Handball

HC Erlangen startet stark in die Meisterrunde der Jugend-Bundesliga

28.11.2021, 19:34 Uhr
Übernahm auch Verantwortung von der Siebenmeterlinie: Fünf von sechs Versuchen verwandelte Lara Carbone gegen die HSG Würm-Mitte.  

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Übernahm auch Verantwortung von der Siebenmeterlinie: Fünf von sechs Versuchen verwandelte Lara Carbone gegen die HSG Würm-Mitte.  

In der Jugend gehen die Emotionen noch einmal mehr mit einem durch, das flaue Gefühl im Magen, die Freude, der Frust, alles scheint präsenter. Da sind Mädchen, denen auf der Bank die Tränen kommen. Mütter, die auf der Tribüne nach jeder Abwehr aufmunternde Daumen nach oben recken, Trainer, die coachen, mahnen, beruhigen und doch mitleiden. Und da ist Lara Carbone, die ein unfassbar gutes Spiel macht, dabei aber genauso oft ihr Gesicht vor Schmerzen verzieht wie sie nach einem ihrer 14 Treffer jubelt.

Zwischen Kindergarten, Selbsttests und Handballtraining

In der Meisterrunde der A-Jugend-Bundesliga ist alles härter, kostet jede Aktion mehr Kraft. Entsprechend erschöpft sitzt Carbone nach Schlusspfiff auf der Bank. "Es war ein Auf- und Ab-Spiel", sagt sie. "Am Anfangen waren Aufregung und Freude, zwischendurch war Wut dabei, weil nichts geklappt hat." Am Ende zitterten sich die Erlangerinnen zum 27:26-Sieg gegen die HSG Würm-Mitte. Nicht nur für Carbone war der gelungene Auftakt in die Meisterrunde bislang größte Erfolg ihrer Handball-Karriere.

Erst vor einem Jahr wechselte Lara Carbone vom 1. FC Nürnberg zum HC Erlangen. Aufgewachsen ist sie in Fürth. Vor elf Jahren begann sie mit dem Sport, damals noch beim TSV Winkelhaid. "Beim HCE fühle ich mich sehr wohl", sagt Rückraumspielerin. "Hier kann man sich sehr steigern." Gerade sie hat das bewiesen.

Und das, obwohl Carbone bereits in einem Vollzeit-Job arbeitet, während ihre Teamkolleginnen noch zur Schule gehen. "Ich bin Kinderpflegerin. Wenn ich bis 18 Uhr in der Arbeit bin, schaffe ich es nicht pünktlich ins Training. Manchmal bin ich dann nicht bei 100 Prozent", wenn die 17-Jährige zu müde von der Arbeit ist. "Aber meistens klappt es." Das ist anstrengend. "Doch wenn ich Handball spielen will, muss ich es machen." Der Aufwand, den die Leistungssportlerinnen betreiben, ist groß. Und nun, durch die Corona-Pandemie, ist es noch größer geworden.

In der Hiersemannhalle galt am Sonntag für alle Anwesenden die 2G-Plus-Regel. Die Zuschauer mussten deshalb vorab an einem Fenster ihre entsprechenden Nachweise vorzeigen, ehe sie hinein durften. Und auch die Handballerinnen selbst hatten sich testen lassen müssen, wie vor jedem Training. Bezahlen müssen das alle selbst, solange sie keine Möglichkeiten für mehrere kostenlose Tests pro Woche haben, zum Beispiel in der Schule.

Doch alle ziehen mit, für Spiele wie das gegen die HSG Würm-Mitte. Die Erlangerinnen begannen nervös, mit einigen Zuspiel-Fehlern. Trotzdem legten sie in der Anfangsphase vor (4:3). Nach zehn Minuten und einer Zwei-Minuten-Strafe für Luisa Bauder gingen die Gäste in Führung (5:4), doch der HCE blieb dran. Im Lauf der ersten Halbzeit steigerten sich die Erlangerinnen, die HSG bekam zusehends Probleme zu punkten. Lara Carbone traf zur erste Vier-Tore-Führung (14:10, 25.).

"Mit einem frischen Kopf und klaren Ansagen"

Nach Wiederanpfiff hatten die HCE-Mädels ihre beste Phase der Partie. Erst eroberte Lotte Rothaug den Ball und verwandelte den direkten Gegenstoß selbst (20:15, 34.), dann parierte Jacqueline Latteyer, die erst zur zweiten Halbzeit gekommen war, dreimal stark. Dem HCE gelang nun scheinbar alles, Rothaug erzielte das 22:16 (38.). "Wir sind mit einem frischen Kopf und klaren Ansagen aus der Kabine gekommen", sagt Carbone.

Ab Minute 45 aber schlichen sich einige Konzentrationsfehler bei den Erlangerinnen ein, Würm-Mitte kam zurück (24:22, 51.). In der 58. Minute war die HSG gar auf ein Tor dran (26:25), auch weil der HCE zu oft an deren Torhüterin Sophie Baur scheiterte. Selbst den Siebenmeter berührte sie hauchzart, doch irgendwie brachte Carbone den Ball an ihren Fingerspitzen vorbei (27:25, 59.). Und sogar noch in Unterzahl parierte Baur zweimal und hielt die Gäste in der Schlussminute im Spiel.

Es wurde so noch einmal unnötig spannend in der Hiersemannhalle. "Wir hatten eine kurze Phase, in denen wir vorne die Chancen nicht verwertet haben und hinten die Köpfe hängen lassen haben", sagt Kardos. Reichen sollte es am Ende nicht mehr für die HSG. Erlangen rettete das 27:26 über die Zeit. Und feierte den ersten großen Sieg in der Bundesliga-Meisterrunde.

"Durch den Sieg haben wir eine Riesenchance"

Entscheidenden Anteil daran hatte Lara Carbone, die wieder einmal "ihre Genialität" gezeigt hat, wie HCE-Trainerin Ulrike Kardos sagt. "Manchmal überdreht sie noch ein bisschen." Doch das ist für junge Spielerinnen ganz normal.

Platz eins und zwei ziehen ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft ein, der Thüringer HC gilt als Favorit. Mit dem Sieg gegen die HSG Würm-Mitte aber hat der HCE vorgelegt. Weiter geht es im Modus Jeder-gegen-Jeden im neuen Jahr, dann reisen die Erlangerinnen erst zum Frankfurter Handball Club (15. Januar), ehe der Showdown gegen die Thüringerinnen ansteht (26. Februar).

"Durch den Sieg haben wir eine Riesenchance, in der Gruppe Erster oder Zweiter zu werden", sagt Kardos. "Der Wille ist da. Doch wir sind der jüngere Jahrgang, daher ist es schon Wahnsinn, dass wir überhaupt in die Meisterrunde gekommen sind." Lara Carbone will "jedes Spiel gewinnen". Es dürfte emotional bleiben.

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