Miserable Stimmung: HC Erlangen trennt sich von Eyjolfsson

4.2.2020, 06:00 Uhr
Ist nicht mehr Trainer des HCE: Adalsteinn Eyjolfsson.

© Sportfoto Zink Ist nicht mehr Trainer des HCE: Adalsteinn Eyjolfsson.

 

Am späten Abend in der Arena Leipzig, da hörte sich Adalsteinn Eyjolfsson noch kämpferisch an. "Anpacken" und "hart arbeiten" waren seine Worte. Der HC Erlangen wolle sich schnellstmöglich wieder als Mannschaft "anders präsentieren". Man müsse aufgrund der vielen Fehler, die zum 21:26 (11:13) gegen DHfK Leipzig zum Restrundenauftakt geführt hatten, "hart mit uns ins Gericht gehen".

 

 

Die Möglichkeit, eine Kehrtwende einzuleiten, bekommt der Trainer des Handball-Bundesligisten nach Informationen dieses Medienhauses nicht mehr: Am Montagabend beschloss der Aufsichtsrat des HC Erlangen die sofortige Beurlaubung Eyjolfssons, schon am frühen Dienstagnachmittag soll ein Interimstrainer präsentiert werden, der die Mannschaft bis zum Saisonende betreuen wird. Wer das sein wird, wollte mit Blick auf die Vertragsverhandlungen noch niemand verraten. Zur neuen Runde wird Michael Haaß aber wie geplant vom Kapitän zum Chefcoach befördert.

HCE wollte handeln

"Wir haben in den letzten Wochen festgestellt, dass sich das Verhältnis der Mannschaft mit dem Trainer massiv verschlechtert hat, was sich nun auch negativ auf die Leistung ausgewirkt hat", sagt René Selke, Geschäftsführer des HCE. "Das hat uns dazu bewogen, zu handeln."

Es geht nämlich nicht etwa nur darum, eine unter dem Strich lediglich mäßige Saison irgendwie sauber zu Ende zu bringen, nein, es geht in den verbleibenden 13 Spielen um den Abstiegskampf: Vier Punkte beträgt der Abstand des HC Erlangen nur noch zu den Eulen Ludwigshafen auf dem ersten Abstiegsplatz. Der Vorletzte befindet sich zudem im Aufwind, gewann drei der vergangenen vier Bundesligaspiele.

Miserable Stimmung in Erlangen

Trotzdem ist das Sportliche, wie Geschäftsführer Selke verrät, nur das eine, was sie nach einem alarmierenden, teils erschreckend fehlerbehafteten Auftritt in der ausverkauften Leipziger Arena bemängeln. Deshalb allein, heißt es, hätte man den Trainer niemals entlassen – Eyjolfsson bewies in fast drei Jahren beim HC Erlangen großen Sachverstand. Der Isländer führte die Mannschaft 2019 zum besten Ergebnis der Vereinsgeschichte, erreichte erstmals mit Erlangen ein Pokal-Viertelfinale. "Wir sind Adli sehr dankbar für seine gute Arbeit. Er war der richtige Mann zur richtigen Zeit, er hat ein tolles Abwehrsystem installiert – trotzdem konnte es so nun nicht mehr weitergehen", sagt René Selke.


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Die Ursache für die miserable Stimmung, wie es aus der Mannschaft heißt, sei der raue Umgangston, der seit der Wintervorbereitung durch die Hiersemannhalle weht. Was ursprünglich noch als vorbildlicher Einsatz und großer Ehrgeiz des Trainers in seinen letzten Monaten als Verantwortlicher der Bundesliga-Mannschaft interpretiert wurde, entpuppte sich als Trugschluss: Mehrere Spieler seien aus nur schwer nachvollziehbaren Gründen suspendiert worden oder gar aus der Trainingshalle geflogen. Der Verein und sein Erfolg hätten nicht mehr über persönlichen Animositäten gestanden.

"Wir vermuten, dass der Umschwung in der Stimmung mit der Klärung von Adlis Zukunft zusammenhängt", sagt René Selke. Nach Informationen dieses Medienhauses zieht es Adalsteinn Eyjolfsson, der sich weiter über seinen nächsten Klub ausschweigt, wohl zu Ligakonkurrent TVB Stuttgart. Auch der befindet sich im Abstiegskampf, ist punktgleich mit Ludwigshafen und trifft am 20. Februar auf den HC Erlangen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Sportredakteur Christoph Benesch

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