Deutscher Vizemeister Kraftdreikampf

Nach 30 Jahren ohne Sport: Forchheimer wächst an der Hantel über sich hinaus

3.9.2021, 09:20 Uhr
Nach 30 Jahren ohne Sport: Forchheimer wächst an der Hantel über sich hinaus

© Archivfoto: Berny Meyer

Nach der achtstündigen Autofahrt gen Norden versuchte sich Klaus Freund beim Kurzbesuch am Ostseestrand zunächst ein wenig abzulenken. Der 56-Jährige hatte sich extra Urlaub genommen, um zum ersten Mal überhaupt an einer deutschen Meisterschaft im Kraftdreikampf teilzunehmen und war entsprechend nervös.


In Forchheim beweist die ältere Generation Bewegungsdrang


"Natürlich war die Anspannung sehr hoch. Ich war besorgt, welche Auswirkung die Startzeit für mich haben würde, da ich normalerweise vormittags trainiere", berichtet der Kersbacher Späteinsteiger. Erst seit Dezember 2017 übt sich Freund beim AC Bavaria Forchheim in den vielseitigen Disziplinen des Gewichthebens und überwand damit anhaltende Rückenprobleme, zuvor hatte er zwischenzeitlich über 30 Jahre keinen Sport getrieben.

Freilich erschwerten die Corona-Beschränkungen bis in den Frühsommer die Vorbereitung. Eine kurze Krankheit setzte ihn ebenfalls außer Gefecht. "Man konnte nicht so recht beurteilen, wo ich stehe", sagt Freund, der in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) tatsächlich einen unvergesslich dramatischen Wettkampf erleben sollte.

Nachdem sich der Franke mit jeweils drei gültigen Versuchen in der Kniebeuge von 150 auf 170 kg und im Bankdrücken von 110 auf 122,5 kg gesteigert hatte, lag er in der Altersklasse 2 bis 105 kg aussichtsreich im Podiumsrennen.

Im Kreuzheben traute sich Klaus Freund dann nach einem vorsichtigen Auftakt mit 180 kg den Sprung auf 202,5 kg. "Man merkte, es liegt was in der Luft", kommentiert der Routinier seine Entscheidung, die prompt belohnt wurde. Trainer Christoph Seefeld erkannte die Chance, im finalen Durchgang bei nur 5 kg Differenz den zweiten Platz zu erobern und ließ 220 kg auflegen, ohne dass es Freund mitbekam. "Er redete mir die ganze Zeit ins Gewissen, was möglich wäre. Mit jedem Schritt, den ich auf die Hantel zulief, wurde ich gefühlt immer stärker", erinnert sich der Kersbacher Bär. Ohne Beanstandung durch die Jury stemmte der 56-Jährige schließlich den persönlichen Rekord und krönte sich mit 512,5 kg zum deutschen Vizemeister.

"Das war der beste und emotionalste Wettkampf meiner Karriere", konstatiert der euphorisierte Klaus Freund hinterher. Sein besonderer Dank galt neben Trainer Seefeld vor allem "meiner Frau, die die gesamte Zeit an meiner Seite war". Auch auf der achtstündigen Rückfahrt von der Ostsee.

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