Bayernliga-Zwischenbilanz von ASV und SVS

Neumarkts Fußball-Aushängeschilder in extremen Gefühlswelten

12.8.2021, 20:13 Uhr
Neumarkts Fußball-Aushängeschilder in extremen Gefühlswelten

© Sportfoto Zink / Melanie Zink

In der Kabine und im Umfeld der Neumarkter Vorzeige-Fußballer herrscht derzeit beste Stimmung, schöner ließe sich die Realität kaum erträumen. Mit der stattlichen Ausbeute von 13 Zählern „hätte ich ehrlich nicht gerechnet“, gesteht ASV-Trainer Jürgen Schmid. Der Ex-Profi aus Parsberg, der seit Frühsommer erstmals eine Mannschaft auf Verbandsebene betreut, verweist auf die Unwägbarkeiten des Saisonstarts nach langer Corona-Pause. In der kurzen Vorbereitung „wussten wir nicht, wo wir stehen“, erklärt Schmid, der es im Nachhinein als glückliche Fügung betrachtet, dass seine bis dato ungeschlagenen Schützlinge nach einem Auftakt-Remis am 2. Spieltag nicht wie ursprünglich vorgesehen gegen Titelfavorit Vilzing antreten mussten. „Der überzeugende Sieg gegen Seligenporten hat uns natürlich Rückenwind gegeben.“


5:1 gegen Seligenporten: ASV Neumarkt ist im Derby eine Klasse besser


Es folgten drei weitere Dreier, wobei vor allem der Erfolg gegen Abtswind mit einem frühen und einem späten Treffer „sicherlich etwas schmeichelhaft“ geriet, wie Schmid einräumt. Den größten Trumpf der bisherigen Runde sieht der 39-Jährige im geschlossenen und entschlossenen Auftreten seiner Mannen. „Wir haben mehr als nur elf Spieler auf nahezu gleichem Niveau, die alle mit voller Leidenschaft zur Sache gehen.“ Das im Vergleich zur alten Spielzeit kaum veränderte Aufgebot ruft zudem „eingespielte Automatismen“ zuverlässig ab, gewann aus Sicht des Trainers durch neu einstudierte Laufwege in der Offensive sogar noch an Schlagkraft hinzu.

Freilich indes erkennt Schmid die Gefahr, sich von der Euphorie um den ASV zur Selbstzufriedenheit verleiten zu lassen. „Bis zu einem gewissen Grad wäre das menschlich. Trotzdem sollten wir aufpassen und demütig bleiben. Wir sind kein Spitzenteam, sondern sammeln weiter Punkte gegen den Abstieg“. In den nächsten Wochen bekomme man es mit „schweren Kalibern“ zu tun. Viel mahnen muss Schmid jedoch nicht. „Es ist lobenswert, wie fokussiert die Jungs an jeden einzelnen Spieltag herangehen.“

Ein fortwährender Lernprozess

So wollen sie am Samstag (14.30 Uhr) im Heimspiel auch auf keinen Fall die Qualitäten des zäh gestarteten ASV Cham unterschätzen. „Aus dem Videostudium lässt sich sowieso noch kein taktisches Muster erkennen“, sagt Jürgen Schmid, der sein junges Team mit Blick auf die erhöhte Belastung der ersten Wochen gerne noch etwas ökonomischer agieren sehen würde. „Die Jungs denken nach vorne und betreiben jedes Spiel mit hoher Intensität.“ In der Ballkontrolle mehr Ruhephasen einzubauen, reiße zwar die Zuschauer nicht von den Sitzen, käme aber einem wertvollen Entwicklungsschritt zum etablierten Bayernligisten gleich. Diesen Status und noch etwas mehr konnte in den vergangenen Jahren der nördliche Nachbar vom SV Seligenporten für sich beanspruchen, ehe finanzielle Einschnitte zu einem kräftigen personellen Aderlass im Kloster führten. Übungsleiter Gerd Klaus sprach von Beginn an von einem Lernprozess, den seine mit etlichen unerfahrenen Nachwuchsakteuren gespickte Auswahl unter Wettkampfbedingungen durchlaufen müsse. Fünf Niederlagen in Serie bestätigen diese Einschätzung auf schmerzliche Art und Weise.

Gleich am 1. Spieltag funktionierte das Zusammenspiel in der ersten Hälfte zunächst sehr harmonisch, allein ein Elfmeterpfiff brachte das sensible Gebilde zum Einsturz. „Klar ist das momentan kein schönes Gefühl, wenn du verlierst. Aber wir sind auf einem ordentlichen Weg und waren zuletzt näher dran“, konstatiert Klaus, der den ungebrochenen Lernwillen des Teams hervorhebt. Deutlichen Schlappen gegen den ASV Neumarkt und Eintracht Bamberg stehen tatsächlich knappere Spielverläufen gegen Don Bosco Bamberg und Sand gegenüber. „Obwohl der Druck steigt, jetzt mal die ersten Punkte einzufahren, dürfen wir nicht die Geduld verlieren“, sagt Klaus vor dem Gastspiel des punktlosen Schlusslichts am Samstag (15 Uhr) bei der SpVgg Hof. Unter seiner Regie „wird es das jedenfalls nicht geben“, dass man sich auf einen destruktiven Verteidigungsansatz mit langen Bällen verlegt. Während Klaus in Oberfranken weiterhin auf seinen angeschlagenen Kapitän Bernd Rosinger verzichten muss und durch den engen Termintakt der ersten Wochen im Training wenig an taktischen Details arbeiten kann, setzt der 50-Jährige bei profanen Dingen an. „Die einfachen Abspielfehler abstellen“ und „im Zweikampf an Cleverness zulegen“. Damit ließe sich das Pendel vielleicht schon bald in die andere Richtung stoßen.

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