Mutmacher Ishak: Rettet er den FCN vor dem Abstieg?

28.5.2020, 11:22 Uhr
Mutmacher Ishak: Rettet er den FCN vor dem Abstieg?

© Foto: Daniel Marr/Zink

Vor wenigen Wochen war Mikael Ishak mit den Gedanken bereits auf Reisen gegangen. Der 27-Jährige hat schon in seiner Heimat Schweden, in Italien, in der Schweiz und in England gespielt. An einem schöneren Ort, an dem man ihn als Fußballer ernst nehmen würde, sah er sich in seinen Tagträumen. Über seine Zeit beim 1. FC Nürnberg sprach er schon so, als sei sie Vergangenheit. Und dass er für ihn nach dieser Saison, wann auch immer sie enden mag, nicht mehr auflaufen wird, hat er laut ausgesprochen: "Ich fühle mich bereit für einen Neuanfang." Dass er es am Dienstag beim 2:2 gegen Jahn Regensburg nach Monaten der Missachtung dann aber doch noch einmal tat und sogar erfolgreich, war eine sehr große Überraschung.

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Wichtig für den FCN: "Ich habe das Gefühl vermisst" 

"Ja es war ein sehr, sehr schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen", ließ Ishak nach der Partie, der er mit seinem Treffer zum 1:0 eine gute Richtung gegeben hatte, über den Pressesprecher Christian Bönig ausrichten. Dass Journalisten mit den Spielern persönlich sprechen, ist in Corona-Zeiten nur noch sehr selten möglich und schon gar nicht nach einem Spiel. Die Profis werden abgeschottet.

Dabei hätte es Freude gemacht, Mikael Ishak in seine leuchtenden Augen zu schauen und mit eigenen Ohren zu hören, wie er sich über sein Comeback freute: "Ich habe von jemanden gehört, dass es jetzt fast neuneinhalb Monate her ist", erzählte er mit gelöster Stimme.

Weder bei Ex-Trainer Damir Canadi noch bei dessen Nachfolger Jens Keller hinterließ der Stürmer im Training offensichtlich den Eindruck, ein halbwegs passabler Kandidat für die Startelf zu sein."Ich habe das Gefühl vermisst, mit den Jungs auf dem Platz zu sein und zu helfen", erklärte Ishak nun, nachdem er das erste Mal unter Jens Keller für die Anfangself nominiert worden war und zu einem Punktgewinn beigetragen hatte.

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Der Trainer hatte keine andere Wahl mehr. Nachdem er weder sowohl von Michael Frey noch von Adam Zrelak mit Torerfolgen verwöhnt worden war, schickte Keller den stets als trainingseifrig gelobten Schweden tatsächlich aufs Spielfeld.

"War okay", sagt Ishak

Schon nach 75 Sekunden durfte der Angreifer nach einem Patzer der Jahn-Abwehr aus spitzem Winkel auf das leere Tor schießen, verpasste es aber um einen Meter. "Meine Leistung war okay. Ich habe ein paar Bälle festgemacht und ein Tor gemacht", urteilte Ishak über sich und vergaß bei seiner Selbstkritik auch nicht eine weitere Großchance, bei der er aus etwa 15 Metern knapp daneben gezielt hatte: "Ich hätte zwei Tore machen können, ja müssen. Aber nach dieser langen Zeit war die Performance okay."

Keller: "Mika hat es sehr gut gemacht"

Sein Trainer, dem Ishak mit seinem Treffer ein Ausbrechen der Trainerdiskussion vorerst ersparte, sah das genauso. "Mika hat es sehr gut gemacht, es war ein tolles Tor", sagte der 49-Jährige nach der Partie, die nicht nur Euphorie bei Ishak ausgelöst haben dürfte, sondern auch körperlich nicht ganz spurlos an ihm vorübergegangen war. "Er hat einen Schlag auf das Knie bekommen. Wir müssen schauen wie er das wegsteckt und erst einmal Wunden lecken", erklärte Keller.

Ishaks Debüt-Treffer genügte jedoch nicht dazu, dass sich nach einem Fußballspiel alle wieder freudestrahlend in den Armen liegen konnten. Zwei Fehler in der Club-Defensive hatten die Regensburger vorübergehend in Führung gebracht. Erst einem Eigentor der Gastgeber in der vierten Minute der Nachspielzeit war es zu verdanken, dass Ishaks Erfolgserlebnis Auswirkungen auf den Punktestand des akut abstiegsbedrohten FCN hatte. "Es ist ein Punkt der Moral, dass wir bis zu letzten Sekunde an uns geglaubt haben. So wie es gelaufen, ist es ein sehr wichtiger Punkt", meinte Trainer Keller.

 

In vorderster Front auch gegen den VfL? 

Ishak konnte aus dem glücklich zustande gekommenen Ergebnis nicht nur für sich persönlich, sondern auch aus Teamsicht etwas für den Abstiegskampf elementare Tugend extrahieren: "Es zeigt unseren Teamgeist, dass wir wieder zurückgekommen sind." Ein Team, zu deren Startelf er sich auch am Samstag im Heimspiel gegen den VfL Bochum wieder zählen kann (13 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de). Alles andere wäre eine Überraschung.

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