Nach Kovac-Aus: Dem FC Bayern fehlt eine Philosophie

4.11.2019, 09:16 Uhr
Das war's für Niko Kovac: Seit Sonntag ist der Kroate nicht mehr Trainer des FC Bayern.

© Uwe Anspach, dpa Das war's für Niko Kovac: Seit Sonntag ist der Kroate nicht mehr Trainer des FC Bayern.

Wenn Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß mit versteinertem Blick auf der Tribüne sitzen und anschließend wortlos an den Journalisten in der Mixed Zone im Stadion vorbeigehen, dann ist es in der Regel kein gutes Zeichen. Als solches hat es wohl auch Niko Kovac am Samstag interpretiert, als er nach der 1:5-Klatsche bei Eintracht Frankfurt gefragt wurde, wie es jetzt mit ihm weitergehe. "Das weiß ich nicht, das wissen Sie wahrscheinlich besser", antwortete er den Medienvertretern und verwies auf die ihm bekannten Mechanismen des Fußballgeschäfts.

Knapp 30 Stunden nach dieser Aussage schlugen die Mechanismen des Fußballs dann wieder zu. Niko Kovac und der FC Bayern trennten sich in "gegenseitigem Einvernehmen", wie der Rekordmeister in einer Pressemitteilung am Sonntagabend bekanntgab.

Doch was heißt gegenseitiges Einvernehmen? Wie verschiedene Medien berichten, wurde Kovac am Abend von Salihamidzic, Rummenigge und Hoeneß einbestellt. Die Bayern-Bosse wollten dem Coach offenbar noch zwei "Endspiele" geben. Das hätte bedeutet: Entweder Kovac liefert gegen Piräus und Dortmund die passenden Ergebnisse – also zwei Siege – oder er fliegt in der Länderspielpause raus.


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Für den Kroaten keine neue Situation, im Prinzip stand er seit seiner Verpflichtung permanent kurz vor dem Rauswurf. Etwa vor einem Jahr war es dann besonders eng. Aber Kovac kämpfte, nahm Ratschläge aus der Führungsebene an, veränderte das Spielsystem und schaffte am Ende der Saison mit dem FC Bayern das Double. Doch was bei anderen Vereinen als großer Erfolg gefeiert wird, ist beim deutschen Rekordmeister gerade einmal Mittelmaß. Denn: Seit 2013 denkt man an der Säbener Straße in anderen Größen. Das Ziel heißt: Triple und sonst nichts.

Dass die Ansprüche beim FC Bayern höher sind als bei anderen Vereinen, muss jedem Trainer klar sein, bevor er dort einen Vertrag unterschreibt. Doch wie soll ein Trainer mit derartigem Druck einen Umbruch einleiten, von dem die Bosse ja immer reden? Spätestens nach dem Abschied von Arjen Robben und Franck Ribery wollte man diesen ja eigentlich angehen – mit Niko Kovac als Projektleiter. Klar, der Kroate hat Fehler gemacht, vor allem sein Umgang mit Thomas Müller wirkte mehr als unglücklich. Die Vereinsführung hat ihren Trainer aber auch allein gelassen. Ein klares Bekenntnis fehlte, eine Philosophie für einen Umbruch ebenfalls. Kein Wunder, dass Kovac selbst seinen Rücktritt anbot, den die bajuwarische Führungstrojka offenbar dankend annahm.

Und damit wären wir wieder beim "gegenseitigem Einvernehmen". Am Ende fanden die Bayern-Bosse dann doch eine gemeinsame Lösung mit Niko Kovac: seine Entlassung. Jetzt braucht es aber wieder eine Entscheidung, schließlich muss ein neuer Trainer her. Diesmal sollte sich die Vereinsspitze bei der Findung ihres neuen Projektleiters aber einig sein, sonst droht wieder ein Chaos wie im Fall Kovac.

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