raum (Mitte) von der HGN hilft beim NHTC aus.  

© Stefan Hippel, NN Ein Blauer für die Roten: Niklas Raum (Mitte) von der HGN hilft beim NHTC aus.  

Mit der HG Nürnberg hat Niklas Raum in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon so einiges erlebt. Im Buchenbühler Wald hat er das Hockeyspielen gelernt, ist dort groß und irgendwann auch zum Trainer geworden. Inzwischen arbeitet er sogar als hauptamtlicher Coach bei der HGN und betreut zusammen mit Claudia Mack die Frauen sowie alleinverantwortlich die Männer in der zweiten Bundesliga.

Trotz seiner erst 26 Jahre hat Niklas Raum also schon so einiges gesehen und erlebt im deutschen Hockey. Am vergangenen Wochenende aber hat er mal wieder etwas Neues erleben dürfen. Etwas, das man von einem Trainer der HGN nicht unbedingt erwartet hat. Er hat eine Mannschaft des Nürnberger HTC trainiert. Des großen Rivalen.

Beim 5:19 gegen den Mannheimer HC war Niklas Raum zum ersten Mal für die Männer von der Siedlerstraße verantwortlich – und er wird es in den nächsten Wochen noch häufiger sein. Benjamin Howarth, der neue Coach des NHTC, kümmert sich im Winter als Co-Trainer um die amerikanische Nationalmannschaft, weshalb man sich beim Erstligisten daran erinnerte, dass man ja ein großes Talent in der eigenen Stadt hat.

Schon vor einiger Zeit nahm Kapitän und Abteilungsleiter Frederic Wolff Kontakt zu Raum auf, der sich die Aufgabe als "Lückenstopfer", wie er es selbst nennt, zutraute. "Ich habe selbstverständlich alle in Kenntnis gesetzt, die HGN ist ja mein Arbeitgeber, bei dem ich einen Vertrag habe", erzählt Raum, der offen gesteht, dass sein Engagement bei der Konkurrenz "unterschiedlich gut aufgenommen worden" ist.

Von den "Funktionsträgern" hat er die "Freigabe relativ zügig und relativ wohlwollend" bekommen, "sie unterstützen es durchaus, dass wir auch auf den Nürnberger Zusammenhalt achten." Für Niklas Raum ist der NHTC längst kein Rivale mehr, seine Unterstützung sieht er deshalb auch als "Statement gegen zu große Konkurrenz" in der Stadt, "das Verhältnis muss eher zu einem Miteinander werden als zu einem Gegeneinander, denn so gut sind wir nicht mehr".

"Natürlich runzelt mancher die Stirn"

Dennoch verhehlt er gar nicht, dass es bei der HGN auch Menschen gab und gibt, die es weniger gut finden, wenn ein junger Mann, der den eigenen Verein ja auch öffentlich vertritt, plötzlich auch noch den Herausforderer trainiert. "Natürlich runzelt mancher die Stirn, aber damit muss man leben können", sagt Raum.

Mit dem Aushilfsjob beim NHTC betreut Niklas Raum in dieser Hallenrunde also gleich drei Mannschaften, es wird eine anstrengende Zeit, auf die er sich aber freut. Beim NHTC wird er von Henry Schneider unterstützt, der bis vor kurzem noch die Damen verantwortet hat – und eigentlich endlich mal kürzertreten wollte. Bei den HGN-Frauen kann er sich derweil auf Claudia Mack verlassen.

"Bei den Spielvorbereitungen ist es natürlich ein Mehraufwand, auch die Trainings unter der Woche sind nicht zu unterschätzen", sagt Raum, "nachdem wir aber nacheinander in den gleichen Hallen trainieren, bleibt man eben eine Stunde länger."

Der Fokus wird jetzt und auch in Zukunft aber auf der HGN liegen. Der Spielplan will es glücklicherweise so, dass sich die Spiele beider Männer-Teams nicht überschneiden. In einer roten Jogginghose des NHTC wird man Niklas Raum demnächst aber nicht sehen. "Dafür", sagt er, "ist mein Herz zu blau."

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